Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 25.10.2022 12:03
Von Depressionen geplagt waren während der Corona-Zeit vermehrt Jugendliche, insbesondere Mädchen über 14 Jahre.  (Foto: DAK-Gesundheit)
Von Depressionen geplagt waren während der Corona-Zeit vermehrt Jugendliche, insbesondere Mädchen über 14 Jahre. (Foto: DAK-Gesundheit)
Von Depressionen geplagt waren während der Corona-Zeit vermehrt Jugendliche, insbesondere Mädchen über 14 Jahre. (Foto: DAK-Gesundheit)
Von Depressionen geplagt waren während der Corona-Zeit vermehrt Jugendliche, insbesondere Mädchen über 14 Jahre. (Foto: DAK-Gesundheit)
Von Depressionen geplagt waren während der Corona-Zeit vermehrt Jugendliche, insbesondere Mädchen über 14 Jahre. (Foto: DAK-Gesundheit)

Die Pandemie ist auch im zweiten Jahr nicht spurlos an Bayerns Kindern und Jugendlichen vorübergegangen. Psychische Leiden und Verhaltensstörungen trafen besonders die Jugendlichen und Mädchen. Nach einer neuen Analyse der DAK-Gesundheit wurde bei den weiblichen Jugendlichen im Freistaat (15 bis 17 Jahre) um die Hälfte häufiger eine Angststörung diagnostiziert als noch vor der Pandemie. Erstdiagnosen bei Depressionen nahmen um 40 Prozent zu. Neuerkrankungen bei Essstörungen stiegen um 130 Prozent. Bei den gleichaltrigen Jungen dagegen gingen die Fallzahlen jeweils zurück.

Ein Vergleich der Altersgruppen zeigt: Psychische Neuerkrankungen stiegen fast nur bei Jugendlichen. Für den aktuellen Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit in Bayern analysierte das Wissenschaftsinstitut Vandage mit der Universität Bielefeld ambulante und stationäre Behandlungsdaten für die Jahre 2018 bis 2021 von rund 107▎000 Kindern und Jugendlichen. Danach wurden in allen Altersgruppen und unabhängig vom Geschlecht mehr Fälle von erstmalig behandelter Adipositas beobachtet.

Insgesamt gingen Krankenhausaufenthalte und Arzneimittel-Verschreibungen in 2021 weiter zurück. "Eine Verbesserung der Kinder- und Jugendgesundheit kann nur in Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen erreicht werden", sagt Sophie Schwab, Leiterin der DAK-Landesvertretung Bayern. "Daher begrüße ich den vom Bayerischen Gesundheitsministerium ins Leben gerufenen Expertenkreis, in dem viele Akteure über Sektoren- und Fachgrenzen hinweg daran arbeiten, die Situation der Kinder, Jugendlichen und ihrer Familien zu verbessern."

Dr. Michael Hubmann, stellvertretender Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) Bayern und Mitglied des BVKJ-Bundesvorstandes, ergänzt: "Die Betreuung der betroffenen Infos Kinder und Familien kann nur gelingen, wenn wir es schaffen, wirklich sektorenübergreifend zusammenzuarbeiten und vor allem unser direktes Kommunikationsangebot beständig auszubauen. Dafür nutzen immer mehr pädiatrische Praxen die Patienten-App 'Mein Kinder- und Jugendarzt', in der bereits mehr als 650▎000 Patienten und Patientinnen registriert sind – mit stark steigender Tendenz. Dort werden auch Hilfsangebote von anderen Versorgungsebenen wie der Jugendhilfe und Erziehungsberatungsstellen vernetzt." Das digitales Facharztkonsil "PädExpert" ermögliche schnelle Hilfe für Familien und erspare diesen teilweise weite Wege und lange Wartezeiten zu pädiatrischen Fachärztinnen und Fachärzten.

Jüngere Kinder kaum betroffen

Beim Blick auf die psychischen Einzeldiagnosen der verschiedenen Altersgruppen fällt auf: Bei den Jugendlichen gab es bei sieben der zehn häufigsten psychischen Erkrankungen oder Verhaltensstörungen teils deutliche Zuwachsraten, während bei jüngeren Kindern steigende Neuerkrankungsraten die Ausnahme blieben. Angststörungen weiter auf dem Vormarsch Die Neuerkrankungsrate von Angststörungen hat sich in fast allen betrachteten Altersgruppen erhöht. Besonders deutliche Anstiege gab es auch im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, bei den jugendlichen Mädchen (plus 51 Prozent) sowie bei den Zehn- bis 14-Jährigen (plus 22 Prozent). Hochgerechnet auf ganz Bayern waren mehr als 16▎000 junge Menschen im Alter von zehn bis 17 Jahren betroffen.

Eine Depressions-Erkrankung wurde im vergangenen Jahr hochgerechnet bei mehr als 13.000 jungen Menschen im Freistaat neu diagnostiziert. Die Entwicklung der Fallzahlen verlief bei Jungen und Mädchen unterschiedlich. Für Jungen im Schul- und Jugendalter ist zwischen 2019 und 2021 ein Rückgang der neudiagnostizierten Fälle zu beobachten. Bei Mädchen im Schulalter (zehn bis 14 Jahre) hingegen ist eine Zunahme um 35 Prozent zu verzeichnen, bei Mädchen im Jugendalter um 40 Prozent.

Während der Pandemie ist in Bayern auch die Häufigkeit ärztlich diagnostizierter Essstörungen deutlich gestiegen. Gegenüber 2019 wurden im vergangenen Jahr 90 Prozent mehr Jugendliche ärztlich behandelt. Besonders deutlich ausgeprägt war die Zunahme bei jugendlichen Mädchen (plus 130 Prozent).

Erstmalig behandelte Adipositas-Fälle stiegen bei den Grundschülern im Vergleich zum Vor-Pandemiezeitraum um mehr als Fünftel, bei den Schulkindern um 13 Prozent und bei den Jugendlichen um elf Prozent. Bei den Jugendlichen lag Bayern im Bundesdurchschnitt, bei den Jüngeren darüber.

Im Vergleich zu 2019 gingen 2021 Krankenhausaufenthalte um 22 Prozent zurück, während Arztbesuche auf diesem Niveau blieben. Rückgänge gab es bei Behandlungen von Atemwegserkrankungen und Muskel-Skelett-Beschwerden (jeweils minus 13 Prozent) sowie Infektionskrankheiten (minus sieben Prozent). 2021 bekamen auch zwölf Prozent weniger Kinder- und Jugendliche Arzneimittel verschrieben als in der Vor-CoronaZeit. Die Zahl der verordneten Antibiotika sank um 43 Prozent, die der Reserveantibiotika gar um 47 Prozent.

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