Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 09.10.2023 15:24

Singende Ziegen und Weltuntergangs-Countdown: Lab.30 feiert die Medienkunst

„The_oaten_flute“: Unter diesem Titel präsentieren zwei mechanische Ziegen ein Libretto der besonderen Art. Digitale Kammeroper, moderne Technologie und Performance treffen in der Arbeit von Tintin Patrone aus Hamburg aufeinander. (Foto: Tintin Patrone)
„The_oaten_flute“: Unter diesem Titel präsentieren zwei mechanische Ziegen ein Libretto der besonderen Art. Digitale Kammeroper, moderne Technologie und Performance treffen in der Arbeit von Tintin Patrone aus Hamburg aufeinander. (Foto: Tintin Patrone)
„The_oaten_flute“: Unter diesem Titel präsentieren zwei mechanische Ziegen ein Libretto der besonderen Art. Digitale Kammeroper, moderne Technologie und Performance treffen in der Arbeit von Tintin Patrone aus Hamburg aufeinander. (Foto: Tintin Patrone)
„The_oaten_flute“: Unter diesem Titel präsentieren zwei mechanische Ziegen ein Libretto der besonderen Art. Digitale Kammeroper, moderne Technologie und Performance treffen in der Arbeit von Tintin Patrone aus Hamburg aufeinander. (Foto: Tintin Patrone)
„The_oaten_flute“: Unter diesem Titel präsentieren zwei mechanische Ziegen ein Libretto der besonderen Art. Digitale Kammeroper, moderne Technologie und Performance treffen in der Arbeit von Tintin Patrone aus Hamburg aufeinander. (Foto: Tintin Patrone)

Singende Mechanik-Ziegen, simulierte Organismen und ein Weltuntergangs-Countdown: Das Medienkunstfestival Lab.30 hat mit dem Motto „transform” wieder allerhand Skurriles und Bizarres in seiner Ausstellung zu bieten. Vom 26. bis 29. Oktober dürfen sich Interessierte in den Räumen des Kulturhaus Abraxas diesen sehr speziellen Erlebnissen hingeben.

Die Eröffnung des Festivals findet am Abend des 27. Oktober statt. Gestaltet wird sie durch die audiovisuelle Performance „T¶r€e” von ALEA(s) aus Belgien, bestehend aus Illustrator Pierre Coubeau, Musiker und Synthesizer-Hersteller François Gaspard und Motion-Graphic-Designer Boris Wilmot. Die Darbietung soll eine „mitreißende, live improvisierte Performance mit einer Mischung aus Live-Zeichnung, Videoanimation und elektronischen Klängen” werden, so die Beschreibung im Programm. Ebenfalls am Eröffnungsabend ist die Sound-Performance „Radikale Selbstakzeptanz” von Julia Liedel und Laura Immler zu hören.

Im Zentrum des Festivals steht freilich die Medienkunstausstellung im Kulturhaus Abraxas. Unter dem Titel „transform” sind 16 Exponate von Künstlern aus Deutschland, Europa und Kanada zu sehen. In der großen Halle lädt laut Ankündigung „BreaRth” von Marshall & LeSherif aus Brüssel dazu ein, interaktiven Stillleben wieder Leben einzuhauchen, während man in der „Pollution Booth” von Ide Wilenius und Mariele Goeldner zuerst die Luft anhalten muss, um sein eigenes Feinstaub-Konfetti-Bild zu erhalten. In der interaktiven Installation von Josée Brouillard läuft ein nicht enden wollender Weltuntergangs-Countdown. Auch „Specimens“ vom Berliner Künstler Simon Stimberg ist eine interaktive Installation, bestehend aus vier analogen Röhrenfernsehern, die Probegefäße darstellen sollen. Darin tummeln sich abstrakte Organismen, „die versuchen ihr Verhalten so aufeinander abzustimmen, dass zwischen ihnen ein Gleichgewicht in dem begrenzten Raum entsteht”, so die Programmvorstellung. Die menschliche Interaktion durch Berühren der Bildschirme stimuliere die Lebewesen zu Bewegung und Vermehrung. Mischt man sich zu sehr ein, bricht das fragile System zusammen. Überlässt man das Biotop wieder sich selbst, dann „passen sich die Organismen an die neuen Bedingungen an und finden allmählich zurück zu einem harmonischen Zustand”, so zumindest die Idee.

Mit „The_oaten_flute” bietet die Hamburger Künstlerin Tintin Patrone den Besuchern eine sehr spezielle Opernaufführung: Mit Hilfe künstlicher Intelligenz, schafft sie aus Texten von Madrigalen, Pastoraldichtungen und Volksliedern neue Libretti. Diese „unerwartet geisterhaften Texte werden von professionellen Sängern eingesungen und durch automatisierte Ziegen präsentiert”, wie das Programm beschreibt. Tintin Patrone, die mit bürgerlichem Namen Christina Koehler heißt, ist am Sonntag, 29. Oktober, ab 14 Uhr beim „Artist Talk” im Abraxas zu Gast.

Viel Musik ist auch sonst im Programm geboten: Unter dem Titel „Binary Responses” veröffentlicht Ben Wesch musikalische Klänge zwischen Oud und elektronischer Musik. Das französische Projekt „BRUINE” verändert mit Lautsprechern die Originalklänge von Klarinette, Akkordeon und Schlagzeug. So soll „ein Klangteppich der besonderen Art” entstehen.

Die benachbarte Kirche St. Thaddäus ist wieder Teil des Lab.30. Am 27. Oktober tritt dort das Augsburger Duo Lilijan Waworka und Lala Wörle auf. Am 28. Oktober unterhält der letztjährige Publikumspreisgewinner George Rahi aus Kanada mit „Music for the Augmented Pipe Organ”.

Workshop „Wir bauen einen Papagei”

Zwei Workshops finden im „max neu[n]” in der Maximilianstraße 9 statt: Im ersten Workshop löten die Teilnehmer ab acht Jahren mit Tina Tonagel und Britta Fehrmann ein Aufnahmemodul in Form eines Papageis. „Der tierische Begleiter kann bis zu zehn Sekunden Sprache oder Geräusche aufnehmen und abspielen”, versprechen die Veranstalter. Unter dem Motto „Have fun with electronics while you can” baut Josée Brouillard mit ihrer Workshop-Gruppe einen elektronischen Schaltkreis, der LED-Leuchten zum Strahlen bringt.

„Kunst ist Antrieb für Wandel und Sprachrohr für Transformationsprozesse”, glaubt Kulturreferent Jürgen Enninger. Dies mache das Lab.30 deutlich.

Unter allen Exponaten wird von einer Fachjury der mit 1000 Euro dotierte Lab Award vergeben. Auch das Publikum kann bis einschließlich Samstagnachmittag für sein Lieblingsexponat abstimmen. Der Publikumspreis ist mit 500 Euro dotiert.

Mehr Informationen zum Festival gibt es online unter lab30.de oder an der Bürgerinfo am Rathausplatz.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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