Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 12.09.2023 05:00, aktualisiert am 12.09.2023 10:53

Jetzt auch Quereinsteiger an Mittelschulen im Einsatz

<b>Ihr erstes Jahr in der Schule</b> haben ab sofort 1483 Grundschüler in Aichach-Friedberg vor sich. Das entspricht einem Zuwachs von 73 Kindern im Vergleich zum Vorjahr. (Foto: Pixabay/klimkin)
Ihr erstes Jahr in der Schule haben ab sofort 1483 Grundschüler in Aichach-Friedberg vor sich. Das entspricht einem Zuwachs von 73 Kindern im Vergleich zum Vorjahr. (Foto: Pixabay/klimkin)
Ihr erstes Jahr in der Schule haben ab sofort 1483 Grundschüler in Aichach-Friedberg vor sich. Das entspricht einem Zuwachs von 73 Kindern im Vergleich zum Vorjahr. (Foto: Pixabay/klimkin)
Ihr erstes Jahr in der Schule haben ab sofort 1483 Grundschüler in Aichach-Friedberg vor sich. Das entspricht einem Zuwachs von 73 Kindern im Vergleich zum Vorjahr. (Foto: Pixabay/klimkin)
Ihr erstes Jahr in der Schule haben ab sofort 1483 Grundschüler in Aichach-Friedberg vor sich. Das entspricht einem Zuwachs von 73 Kindern im Vergleich zum Vorjahr. (Foto: Pixabay/klimkin)

Die Schülerzahl steigt jährlich, der Bayerntrend setzt sich auch im Wittelsbacher Land fort, informieren die Schulamtsdirektorinnen Ingrid Hillenbrand und Claudia Genswürger zum Schulanfang. Um der schwierigen Personalsituation an den Grund- und Mittelschulen Herr zu werden, greift die Institution in Absprache mit den Schulleitungen schon jetzt zur Unterstützung zurück: auf die Mobile Reserve, Zweitqualifizierte Kräfte anderer Schularten und Quereinsteiger ohne Lehramtsstudium. Zur Förderung des Spracherwerbs von Flüchtlingskindern sind Drittkräfte im Einsatz, „Brückenbauer” helfen beim Ausgleich pandemiebedingter Nachteile für Schülerinnen und Schüler. Darüber hinaus gibt es Schulassistenzen, die bei der Aufsicht oder Aktionstagen helfen, und ehrenamtliche Lernpaten.

In Aichach-Friedberg gibt es 25 Grundschulen und elf Mittelschulen. Stand Juli wurden dem Schulamt für das angehende Schuljahr 5564 Grundschüler in 259 Klassen sowie 2091 Mittelschüler in 107 Klassen gemeldet. Die Zahl der Grundschüler hat sich um 220 im Vergleich zum Vorjahr erhöht, die Zahl der Mittelschüler ist um vier gesunken. Kinder, die in die 1. Klasse starten, wurden 1483 gezählt, 73 mehr als im Vorjahr. Allerdings: „Da ist noch Bewegung”, erklärt Ingrid Hillenbrand. Auch im August und kurz vor Schulbeginn werden, zum Beispiel durch Zuzug, noch Jungen und Mädchen angemeldet. Die gängigste Klassenstärke liegt bei 21 bis 25 Kindern (184 Klassen), gefolgt von Klassen mit 16 bis 20 Schülerinnen und Schülern (134). Bis 15 Kinder gehen in 20 Klassen, zwischen 26 und 30 sind es in 28 Klassen. Die Prognose, die das Schulamt anhand der Geburtenzahlen für die Grundschulen und aus Erfahrungswerten für die Mittelschulen erstellt, zeigt eine Tendenz zum weiteren Anwachsen der Schülerzahlen in den kommenden fünf Jahren.

Derzeit sind 545 Lehrkräfte an den Grund- und Mittelschulen im Wittelsbacher Land im Einsatz, 40 mehr als noch im Jahr zuvor. Außerdem 57 Lehramtsanwärter (plus sechs), 64 Fachlehrer und Fachlehrerinnen (minus drei) und elf Förderlehrerinnen und Förderlehrer (plus eins).

Um Lehrermangel und Ausfälle zu kompensieren, stehen dem Schulamt diverse Maßnahmen zur Verfügung, die dafür sorgen sollen, dass die Schülerinnen und Schüler im Landkreis Aichach-Friedberg in gleichbleibender Qualität unterrichtet werden können. Die sogenannte Mobile Reserve etwa, die einspringt, wenn Lehrkräfte wegen Krankheit oder aus anderen Gründen ausfallen. „In der Organisation steckt viel Zeit”, gibt Ingrid Hillenbrand zu verstehen. Immerhin muss oft auch sehr kurzfristig eine Unterstützung für betroffene Schulen organisiert werden. Mit Hilfe der Zweitqualifizierung können sich Gymnasial- oder Realschullehrer, die nur schwer eine Festanstellung an ihrer Schulart bekommen, zu Grund- oder Mittelschullehrern umschulen lassen. 14 Lehrkräfte für die Grundschulen und 23 für die Mittelschulen stehen für das neue Schuljahr in diesem Bereich zur Verfügung. Allerdings werden diese Lehrkräfte nun verstärkt wieder an ihrer ehemaligen Schulart gebraucht, berichten die Schulamtsdirektorinnen.

