Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 17.07.2021 08:53

Einmal um den zweitgrößten Gebirgssee

Nur ganz wenige Abschnitte   bei der Umrundung des Yssykköls lief Viktor Reger abseits der Hauptverkehrsstraße. Für den traumhaften Ausblick auf den Märchen-Canyon (rechtes Bild) mit seinen bunten Sandsteinfelsen nahm der Oberbernbacher ein paar Kilometer mehr in Kauf.	Fotos: privat (Fotos: privat)
Nur ganz wenige Abschnitte bei der Umrundung des Yssykköls lief Viktor Reger abseits der Hauptverkehrsstraße. Für den traumhaften Ausblick auf den Märchen-Canyon (rechtes Bild) mit seinen bunten Sandsteinfelsen nahm der Oberbernbacher ein paar Kilometer mehr in Kauf. Fotos: privat (Fotos: privat)
Nur ganz wenige Abschnitte bei der Umrundung des Yssykköls lief Viktor Reger abseits der Hauptverkehrsstraße. Für den traumhaften Ausblick auf den Märchen-Canyon (rechtes Bild) mit seinen bunten Sandsteinfelsen nahm der Oberbernbacher ein paar Kilometer mehr in Kauf. Fotos: privat (Fotos: privat)
Nur ganz wenige Abschnitte bei der Umrundung des Yssykköls lief Viktor Reger abseits der Hauptverkehrsstraße. Für den traumhaften Ausblick auf den Märchen-Canyon (rechtes Bild) mit seinen bunten Sandsteinfelsen nahm der Oberbernbacher ein paar Kilometer mehr in Kauf. Fotos: privat (Fotos: privat)
Nur ganz wenige Abschnitte bei der Umrundung des Yssykköls lief Viktor Reger abseits der Hauptverkehrsstraße. Für den traumhaften Ausblick auf den Märchen-Canyon (rechtes Bild) mit seinen bunten Sandsteinfelsen nahm der Oberbernbacher ein paar Kilometer mehr in Kauf. Fotos: privat (Fotos: privat)

Von seinem Wohnort Oberbernbach aus zieht es in meistens in den Bernbacher Wald. Inzwischen kennt er dort jeden Wiesen- und Waldweg, jeden Stein und Baum. „Ich konnte das aber nicht mehr sehen, ich musste woanders hin, weil mir sonst das Laufen keinen Spaß mehr gemacht hätte”, erzählt Reger, warum er jetzt unbedingt eine Abwechslung benötigte. Und die hat er gefunden. In seinem Geburtsland Kirgistan. In Tokmok, der fünftgrößten Stadt des Landes im Norden, direkt an der Grenze zu Kasachstan und unweit der Hauptstadt Bischkek gelegen, wurde Reger geboren. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und noch vor der Unabhängigkeit Kirgistans im Jahre 1991 kam er als Zehnjähriger nach Deutschland.

Und als er so überlegt, wohin es in auf diesem Planeten zum Laufen verschlagen würde, flammte bei Reger eine 15 Jahre alte Idee wieder auf. Bei seinem letzten Besuch in der Heimat lief er ein paar kürzere Strecken am Yssykköl (auf deutsch „heißer See”), der nach dem Titicacasee in Südamerika mit einer Fläche von 6236 Quadratkilometern der zweitgrößte Gebirgssee der Welt ist. „Damals habe ich mir gedacht, ob es möglich wäre, den See zu umrunden”, sagt Reger, „habe aber dann die Idee wieder schnell verworfen.”

Eigentlich wollte Reger erst in der nächsten Woche nach Kirgistan aufbrechen, aber sein Guide habe ihm empfohlen, doch schon in der ersten Juli-Woche zu kommen. Denn obwohl über 90 Prozent des kirgisischen Territoriums sich oberhalb von 1500 Metern befindet - der Yssykköl liegt auf 1607 Metern über dem Meeresspiegel, wäre es dort jetzt wesentlich heißer gewesen als in der vergangenen Woche. Bei seiner Ankunft in Bischkek zeigte das Thermometer schon knapp 40 Grad an, die 25 bis 28 Grad am Yssykköl seien dagegen angenehm gewesen, so Reger.

Start- und Zielpunkt war Balyktschy am schmalen Westufer des Sees gelegen. Die fünf Stunden Flug von Istanbul nach Bischkek sowie die anschließend gut dreistündige Autofahrt lief er sich gleich aus den Beinen. Noch am Nachmittag um zwei Uhr machte er sich auf den ersten Teilabschnitt, der gleich einmal 50 Kilometer lang war, für die er gut sechs Stunden benötigte. Es ging im Uhrzeigersinn erst Richtung Norden. „Eigentlich hat es geheißen, dass sich so Rückenwind hätte, ich hatte dann aber Gegenwind”, sagte er lachend. Und er hat sich auch, obwohl Kirgistan zu „80 Prozent aus Bergen” besteht, die Runde um den See etwas flacher vorgestellt. „Du siehst dann schon, was dich auf den nächsten fünf bis zehn Kilometern erwartet”, sagt der 41-Jährige. Es waren immer wieder längere Anstiege sowie ein paar Passüberquerungen dabei, am Ende der Woche hatte Reger gut 2500 Höhenmeter zurückgelegt.

Und dennoch gab es trotz des erfolgreichen Unternehmens einen kleinen Wermutstropfen: Denn als er am vergangenen Sonntag nach seiner Rückkehr aus dem Flieger stieg und abends noch eine kleine Runde drehen wollte, um seinen Nimbus zu wahren, jeden Tag im Jahr zu laufen, musste er kapitulieren. Die linke Achillessehne machte ihm schwer zu schaffen. „Das hat mir schon ein bisschen gestunken”, ärgert sich Reger. „Aber ich bin ja auch des Öfteren zwei Mal am Tag gelaufen”, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.

Die Strecke um den Yssykköl führte zu 90 Prozent über die Hauptverkehrsstraße, wo es keine Leitplanken oder Seitenstreifen gibt. Und um von den, wie er erzählte, „verrückten Autofahrern nicht abgeschossen” zu werden, lief er ein paar Meter neben der Teerstraße. „Das war schon besser, als die ganze Zeit dem Verkehr auszuweichen. Denn das stresst schon brutal”, sagt Reger. So lief er mit seinem linken Fuß die meisten der 450 Kilometer in leichter Schräglage. „Die dauerhafte Fehlstellung war dann wohl der Grund für meine Achillessehnenbeschwerden”, vermutet Reger.

Für den Fall, dass es ihm in den heimischen Wäldern bald wieder zu eintönig wird, hat Reger für heuer noch etwas in der Hinterhand. Im Herbst, so hofft er und ist inzwischen auch überzeugt, dass sich dieses Vorhaben auch realisieren lässt, will er 250 Kilometer durch die Namib-Wüste laufen. Nach 2500 Höhenmetern: „Ich hatte es mir eigentlich flacher vorgestellt”


Von Herbert Walther
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