Beim Bau der Bahnlinie 1843 stieß man bei Nordendorf auf Gebeine. Durch eine darauffolgende Ausgrabung kam ein frühmittelalterliches Reihengräberfeld zum Vorschein, wie es bis zu dieser Zeit nur selten entdeckt wurde. Es sei eine Sensation in ganz Europa gewesen, berichtet der Kulturkreis Nordendorf, besonders in der Fachwelt und von überall her seien Altertumsforscher gekommen. Bei diesen Grabungen fand man mehrere tausend Grabbeigaben. König Ludwig I. von Bayern, der sich sehr für Geschichte interessierte, verfügte damals, dass an all diesen bedeutenden Ausgrabungsstätten ein Denkmal errichtet werden sollte, so auch in Nordendorf. „1853 errichtete der Historische Verein von Schwaben dann circa 80 Meter südlich des Grabfeldes direkt neben der Bahnlinie dieses Denkmal aus Lechbrucker Sandstein zuerst mit einer kleinen Anlage, einer quadratischen Hecke außen herum mit vier Linden an den Ecken. 1929 waren die beiden oberen Sandsteinblöcke in so schlechtem Zustand, dass man sie durch Blöcke aus Muschelkalk ersetzte”, erklärt der Kulturkreis. Bei der Planung der Siedlung „Westlich der Bahnlinie” in Nordendorf 1965 sei es dann aber versäumt worden, einen öffentlichen Durchgang zu diesem Denkmal einzuplanen, so dass es später für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich und auf kurzem Wege nur über Privatgrundstücke zu erreichen war, ansonsten musste man sich mehrere hundert Meter durch Gestrüpp schlagen. „Über 40 Jahre lang war es total unsichtbar, denn es war von Bäumen und Sträuchern verdeckt und von der Bevölkerung und den Behörden vergessen”, berichtet der Kulturkreis. „Erst als die Bahn 2013 einen Lärmschutzwall an der Bahnstrecke errichtete und alle Sträucher zurückschnitt, kam es wieder zum Vorschein. Nach einigen Jahren aber war es schon wieder zum großen Teil eingewachsen und kaum mehr sichtbar.” Als 2018 schlug Wolfgang Thomer, der die Geschichte von Nordendorf erforscht, vor, dass man dieses Denkmal versetzen könne, um die Bevölkerung von Nordendorf und Umgebung wieder auf die bedeutenden Ausgrabungen aufmerksam zu machen. Seitdem hätten sich der Kulturkreis Nordendorf, der erst 2017 gegründet worden war, und die Gemeinde Nordendorf darum bemüht, das Denkmal vor dem Zerfall zu retten und wieder „sichtbar zu machen”. „Denn ein Denkmal hat eigentlich keinen Sinn, wenn es niemand sieht oder wahrnimmt”, so der Kulturkreis. Thomer übernahm die Arbeit mit den Behörden, die alle überrascht von der Existenz eines Denkmals in Nordendorf gewesen seien. So wurde es erstmals im Juli 2019 auch in den Bayerischen Denkmalatlas aufgenommen. Nach weiteren Verhandlungen mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der unteren Denkmalschutzbehörde beim Landratsamt Augsburg-Land wurde im März 2020 der Antrag auf Versetzung eingereicht und genehmigt. Nach einigen weiteren Verzögerungen durch die Corona-Pandemie ging nun das Versetzen über die Bühne. Ein Steinmetzbetrieb aus Mertingen wurde mit dem Abbau beauftragt. Die beiden oberen Blöcke waren noch sehr gut erhalten und man konnte sie problemlos zur Instandsetzung abtransportieren, die unteren Blöcke aus Sandstein blätterten an ihrer Oberfläche bereits stark ab und verblieben deshalb an Ort und Stelle. Mehrere Interessierte und vor allem die Mitglieder des Kulturkreises Nordendorf verfolgten gespannt das Versetzen des Denkmals. In einigen Wochen folgt dann nach dem Instandsetzen der Gesteinsoberflächen der Wiederaufbau des Denkmals an einem zugänglichen Platz am Ortseingang von Nordendorf. Jahrzehnte hinter Gestrüpp versteckt