Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 17.06.2023 23:24

Standing Ovations für Romeo und Julia

Liebe auf den ersten Blick: Auf Capulets Masken-Ball verlieben sich Roemo (Michael Weichenberger) und Julia (Lisa Koppold) sofort.  (Foto: Sophie Marie Grass)
Liebe auf den ersten Blick: Auf Capulets Masken-Ball verlieben sich Roemo (Michael Weichenberger) und Julia (Lisa Koppold) sofort. (Foto: Sophie Marie Grass)
Liebe auf den ersten Blick: Auf Capulets Masken-Ball verlieben sich Roemo (Michael Weichenberger) und Julia (Lisa Koppold) sofort. (Foto: Sophie Marie Grass)
Liebe auf den ersten Blick: Auf Capulets Masken-Ball verlieben sich Roemo (Michael Weichenberger) und Julia (Lisa Koppold) sofort. (Foto: Sophie Marie Grass)
Liebe auf den ersten Blick: Auf Capulets Masken-Ball verlieben sich Roemo (Michael Weichenberger) und Julia (Lisa Koppold) sofort. (Foto: Sophie Marie Grass)

Beim ersten Kuss zwischen Roma und Julia funkt es im wahrsten Sinne des Wortes. Die Pyrotechniker des Hofberg-Freilichttheaters in Schiltberg lassen ein „Feuerwerk der Gefühle“ hochgehen. Bei der Premiere am Freitag gibt es immer wieder Szenenapplaus und am Ende der knapp zweistündigen Aufführung applaudiert das Publikum den über 20 Laiendarstellern und den rund 50 Statisten im Stehen. Sie haben es zusammen mit Regisseur Michael Bleiziffer geschafft, das anspruchsvolle Schauspiel von William Shakespeare kurzweilig auf die Bühne zu bringen.

Brüllend und Schwerter schwingend stürzen Graf Montague (Herbert Nadler) und Graf Capulet (Anton Koppold) auf die Balkone ihrer gegenüberliegenden Häuser und attackieren den jeweils anderen verbal. Die Jahrzehnte alte Fehde der beiden Häuser vergiftet auch das Leben in den Straßen von Verona. „Aufrührerische Vasalle“ und „Friedensfeinde“ schimpft der Prinz von Verona (Martin Lechner) die Grafen und droht: „Zerstört ihr wieder mir die Stadt, so zahlt ihr mir den Lehensbruch.“

Da steht die Liebe von Romeo (Michael Weichenberger) und Julia (Lisa Koppold), die Kinder der verfeindeten Familien, unter keinem guten Stern. Die beiden haben sich Hals über Kopf ineinander verliebt, als Romeo sich auf einen Maskenball im Hause Capulet geschlichen hat. In der Hoffnung, die beiden Familien zu versöhnen, stimmt Pater Lorenzo (Franz Schmid) zu, die beiden heimlich zu trauen. Als es auf der Straße erneut zu Streit zwischen den beiden Häusern kommt, bringt Julias Cousin Tybalt (Tobias Ladewig) zuerst Mercutio (Lucas Reiner) um und stirbt dann selbst durch Romeos Hand. Darauf wird Romeo vom Prinz aus Verona verbannt. Julia ersinnt zusammen mit dem Pater eine List, um der Heirat mit Graf Paris (Christian Huber) zu entgehen. Ihr Plan, dass Romeo sie holen und mit ins Exil nehmen soll, misslingt jedoch. Romeo wähnt sie tot und nimmt sich das Leben, woraufhin Julia sich erdolcht.

Regisseur Michael Bleiziffer hat in seiner Laufbahn schon mehrere Stücke von Shakespeare inszeniert. Neben „Hamlet“ oder „Macbeth“ auch vor rund 30 Jahren „Romeo und Julia“ in Ingolstadt. In Schiltberg war es ihm ein Anliegen, inhaltlich und formal ein Konzept zu entwickeln, das auf das Ambiente auf dem Hofberg zugeschnitten ist. Auf der Freilichtbühne seien die Voraussetzungen gegeben, um das vielschichtige Werk Shakespeares in Szene zu setzen, schreibt er im Programmheft. Zu seiner Inszenierung sagt er: „In meiner Fassung wird die Geschichte schlank und pointiert erzählt.“ Es gebe nur bedingt Abweichungen und literarische Ausflüge Schlegelscher Prägung. Für die Aufführung von Romeo und Julia hatte der Regisseur die Übersetzung von Schlegel gekürzt und überarbeitet.

Wichtig war ihm gewesen, die Balance zwischen Tragödie und Komödie zu halten. Bleiziffer hat deshalb immer wieder komödiantische Momente in das Spiel eingeflochten. Da ist zum Beispiel Peter (Jakob Reiner), ein Bedienter Capulets, der in bayerischer Mundart spricht und immer leicht angeheitert auftritt. Damit die Dialoge in der Handlung nicht untergehen, erstarren die übrigen Darsteller und die vielen Statisten jeweils kurzfristig auf der Bühne. Wie beim Maskenball, als alle Augen auf Julia und Romeo gerichtet sind, die sich zum ersten Mal küssen. Begleitet von einem Feuerwerk, das deutlich macht: „Jetzt hat es gefunkt.“

Ein Todesengel, von der Cellistin Sarah Felber gespielt, taucht immer dann auf, wenn Unheil droht. Von Kopf bis Fuß in engelhaftem Weiß begleitet er mit leisen Celloklängen auch die entscheidende Szene, als Tybalt den Streit mit Mercutio und Romeo provoziert, die schließlich zur Verbannung Romeos führt. Für stimmungsvolle Bilder sorgt die neue Beleuchtungsanlage des Theatervereins, die bei der Aufführung zum ersten Mal zum Einsatz kam.

Das knapp zweistündige Stück „Romeo und Julia“ wird noch 14 Mal am Hofbergtheater in Schiltberg aufgeführt. Spieltermine sind Freitag/Samstag, 23./24. Juni, Mittwoch, 28. Juni, Freitag/Samstag 30. Juni/1. Juli, Mittwoch, 5. Juli, Freitag/Samstag, 7./8. Juli, Mittwoch, 12. Juli, Freitag/Samstag, 14./15. Juli, Mittwoch, 19. Juli, Freitag/Samstag 21./22. Juli. Beginn ist jeweils um 21 Uhr. Kartenvorverkauf online über www.hofberg-freilichttheater.de, Restkarten gibt es an der Abendkasse ab 19.30 Uhr.

north