Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 03.11.2022 13:06

Pflanzen wie ein Obstbauer

<b>Forstpflanzen</b> von Fichte, Tanne und Buche hatte Joachim Geyer vom AELF dabei und zeigte, wie der Waldbauer die Anwuchs-Quote mit verbesserter Pflanztechnik erhöhen kann.  (Foto: Martin Golling)
Forstpflanzen von Fichte, Tanne und Buche hatte Joachim Geyer vom AELF dabei und zeigte, wie der Waldbauer die Anwuchs-Quote mit verbesserter Pflanztechnik erhöhen kann. (Foto: Martin Golling)
Forstpflanzen von Fichte, Tanne und Buche hatte Joachim Geyer vom AELF dabei und zeigte, wie der Waldbauer die Anwuchs-Quote mit verbesserter Pflanztechnik erhöhen kann. (Foto: Martin Golling)
Forstpflanzen von Fichte, Tanne und Buche hatte Joachim Geyer vom AELF dabei und zeigte, wie der Waldbauer die Anwuchs-Quote mit verbesserter Pflanztechnik erhöhen kann. (Foto: Martin Golling)
Forstpflanzen von Fichte, Tanne und Buche hatte Joachim Geyer vom AELF dabei und zeigte, wie der Waldbauer die Anwuchs-Quote mit verbesserter Pflanztechnik erhöhen kann. (Foto: Martin Golling)

Erst der Borkenkäfer, dann der Kahlschlag. Was folgt, nachdem sämtliche befallenen Fichten aus dem Wald gebracht wurden, das zeigte jüngst die Waldbesitzervereinigung (WBV) Aichach. Sie besitzt im Eichwald östlich von Haunswies rund zehn Hektar Wald. Auf der 0,4 Hektar großen Kuppe stehen nach dem Befall durch den Buchdrucker nur mehr wenige Kiefern. „Wir haben uns entschlossen eine Eichenkultur zu schaffen“, erklärte WBV-Geschäftsführer und Förster Martin Hollfelder den rund 30 Zuhörern, die der Einladung zur ersten von drei Gebietsversammlungen gefolgt sind.

Hollfelder analysierte den Standort: „Hier sehen wir kaum Brombeere, jedoch viel Heidelbeergestrüpp. Der Boden ist also sauer und nur mäßig nährstoffreich.“ Ideal für einen Eichenwald. Als Unterbewuchs und Mischbestockung werden hier Linde und Elsbeere mit ihrem Schatten verhindern, dass die Eichen im unteren Stammbereich große Äste ausbilden. Ob es nun die Traubeneiche (Spessarteiche) oder die Stieleiche sein wird, die hier in den kiesig-sandigen Boden kommt, macht Hollfelder unter anderem von der Verfügbarkeit der Pflanzen ab.

Mit den immer extremer auftretenden trockenen Jahreszeiten Frühjahr und Sommer habe sich der Pflanzzeitpunkt in die Wintermonate November, Dezember, Januar und Februar verschoben, erklärte Förster Rolf Banholzer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). „In diesen Monaten müssen wir künftig pflanzen, um einen möglichst hohen Pflanzerfolg zu erreichen“, so Banholzer. Auf die Frage nach dem Frost im Boden, antwortete der Förster mit der Gegenfrage: „Wann hatten wir in den letzten Jahren durchgehend Frost im Waldboden?“
Banholzer rät den Waldbauern, auf den klimabedingt immer häufiger entstehenden Freiflächen genau zu schauen, welche Baumarten sich eignen. Fragen dazu will der Förster auf keinen Fall am Telefon beantworten. Er müsse schon wissen, wie der Restbestand ausschaut, wie die Sonneneinstrahlwinkel, die Beschattung liegt, was die Bodenkartierung sagt und was der Pflanzenbewuchs verrät. „Wenn ich mir die Arbeit mache aufzuforsten, samt Zaunbau und Ausmähen der Pflanzen, dann sollte das auch funktionieren."
Damit jede einzelne Jungpflanze optimale Startbedingungen erhält, ist exaktes Arbeiten beim Pflanzen erforderlich. „Das geht aber auf keinen Fall mit der Wiedehopfhaue“, klärte der Mann aus der Praxis beim AELF, Joachim Geyer, die Waldbauern auf. Wie mit dem Hohlspaten fachmännisch individuelle Pflanzlöcher hergestellt werden, das zeigt der Spezialist gleich mehrmals. Bei so teuren Pflanzen wie der Elsbeere zähle nicht mehr die Geschwindigkeit, sondern die Quote beim Anwuchs. Auch sollte der Waldbauer das ein oder andere Pflanzenbündel bei der Lieferung offenlegen und die Ware kontrollieren. Wichtig sei: gesund, gerade, frisch und ein Mindestanteil von 30 Prozent an Feinwurzeln und dass diese möglichst schnell wieder in Erde eingeschlagen würden, um nicht auszutrocknen. Geyers Credo: „Wir pflanzen heutzutage eher wie ein Obstbauer, damit die jungen Bäume einen optimalen Start erhalten.“

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