Mittlerweile dürften diese beiden englischen Amateurvereine an Bekanntheit gewinnen. Beim Bayerischen Fußballverband (BFV) zumindest spielen sie derzeit eine große Rolle. Seit nämlich der englische Verband, die Football Association (FA), die unterklassigen Ligen der Saison 2019/20 wegen der Corona-Pandemie komplett abgebrochen und die Ergebnisse für null und nichtig erklärt hat, ist der Aufschrei der kleinen Klubs groß. Vor allen Dingen von jenen, die kurz vor dem Aufstieg standen - so wie Siebtligist South Shields - oder den Sprung in die nächsthöhere Klasse eigentlich schon sicher hatten - wie Neuntligist Vauxhall Motors. Beide Vereine hinterfragen diesen aus ihrer Sicht vorschnellen Entschluss und kündigen an, rechtliche Schritte einzuleiten, sollte der Verband nicht eine andere Lösung finden. Sie stehen in engem Kontakt mit anderen betroffenen Fußballklubs. Der FA droht eine regelrechte Klagewelle. Und die will der BFV unbedingt vermeiden. Daher will der Verband nach Informationen der Aichacher Zeitung die Saison unbedingt sportlich zu Ende bringen. Das sei die rechtstechnisch gesehen sicherste Lösung, heißt es aus BFV-Kreisen. Denn - wie in England - ist auch in Deutschland nicht in den Statuten verankert, wie vorzugehen ist, wenn die Saison abgebrochen wird. Es fehlt die juristische Grundlage dafür, Vereinen die bisherigen Leistungen abzuerkennen. Deshalb würde die Tabelle zunächst eingefroren werden, um die Spielzeit zu einem späteren Zeitpunkt - je nach Vorgabe der Behörden - im Sommer, Herbst oder gar erst im Frühjahr 2021 wieder aufzunehmen. Der BFV sieht sein Ansinnen gestützt von der Mehrheit der bayerischen Vereine. Das geht aus den sogenannten Webinaren hervor, in denen der Verband in den vergangenen Wochen mit 5200 Klub-Funktionären via Internet kommuniziert hat. Daraus ist zudem eine klare Vorgabe hervorgegangen: Geisterspiele soll es im Amateurfußball definitiv keine geben. So plant auch der BFV. Wichtigster Faktor ist Zeit. Dabei profitiert der Verband davon, dass der DFB vergangenen Freitag seine Statuten entsprechend angepasst hat. Damit ermöglichte der Fußballbund das vom Landesverband angestrebte flexible Saisonende: Der Grundsatz, dass ein Spieljahr zum 1. Juli eines Jahres beginnt und zum 30. Juni des Folgejahres endet, ist für die nächsten 15 Monate aufgehoben. Allerdings muss bei so viel zeitlichem Spielraum an Details gefeilt werden. So muss etwa geklärt werden, wie man die Verzahnung der Regionalliga Bayern mit der dritten Liga organisiert. Die dritthöchste Spielklasse könnte als Profiliga möglicherweise ab Mai den Spielbetrieb wieder aufnehmen und die Runde dadurch zum regulären Termin beenden. Derlei Probleme werden zwangsläufig mit jeder Lösung einhergehen. Das gesamte Vorgehen jedenfalls zeigt, dass die Priorität des BFV ganz klar auf der aktuell pausierenden Spielzeit liegt. Die Saison 2020/21 steht hintan. BFV-Präsident Rainer Koch kündigte bereits an, dass sie „zu einem späteren Zeitpunkt beginnen oder notfalls sogar ganz oder teilweise entfallen” wird. Aus BFV-Kreisen heißt es, die Möglichkeit, das Spieljahr künftig ans Kalenderjahr anzupassen, werde nicht als langfristige Option gesehen. Allerdings wird es als Variante in Betracht gezogen, um das Jahr 2021 zu überbrücken. Eine weitere Empfehlung gab Anfang der Woche der Fußballweltverband Fifa bekannt. So sollen auslaufende Verträge nicht mit dem 30. Juni, sondern mit dem Abschluss der Spielzeit enden. Ebenso verhält es sich mit Arbeitspapieren, die ab dem 1. Juli gelten. Auch sie sind nicht mehr an ein Datum gebunden, sondern an den Beginn des nächsten Spieljahres. Wenn die derzeit ruhende Runde fortgesetzt wird, würden die Mannschaften mit demselben Personal antreten, mit dem sie in die Zwangspause gegangen sind. Unabhängig davon, ob im Sommer, Herbst oder gar im März 2021 wieder gespielt wird. All diese Lösungsansätze hätten wohl auch dem South Shields FC und dem Vauxhall Motors FC gefallen. Vertragslaufzeiten ans Spieljahr angepasst