Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Voller Einsatz für Bedürftige

<b>Das Aichacher Tafel-Team</b> hilft knapp 700 Menschen im Wittelsbacher Land, die in finanzieller Not stecken. (Foto: Nayra Weber)
Das Aichacher Tafel-Team hilft knapp 700 Menschen im Wittelsbacher Land, die in finanzieller Not stecken. (Foto: Nayra Weber)
Das Aichacher Tafel-Team hilft knapp 700 Menschen im Wittelsbacher Land, die in finanzieller Not stecken. (Foto: Nayra Weber)
Das Aichacher Tafel-Team hilft knapp 700 Menschen im Wittelsbacher Land, die in finanzieller Not stecken. (Foto: Nayra Weber)
Das Aichacher Tafel-Team hilft knapp 700 Menschen im Wittelsbacher Land, die in finanzieller Not stecken. (Foto: Nayra Weber)

Die Aichacher Tafel hat seit Beginn des Ukraine-Kriegs längere Öffnungszeiten und gibt mehr Berechtigungskarten für bedürftige Menschen aus – und kann trotzdem nicht alle bedienen, die um Hilfe bitten. Fast 700 Menschen nehmen derzeit das Lebensmittelangebot dort in Anspruch. Mehr geht nicht aus personellen und finanziellen Gründen. Denn bis auf die Leitungsposition wird die Tafel komplett ehrenamtlich geführt.

Spenden aus der Weihnachtsaktion der Bürgerstiftung können dabei helfen, das gemeinnützige System aufrechtzuerhalten. 45 Ehrenamtliche sind derzeit zur Abholung, zum Sortieren und zur Ausgabe der Lebensmittel im Einsatz. Montags und mittwochs wird gefahren und abgeholt, teilweise bis nach Odelzhausen. Am Mittwoch und am Freitag wird das Essen ausgegeben. Seit 2018 hat die gelernte Hauswirtschafterin Susanne Steger die Leitung des operativen Geschäfts inne. Für die übergeordnete Leitung zeichnet Ulrike Herger von der Sozialberatung verantwortlich, sie ist seit 23 Jahren bei der Caritas Aichach-Friedberg tätig. Die Ausgabestellen waren einst als rein ehrenamtliche Organisationen gedacht, was aber bei einer Größe des Kundenstamms wie in Aichach nicht umzusetzen sei, insbesondere was die Leitung betrifft.

Berechtigt sind grundsätzlich alle Menschen, die auf Bürgergeld, sprich Grundsicherung, angewiesen sind. Die Tafel-Nutzung ist analog zum Bescheid befristet. Zudem gilt für ukrainische Flüchtlinge eine Karten-Abgabe ohne vorherige Prüfung, um der Zahl der Bedürftigen gerecht werden zu können. Rund 20 Karten werden für ukrainische Familien derzeit pro Woche ausgestellt. Verbleibende Berechtigungskarten werden an weitere Bedürftige ausgegeben. Die Sozialberatung prüft die Situation gegebenenfalls im Austausch mit der Schuldnerberatung und der Migrationsberatung der Caritas.

Die Fülle an bedürftigen Menschen, die von der Tafel Hilfe erwarten, sprachliche Barrieren, ständige Auskunftspflicht und die bürokratischen Aufgaben, die zudem zu erledigen sind, – etwa die Beachtung von Auflagen, die Dokumentationspflichten und die Antragstellung für Förderungen über Tafel Deutschland oder Tafel Bayern – führen zu einem Arbeitsalltag „unter sehr erschwerten Bedingungen”, macht Ulrike Herger deutlich. Und ein Ende sei nicht in Sicht, fügen sie und Susanne Steger an. Doch mit diesen Problemen habe nicht nur die Tafel in Aichach zu kämpfen, erklärt Herger.

700 Menschen profitieren von der Lebensmittel-Ausgabe

Von der Logistik im Hintergrund ganz zu schweigen, schließlich müssen die Lebensmittel für die Bedürftigen erst einmal abgeholt oder gespendet werden. Vereine, Kindergärten und Schulen engagieren sich in der Region. Auch Privatpersonen können die Aichacher Tafel mit Spenden unterstützen. Die Institution kann den Bedürftigen nur zeitweise helfen, sie ist nicht als dauerhaftes Angebot und nicht zur Vollversorgung ausgelegt. Die Tafel kauft die Lebensmittel nicht, sie rettet Obst, Gemüse, trockene Grundnahrungsmittel und abgelaufene, aber noch verzehrbare Speisen, die ansonsten weggeschmissen werden müssten. Durch eine bessere Planung im Einkauf und Ausverkäufe von Lebensmittel, die bald das Mindesthaltbarkeitsdatum überschreiten, geben die Supermärkte mittlerweile zwar weniger an die Tafeln ab. Ulrike Herger sieht es aber als einen „Akt der Würde”, wenn durch niedrige Preise den Menschen mit finanziellen Problemen ein Einkauf wenigstens teilweise ermöglicht wird. Im Sinne der Lebensmittelrettung und Hilfe für Bedürftige befürwortet sie auch die Entstehung von Food-Sharing-Gruppen im Wittelsbacher Land.

Während der Corona-Pandemie habe man die Lebensmittel-Abholer in Gruppen eingeteilt, um dem Ansturm gerecht werden zu können, berichtet das Leitungsteam. Doch auch dieses System sei mittlerweile „gesprengt worden”. Mittlerweile hat sich ein Farbsystem etabliert, das den jeweiligen Bedürftigen eine bestimmte Zeitspanne zur Abholung zuweist. Zudem werden seit rund eineinhalb Jahren Taschen vorgepackt. Die frühere Auswahl der Abholer würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Der Kontakt zu den Menschen werde dadurch weniger und sei doch so wichtig, erklären Herger und Steger. Während einer Ausgabenschicht von sechs Stunden mit Vorbereitung werden 90 bis 100 Tafel-Karten abgearbeitet. Eine Karte kann für einen alleinlebenden Menschen, aber auch für eine mehrköpfige Familie gelten. Von einem „knallharten Ehrenamt” spricht Ulrike Herger im Blick auf die Leistung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.


Nayra Weber
Nayra Weber

Redakteurin

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