Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

„Zorro der Rächer“ trat im Gögginger Kurhaus auf

Das Gögginger Kurhaus half schon als Stadttheater aus. (Foto: Dr. Heinz Münzenrieder)
Das Gögginger Kurhaus half schon als Stadttheater aus. (Foto: Dr. Heinz Münzenrieder)
Das Gögginger Kurhaus half schon als Stadttheater aus. (Foto: Dr. Heinz Münzenrieder)
Das Gögginger Kurhaus half schon als Stadttheater aus. (Foto: Dr. Heinz Münzenrieder)
Das Gögginger Kurhaus half schon als Stadttheater aus. (Foto: Dr. Heinz Münzenrieder)

Das zwischenzeitlich herrlich wiederertstandene Kurhaus in Göggingen hat eine bewegte Vergangenheit. Insbesondere in der Nachkriegszeit und bis hinein in die 1970er Jahre war es nicht nur gleichsam der Mittelpunkt des örtlichen Lebens, in gut nachbarschaftlicher Weise half es auch den Augsburgern aus der Patsche und stellte sich als Ersatz für das im Krieg zerstörte Stadttheater zur Verfügung.

Carlo Cremer, Alfred Landory und nicht zuletzt Ralph Maria Siegel sorgten hierfür, dass mit der „Neuen Musikbühne“ Licht ins noch triste Nachkriegsleben kam. Schon am 24. Januar 1946 hob sich der Vorhang zur Premiere der Operette „Der Opernball“ und das Stück „Im Weißen Rössl“ ging gleich 150 Mal über die Bühne.

5-Uhr-Tanztee mit perlweißen Nylonhemden und gestärkten Kragen

Doch schon 1949 war Schluss mit lustig: Schließlich war das Augsburger Stadttheater wieder einigermaßen bespielbar. Die schon 1938 bis 1945 tätige Pächterfamilie Ernst und Rosa Modes erwarb 1951 erneut das Kurhausanwesen von der Hessing-Stiftung.

Dem guten Herrn Hofrat hätte dies wohl nicht gepasst. Doch die damals finanziell recht schmalbrüstige Stiftung wollte sich von dem „alten Gerümpel“ trennen. Die Modes brachten gleich Schwung in die Kurhausbude. Die neue Cinema-Zeit war angebrochen und aus dem Palmensaal wurde schnell ein Lichtspieltheater, in dem „Zorro der Rächer“ grüßen ließ. Das Café im westlichen Flügelbau wurde aktiviert und im „Kopfbau“ zum Klausenberg hin entstand ein fetziger Tanzschuppen.

Und eine Besonderheit der 1950er und 1960er war der sonntägliche 5-Uhr-Tanztee auf der Café-Terrasse, wo in den warmen Sommermonaten – wie es sich gehörte – viele perlweiße Nylonhemden mit extra schön gestärkten Kragen anzutreffen waren. Und das Café entwickelte sich bald zur Gögginger Szeneinstitution. Doch 1971 wollten die Modes nicht mehr und das gute Haus wurde einfach zugesperrt. Und nun begann der langjährige Kampf um seinen Erhalt. Doch dies ist eine eigene Geschichte.


Von Dr. Heinz Münzenrieder
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