Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Millionenförderung für zwei umweltmedizinische Forschungsprojekte

Hitze und die Folgen des Klimawandels können die Gesundheit gefährden. Forschende der Universität Augsburg widmen sich diesem Problem in zwei neuen Projekten. (Foto: Universität Augsburg)
Hitze und die Folgen des Klimawandels können die Gesundheit gefährden. Forschende der Universität Augsburg widmen sich diesem Problem in zwei neuen Projekten. (Foto: Universität Augsburg)
Hitze und die Folgen des Klimawandels können die Gesundheit gefährden. Forschende der Universität Augsburg widmen sich diesem Problem in zwei neuen Projekten. (Foto: Universität Augsburg)
Hitze und die Folgen des Klimawandels können die Gesundheit gefährden. Forschende der Universität Augsburg widmen sich diesem Problem in zwei neuen Projekten. (Foto: Universität Augsburg)
Hitze und die Folgen des Klimawandels können die Gesundheit gefährden. Forschende der Universität Augsburg widmen sich diesem Problem in zwei neuen Projekten. (Foto: Universität Augsburg)

Das sich ändernde Klima beeinflusst die verschiedensten Lebensbereiche, insbesondere auch die Gesundheit. Mehr Hitzetage und längere Hitzeperioden sowie mehr Schadstoffe in der Luft führen voraussichtlich zu mehr medizinischen Notfällen mit Bedarf an intensivmedizinischer Betreuung. Zudem wandelt sich mit dem Klima auch die Pflanzenwelt. Allergiker sind länger und mehr Pollen ausgesetzt. Mit zwei Forschungsprojekten nimmt sich die Universität Augsburg dieser beiden Aspekte des Klimawandels an. Dabei geht es zum einen um die Entwicklung eines Vorhersagemodells für umweltbedingten Intensiv- und Beatmungsbedarf an Krankenhäusern, zum anderen um die Verbesserung der Versorgung von Allergikern. Die Projekte der Augsburger Universitätsmedizin im Themenfeld Gesundheit im Klimawandel erscheinen vielversprechend, denn der gemeinsame Bundesausschuss fördert sie mit insgesamt 3,5 Millionen Euro aus seinem Innovationsfonds.

Das erste Projekt läuft unter dem Namen „Alert-Its”. Professor Philip Raake, Inhaber des Lehrstuhls für Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie und Leiter der I. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Augsburg hat es gemeinsam mit Elke Hertig, Professorin für Regionalen Klimawandel und Gesundheit, und Christian Hinske, Professor für Datenmanagement und Clinical Decision Support, ins Leben gerufen. Rund 21.000 Intensivbetten gebe es in deutschen Krankenhäusern. Fast jede dritte intensivmedizinische Behandlung betreffe Patienten mit akutem Herzinfarkt, akuter Herzinsuffizienz, respiratorischer Insuffizienz, Lungenentzündung, Schlaganfall und akuter Verschlechterung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung. „Wir gehen davon aus, dass diese Erkrankungen durch den Klimawandel und der damit einhergehenden Zunahme von Hitzetagen und Extremwetterereignissen in Kombination mit steigenden Luftschadstoffen noch deutlich häufiger werden“, prognostiziert Professor Raake.

Ziel des Projekts sei es, ein Modell zu entwickeln, „mit dem wir das Aufkommen umweltbedingter Erkrankungen vorhersagen und dokumentieren können“, erklärt Dr. Bastian Wein, der an der Entwicklung des Projekts federführend beteiligt war. Dabei geht es vor allem um das „regionale Auftreten von bestimmten Umweltbedingungen wie Hitzetagen oder Schadstoffbelastung zum Beispiel durch Ozon und der daraus erwachsende erhöhte Bedarf an intensivmedizinischer Versorgung”. Die Forschenden wollen Wetter- und Umweltdaten mit Gesundheitsdaten kombinieren, um Beziehungen zwischen Umwelteinflüssen und dem intensivmedizinischen Versorgungsbedarf zu analysieren. „Wir werden ein Vorhersage-Modell entwickeln und dieses an ausgewählten Regionen überprüfen”, so Wein. Für die Region Augsburg sollen in einem Monitoring-System Echtzeit-Wetter- und Umweltdaten kombiniert und so der intensivmedizinischen Versorgungsbedarf vorhergesagt werden, führt Wein weiter aus. Hat das Projekt hier Erfolg, dann sollen in einem nächsten Schritt die Ergebnisse genutzt werden, um ein bundesweites Monitoring-System einzurichten. Letztlich soll es so möglich sein, „dass je nach Wetter- und Klimalage rechtzeitig genügend Intensivbetten und Beatmungsmöglichkeiten vorgehalten werden”, teilt die Universität Augsburg mit. Aus dem Innovationfonds gibt es für „Alert-Its” 1,8 Millionen Euro über den Zeitraum von drei Jahren als Förderung.

„Wir sehen mehr Pollen, aggressivere Pollen und sie fliegen über einen längeren Zeitraum im Jahr”

Das zweite geförderte Projekt trägt den Titel „Melius” und widmet sich einem Problem, das fast ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland betrifft: Pollenallergien. „Durch den Klimawandel erhöht sich die Allergenbelastung. Wir sehen mehr Pollen, aggressivere Pollen und sie fliegen über einen längeren Zeitraum im Jahr. Hinzu kommen Phänomene wie Gewitterasthma, deren Zunahme im Zuge häufiger auftretender Stürme sehr wahrscheinlich ist”, erklärt Projektleiterin Professorin Claudia Traidl-Hoffman, Inhaberin des Lehrstuhls für Umweltmedizin an der Universität Augsburg. Mit „Melius” wollen die Forschenden Risikofaktoren identifizieren und „ermitteln, wie die Versorgungssituation der Patientinnen und Patienten aussieht und welche Mehrbelastungen für das Gesundheitssystem durch umweltbedingte Allergiebeschwerden zu erwarten sind”. Simulationsmodelle sollen dabei helfen, Prognosen für das Auftreten allergischer Erkrankungen in verschiedenen Klimaszenarien zu erstellen.

Traidl-Hoffman möchte dabei auch Daten zu neuen, im Rahmen des Klimawandels auftretenden Krankheiten erfassen, wie dem Gewitterasthma, „bei dem es während Gewittern bei Allergikern zu akuten, lebensbedrohlichen Asthmaanfällen kommen kann, die wiederum zu Versorgungsengpässen in Notaufnahmen führen können”.

Ziel des ebenfalls für den Zeitraum von drei Jahren mit circa 1,7 Millionen Euro vom Innovationsfonds geförderten Projekts sei es, „effiziente und effektive Behandlungspfade für allergische Erkrankungen zu erarbeiten, die diese klimabedingten Faktoren berücksichtigen”. So soll herausgefunden werden, welche Faktoren in der direkten Umgebung die Reaktion des Immunsystems steuern, um Möglichkeiten für „personalisierte Frühwarnsysteme und individuelles Allergenmonitoring” zu schaffen. „Insgesamt geht es uns auch darum, die Probleme und Kosten innerhalb des Gesundheitssystems im Bereich von Allergien zu identifizieren und Wege zu finden, wie in Zukunft angesichts noch zunehmender allergischer Erkrankungen die Versorgung der Betroffenen verbessert und zukunftsfähig gemacht werden kann“, fasst Traidl-Hoffmann ihre Ziele zusammen.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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