„Wir haben uns ja auch sehr bemüht, um dort oben hinzukommen”, betont Brunner. Dass die Spielzeit eingefroren und frühestens ab September fortgesetzt werden soll, nennt er „eine sportlich faire, eine „hervorragende Lösung”. Freilich räumt er gleichzeitig ein: „Aufgrund unserer sportlichen Lage ist es klar, dass ich jetzt so red''.” Allerdings zeigt die Anzahl der Vereine, die abgestimmt haben, dass sich nicht nur diejenigen beteiligt haben, die in den Tabellen ganz oben oder ganz unten stehen. Von 4348 Klubs, die Mannschaften im Erwachsenenspielbetrieb des BFV stellen, beteiligten sich 3197 an der Umfrage, mutmaßlich also auch einige, für deren Teams es sportlich um nichts mehr geht. Brunner lobt deshalb die Arbeit des Verbands, der sich „diese Konstellation sehr gut ausgedacht hat. Es überrascht mich, dass der BFV sein Ding so durchgezogen hat.” Der BCA-Spartenleiter ist daher sicher, dass auch in puncto Wechselthematik bald „Lösungen folgen, durch die niemand benachteiligt wird”. In eben diesem Punkt sieht etwa Michael Schaeffer, Brunners Pendant beim TSV Dasing, die meisten offenen Fragen. Von einer der drängendsten ist der TSV schließlich unmittelbar betroffen: Was bedeutet das für das anstehende Trainerdomino? Der Coach des Kreisligisten, Jürgen Schmid, wird zur Saison 2020/21 - also ursprünglich ab Juli - den TSV Hollenbach übernehmen. Dessen Spielertrainer, Christian Adrianowytsch, wechselt zum TSV Aindling. Dasing hat sich derweil die Dienste von Frank Mazur von Ligakonkurrent Alsmoos-Petersdorf gesichert. Beim SSV werden Ecknachs Defensivspieler Björn Wohlrab und Aindlings Angreifer Simon Knauer die kickenden Übungsleiter. Als wäre diese Situation nicht ohnehin schon unübersichtlich genug, kommt jetzt also die Post-Corona-Frage hinzu: Wer trainiert ab September - oder möglicherweise gar ab März - wen? Und hätte ein Spielertrainer, der bereits im Juli wechselt, bei seinem neuen Verein auch Spielrecht? Derlei Probleme gebe der Verband mit seiner Lösung derzeit an die Vereine ab, findet Schaeffer, der weitere Unklarheiten sieht. „Was ist, wenn Spieler einen Verein unbedingt verlassen wollen und im Juli dort aufhören. Die Neuverpflichtungen des Vereins aber kommen noch nicht, weil sie ihrerseits mit ihren jetzigen Klubs die Runde zu Ende spielen”, gibt er ein Beispiel: „Dann steht der Verein plötzlich mit fünf Mann zu wenig da.” Auch gibt Schaeffer zu Bedenken, dass eine Gemeinde eigenständig ihre Sportanlagen sperren kann, sollte auf ihrem Gebiet das Coronavirus erneut ausbrechen. Und was passiert, wenn ein Team in Quarantäne muss? „Aber ich habe keine Sorgen, dass der Verband auch dazu Antworten liefern wird”, sagt der Abteilungsleiter, der prognostiziert, „dass in den unterklassigen Ligen 2020 gar kein Ball mehr rollen wird”, die Saison also erst im Frühjahr 2021 wieder aufgenommen wird. Auch Schaeffer und der TSV Dasing haben im Übrigen dafür gestimmt, die Saison fortzusetzen - obwohl eine mögliche Annullierung den abstiegsgefährdeten Autobahn-Anrainern ein weiteres Jahr in der Kreisliga zugesichert hätte. „Die Spielzeit sportlich zu Ende zu bringen, ist aber der einfachere Weg”, begründet Schaeffer. „Sonst würden wir womöglich das ganze Jahr 2021 damit verbringen, auf die Meister und Absteiger zu warten.” Denn mögliche Klagen dagegen, die Saison anderweitig oder gar nicht zu werten, hätten - davon ist Schaeffer überzeugt - langwierige Gerichtsverfahren nach sich gezogen, die sich durch sämtliche Instanzen schleppen. Allerdings erwartet der TSV-Spartenchef, „dass der Amateurfußball nach Corona ein anderer sein wird”. Denn das Gros der Sponsoren wird mutmaßlich weniger oder gar kein Geld mehr in die Vereine investieren können, begründet Schaeffer. Der TSV Dasing stehe aber wegen nicht vor finanziellen Schwierigkeiten, sagt der ehemalige Marketing- und Vertriebsleiter einer namhaften Bäckerei. „Wir sind nicht so aufgestellt, dass unser Verein jetzt leiden müsste.” Auch dem BC Aichach, das versichert Brunner, drohe kein Ungemach. Er übt sich gar in Selbstironie: „Die fehlenden Zuschauereinnahmen machen das Kraut nicht wirklich fett”, sagt er und lacht. Der BCA ist mit seinen 168 Heimspiel-Besuchern im Schnitt schließlich nicht gerade als Publikumsmagnet der Region bekannt. Generell fordert Brunner etwas mehr Gelassenheit und Nachsicht. „Wir sprechen bei Corona von einer Pandemie, einem Katastrophenfall. So etwas hat noch keiner mitgemacht. Und es kann keiner was dafür.” „Der Amateurfußball wird nach Corona ein anderer sein”