Mit Hilfe eines neuen Modells gibt es heuer erstmals Quereinsteiger zur Unterstützung des Lehrerkollegiums. Es handelt sich dabei um Lehramtsanwärter, die im Sonderseminar ausgebildet werden, da sie bisher zwar kein Lehramt, aber einen entsprechenden Fächerkanon studiert haben, etwa Mathematik oder Informatik. Fünf Quereinsteiger unterstützen die Mittelschulen, nur an dieser Schulform ist das möglich.

Lehrkräfte müssen sich im Umgang mit Chat GPT fortbilden

Drittkräfte wiederum sind Frauen und Männer, die nicht Lehrerinnen oder Lehrer sind, aber pädagogische Qualifikationen haben. Sie helfen seit vergangenem Jahr bei der Förderung des Spracherwerbs von Flüchtlingskindern, im kommenden Schuljahr an 19 Schulen. Das Förderprogramm „Gemeinsam Brücken bauen” besteht seit 2021 zum Ausgleich pandemiebedingter Nachteile bei Schülerinnen und Schülern und wird in reduziertem Umfang weitergeführt (Kürzung von 400 auf 100 Stunden). In den sogenannten Brückenklassen wiederum helfen unter anderem ukrainische Lehrkräfte aus, die auf der Flucht vor dem Krieg ins Wittelsbacher Land gekommen sind. Ziel der Klassen, die es in Aichach, Dasing, Friedberg und Aindling an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien gibt, ist es, ukrainischen Kindern innerhalb eines Jahres die deutsche Sprache und das bayerische Schulsystem so nahezubringen, dass sie künftig in den Regelunterricht gehen können.

Schulassistenzen, die keinen Unterricht machen, aber unterstützend tätig sind, etwa bei der Aufsicht oder an Wandertagen, werden an acht Grundschulen eingesetzt. Zudem arbeiten – als Maßnahme der Freiwilligenagentur in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt – 69 ehrenamtliche Lernpatinnen und Lernpaten an 19 Schulen, mit einzelnen Kindern oder mit kleinen Gruppen. Im sogenannten Vorkurs werden Kinder zweieinhalb Jahre individuell in Kleingruppen bei ihrer Sprachbildung und der Entwicklung ihrer Lese- und Schreibkompetenz von Erzieherinnen und Sozialpädagogen gefördert.

Das Schulamt steht im Austausch mit den Schulen und den Kräften aus den genannten Unterstützungsmöglichkeiten, nimmt Kontakt auf zu beurlaubten Lehrkräften und fragt bestimmtes Personal an, wenn es eng wird. Durch all diese Maßnahmen sei „eine gute Versorgung der Schulen” gewährleistet, sagen die Schulamtsdirektorinnen.

Digitalisierung an den Schulen

Im Hinblick auf die Digitalisierung berichtet das Schulamt: „Die Ausstattung wird immer mehr und besser”, wie Claudia Genswürger bilanziert. Die kleinste Schule im Wirkungskreis des Schulamts Aichach-Friedberg, die Mittelschule in Sielenbach, sei nun komplett mit Tablets ausgestattet. Auch viele andere Schulen sind bereits ausgestattet oder planen dies.

  • Um die Digitalisierung an den Grund- und Mittelschulen voranzutreiben, gibt es innerhalb der Schulgemeinschaft ein neunköpfiges Expertenteam aus Beratern, Referenten und einem Datenschutzbeauftragten, zudem vier Schulentwicklungsmoderatorinnen und einen sogenannten Schilf-Koordinator Digitale Bildung (SKDB) für den Mittelschulverband Friedberger Land, ein Modellprojekt für schulinterne Lehrerfortbildungen.
  • Die Fortbildungsschwerpunkte liegen im Informatikunterricht, auf Grundlagen im Umgang mit digitalen Geräten, beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht und auf reflektierter Mediennutzung. Außerdem werden die Lehrkräfte in Bezug auf Bayern Cloud Schule (ByCS), einem Multi-Online-Projekt verschiedener Ministerien des Freistaats Bayern, geschult.
  • Künstliche Intelligenz (KI) und Chat GPT sind aktuelle Themen, mit denen sich Schulamt, Schulleitungen und Lehrerkollegium befassen müssen. Auch hierzu sind Fortbildungen geplant. Vorgenommen werden muss laut Schulamtsdirektorin Claudia Genswürger eine Prüfungs- und Bewertungsanpassung, etwa bei Hausarbeiten. Man müsse Künstliche Intelligenz „als neues Werkzeug für den Unterricht” lernen einzusetzen. So könne Chat GPT als Einstieg in ein Arbeitsthema herangezogen werden, die gelieferten Informationen müssten dann aber entsprechend aufbereitet werden. Wie, das müsse man den Jungen und Mädchen als Lehrkraft vermitteln.

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Nayra Weber
Nayra Weber

Redakteurin

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