Die meisten Verkehrsunfälle mit schweren Folgen gehen auf das Konto von Rasern und Rotlicht-Sündern. Im Kampf um mehr Sicherheit im Straßenverkehr setzt die Augsburger Polizei deshalb nun auf neue Geräte, die beide Arten von Verkehrsverstößen feststellen können: Die Super-Blitzer sind ab sofort in Betrieb.
Im Amtsdeutsch laufen diese Hilfsmittel freilich unter einer völlig unspektakulären Bezeichnung. Und doch werde mit der „kombinierten digitalen Geschwindigkeits- und Rotlichtüberwachung” ein neues Kapitel aufgeschlagen, wie Ralf Bührle, Leiter des Sachbereichs Verkehr im Polizeipräsidium Schwaben Nord, betont. Zumindest was die Überwachung der Rotlichtverstöße anbelangt, ist diese Aussage mehr als verständlich. An bisher sieben Stellen im Stadtgebiet Augsburg blitzte es, wenn Autofahrer trotz Rotlichts in die Kreuzung einfuhren. Allerdings arbeiten diese Geräte noch analog - mit Nassfilm und ohne automatische Blendeneinstellung. Nicht nur wird es laut Alois Rager, dem Chef der Augsburger Verkehrspolizei immer schwieriger, überhaupt noch Ersatzteile für diese Rotlichtblitzer zu erhalten, auch war die Aussagekraft der Beweisfotos eher Glückssache.
Dieses Problem haben die neuen Geräte nicht. Hier funktioniert alles digital mit automatischer Einstellung. Der Fahrer eines Autos sollte so bei einem Verstoß immer erkennbar sein - egal ob er zu schnell gefahren ist, ein Rotlicht missachtet hat oder beides.
Doch geht es der Polizei nicht darum, möglichst viele Verkehrssünder zu erwischen. Oberstes Ziel ist es, die Zahl der schweren Unfälle bis 2020 deutlich zu senken. Allein bis einschließlich Oktober 2016 haben sich im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord 1367 Verkehrsunfälle mit der Ursache überhöhter Geschwindigkeit beziehungsweise Rotlichtverstoß ereignet, in 600 Fällen mit Personenschaden. Im Stadtgebiet Augsburg waren es 373 Unfälle mit 173 Verletzten. Hier hofft Bühler, mit den Super-Blitzern etwas zu erreichen, zumal die Standorte für die insgesamt vier Geräte mit Blick auf Unfallstatistiken ausgewählt wurden. So ist der Standort an der Kreuzung Chippenham Ring und Augsburger Straße, der sogenannten „Segmüller-Kreuzung”, auf Empfehlung der Unfall-Kommission hin installiert worden.
Auch der Blitzer an der Friedberger Straße, Ecke Sanderstraße, verdankt seinen Aufbau einer Häufung von Geschwindigkeitsverstößen, wie die Verkehrspolizei aus stichprobenartigen Messungen weiß. Spitzenreiter an dieser Stelle war ein Autofahrer mit 160 Stundenkilometern - bei erlaubten 50.
Ähnlich sieht es an der Kreuzung Inverness-Allee und Hofrat Röhrer-Straße aus. Hier allerdings ist der Blitzer noch nicht aufgebaut. Er soll aber zum Jahreswechsel, spätestens aber Anfang 2017 den Dienst aufnehmen, wie Rager erklärt. Der vierte Super-Blitzer schließlich ersetzt eines der analogen Geräte und zwar an der Schaezlerstraße, Ecke Frölichstraße. Die übrigen sechs Analog-Blitzer bleiben vorerst aktiv. „Wir haben bereits Ersatzteile gehortet”, verrät Holger Raus, der bei der Verkehrspolizei für die Blitzer zuständig ist.
Dass nicht alle jetzt schon ausgetauscht werden, hat mit dem stolzen Preis der Super-Blitzer zu tun. 200 000 Euro kostet einer davon. Und das muss aus dem Jahresbudget des Präsidiums Schwaben Nord bezahlt werden. Das Geld fehlt dann an anderer Stelle, etwa für Fahrzeuge, Gebäude oder Ausrüstung. Doch für die stolze Summe gibt es auch entsprechende Leistung: Die Blitzer können verschiedene Fahrtrichtungen überwachen und mehrere Fahrspuren. 15 000 Laserstrahlen in der Sekunde tasten dafür den vorher definierten Bereich ab und nehmen so jeden Verkehrsteilnehmer wahr, dessen Geschwindigkeit und dank einer Koppelung an die Ampelschaltung auch, ob ein Rotlicht missachtet wurde.
Die Super-Blitzer werden aber nicht im 24-Stunden-Einsatz sein. Es gehe nicht um eine Totalüberwachung, sagt Rager. Vielmehr setzt die Polizei darauf, dass es nicht kalkulierbar sei, ob der Blitzer aktiv ist und was genau er im Visier hat. Außerdem würde ein Dauerbetrieb der Super-Blitzer mit seinen Ergebnissen die Polizeikräfte wohl schlicht überfordern - auch wenn laut Rager noch überhaupt nicht absehbar ist, wie viele Verstöße die Geräte aufzeichnen werden.
Sicher ist nur, dass es sich an besagten Kreuzungen nicht mehr empfiehlt, an einer gelben Ampel noch schnell auf das Gaspedal zu drücken, um noch über die Kreuzung zu kommen. Bei 71 bis 75 Stundenkilometern trotz erlaubter 50 Stundenkilometer wird ein Bußgeld von 80 Euro fällig. Zusätzlich gibt es einen Punkt in Flensburg. Hat die Ampel doch schon auf Rot geschaltet, dann kostet es 130 Euro und war sie länger als eine Sekunde rot dann sind es 240 Euro. Die Punkte erhöhen sich in diesem Fall auf zwei und der Führerschein ist auch einen Monat weg.
An den „Einnahmen” ist die Polizei übrigens nicht beteiligt, wie manch ertappter Verkehrssünder gerne mal unterstellt. Die Bußgelder fließen in den allgemeinen Staatshaushalt.