Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 02.02.2023 16:53

Schneller, mehr Qualität - teurer

Mit künstlicher Intelligenz   und integriertem 5G-Modem werden die Fußballspiele von der „Panocam” aufgezeichnet.	Foto: BFV (Foto: BFV)
Mit künstlicher Intelligenz und integriertem 5G-Modem werden die Fußballspiele von der „Panocam” aufgezeichnet. Foto: BFV (Foto: BFV)
Mit künstlicher Intelligenz und integriertem 5G-Modem werden die Fußballspiele von der „Panocam” aufgezeichnet. Foto: BFV (Foto: BFV)
Mit künstlicher Intelligenz und integriertem 5G-Modem werden die Fußballspiele von der „Panocam” aufgezeichnet. Foto: BFV (Foto: BFV)
Mit künstlicher Intelligenz und integriertem 5G-Modem werden die Fußballspiele von der „Panocam” aufgezeichnet. Foto: BFV (Foto: BFV)

2017 hat der BFV einen zehn Jahre gültigen Kooperationsvertrag mit der Sporttotal AG geschlossen mit dem Ziel, den Amateurfußball sichtbarer zu machen. Fußballspiele bis in die untersten Klassen sollten mittel- und langfristig „in hoher Qualität und vollautomatisch im Internet übertragen” werden, kommentierte der damalige BFV-Präsident Rainer Koch.

Heute, fünf Jahre später, sind nach Verbandsangaben 290 solcher Kameras auf den bayerischen Fußballplätzen installiert und senden wöchentlich Livebilder - zuverlässig von Regional-, Bayern- oder Landesliga und in seltenen Fällen sogar von Kreis- und A-Klassenspielen. Jeder Verein kann das System auf seiner Anlage anbringen lassen. Die spezielle Videotechnik wird meist an einem Flutlichtmasten auf Höhe der Mittellinie montiert und verfolgt das Spielgeschehen mittels Künstlicher Intelligenz vollautomatisch.

So konnte man seit längerer Zeit Spiele des Regionalligisten FC Pipinsried und der drei in der Region beheimateten Bezirksligisten TSV Aindling, FC Affing und VfL Ecknach sehen, die ihre Heimspiele streamen.

Fans nutzen das Angebot, um Auswärtsspiele ihrer Mannschaften zu verfolgen, Trainer für die Analyse der nächsten Gegner, wenngleich die auf (Ball-)Bewegungen fixierte Kamera manchmal wild in der Gegend herumschwenkt.

120 Euro kostete der Service von Sporttotal bisher - im Jahr. Mit der Einführung des neuen Kamerasystems steigt der Preis auf 69,95 Euro - im Monat (839,40 Euro pro Jahr). „Der Sprung ist merklich”, gesteht BFV-Pressesprecher Fabian Frühwirth, und hat schon für Unmut unter den Vereinen gesorgt. Allerdings würden Mitbewerber sogar das Doppelte verlangen, berichtet Frühwirth: „Der jetzige Preis ist letztlich marktgerecht.” Darum legt er auch Wert darauf, „dass die Vereine das Angebot als zusätzliche Option sehen sollten”. Der BFV sei noch in Verhandlungen mit Sporttotal über die Kosten und ein „bayerisches Modell”. Mit Erfolg. Bestandskunden erhalten bei einem Wechsel von der „alten” auf die „neue” Kamera die Gebühren für drei Monate erlassen.

Mit der drastischen Preiserhöhung gar nicht glücklich ist der TSV Aindling. „So ein Schmarrn. Die haben wohl einen Schuss”, wettert Fußballchef Josef Kigle, für den die Mehrkosten trotz der technischen Verbesserungen ein Unding sind. „Wenn wir keine zusätzlichen Sponsoren dafür finden, sieht es so aus, dass wir die alte Kamera abbauen und unsere Heimspiele in Zukunft nicht mehr zeigen”, sagt Kigle. Eine endgültige Entscheidung sei im Verein aber noch nicht getroffen.

Ähnlich ist der Fall im Moment beim FC Affing gelagert. „Wir werden in dieser Angelegenheit nichts überstürzen. Ich habe etwas Bauchweh mit dem neuen System. Die Mehrkosten müssen gedeckt werden”, sagt Abteilungsleiter Martin Wendland. „5G ist toll. Ich weiß aber gar nicht, ob das bei uns funktioniert”, gibt er außerdem zu bedenken. Spätestens in acht Wochen soll beim FCA Klarheit darüber bestehen, ob die Heimspiele auch in den nächsten Jahren im Internet gezeigt werden.

Davon geht man beim VfL Ecknach nach jetzigem Stand aus, zumindest für die Saison 2023/24. „Bei uns hat es drei Jahre gedauert, bis das System lief. Deshalb läuft unser Vertrag noch bis 2024. Nach Rücksprache mit einer Mitarbeiterin von Sporttotal können wir deshalb auch in der kommenden Saison noch mit dem alten System unsere Heimspiele übertragen”, erklärt VfL-Abteilungsleiter Jochen Selig. Das Problem dabei: Die Ansprechpartnerin arbeitet laut Selig jetzt nicht mehr bei dem in Köln ansässigen Unternehmen, weshalb die Ecknacher gespannt sind, ob die von ihr gemachten Zusagen gelten. Außerdem, wie der BFV weiter verlauten lässt, sei ab 1. Juli kein Einsatz der „alten Kamera mehr” möglich. „Generell ist das Streamen der Heimspiele eine gute Sache. Wir tendieren dazu, auch nach Ablauf unseres aktuellen Vertrags mit dem neuen System weiterzumachen”, sagt Selig.

Der FC Pipinsried hat noch nicht entschieden, ob er das unter dem Dach in der Haupttribüne platzierte, alte visuelle Aufnahmegerät in der neuen Spielzeit durch die neue Kameratechnik ersetzen wird. „Die Kosten sprechen eigentlich dagegen”, erklärt FCP-Präsident Roland Küspert. Außerdem denkt er, dass eine Live-Übertragung der Spiele im Internet manchen Zuschauer von einem Besuch auf dem Platz abhält.

Die Preiserhöhung dürfte viele Fußballvereine jedenfalls erst einmal abschrecken. Darum will der BFV auch in Webinaren die Interessierten oder Skeptiker ausführlich informieren, denn das neue Kamerasystem hat viel zu bieten. Frühwirth würde fast von einem „Quantensprung” sprechen. Sowohl Bildqualität als auch Software seien deutlich verbessert, zudem beinhaltet das System ein internes 5G-Modem. Ohne großen Aufwand könnten Partner der Vereine ihre Werbung einblenden, dabei blieben die Erlöse gänzlich beim Verein, der eine fixe Einbuchungsgebühr für die technische Implementierung bezahlt - unabhängig davon, was er beim Sponsor erlöst. Über ein Headset können Klubs ihre Partien auch selbst kommentieren. „Das System ist eine echte Chance”, findet Frühwirth, der im gleichen Atemzug wiederholt: „Wir können aber jeden verstehen, der sich mit dem Preis schwer tut.” Erste Vereine hätten die neue Technik schon im Einsatz, wie etwa die Pipinsrieder Ligakonkurrenten Unterhaching und Würzburg. Bis zum Saisonende müssen sich Bestandskunden entscheiden, ob sie das alte System abbauen oder ersetzen wollen. Ab der Spielzeit 2023/24 wird von sporttotal.tv nur mehr die „Panocam” unterstützt. Bestandskunden müssen sich bis Juni entscheiden


Von Herbert Walther
north