Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 05.09.2023 15:05

Plärrer: Neues Sicherheitskonzept geht auf

Der Herbstplärrer geht heuer noch bis Sonntag, 10. September. (Foto: mjt)
Der Herbstplärrer geht heuer noch bis Sonntag, 10. September. (Foto: mjt)
Der Herbstplärrer geht heuer noch bis Sonntag, 10. September. (Foto: mjt)
Der Herbstplärrer geht heuer noch bis Sonntag, 10. September. (Foto: mjt)
Der Herbstplärrer geht heuer noch bis Sonntag, 10. September. (Foto: mjt)

Es ist Bergfest auf dem Herbstplärrer und zur Plärrermitte treffen sich traditionell Veranstalter und Beteiligte, um eine Zwischenbilanz zu ziehen. Mit dem bisherigen Verlauf von Schwabens größtem Volksfest zeigen sich nahezu alle zufrieden, auch wenn der Start am ersten Wochenende buchstäblich stürmisch verlief.

Denn schon kurz nachdem am Eröffnungssamstag alle Beteiligten bei großer Hitze den Festumzug absolviert hatten, wurde Augsburg von einer Sturmfront heimgesucht. „Einem Unwetter das sich Von schreibt”, betont Josef Diebold vom Schaustellerbund und lobt im gleichen Satz die Organisation der Stadt. Die „Blaulichtfraktion” habe einen „Super-Job” gemacht, so Diebold weiter. So sei man frühzeitig vor dem Sturm gewarnt worden, was den Schaustellern ermöglicht habe, rechtzeitig den Fahrbetrieb einzustellen und die Fahrgeschäfte rechtzeitig zu sichern. „Nach dem Sturm kam die Bestandsaufnahme – wir hatten keine Personenschäden, wir hatten keine Sachschäden, es hat keine Panik gegeben”, fasst Diebold zusammen.

Schaustellerbund und Einsatzkräfte mit neuem Sicherheitskonzept zufrieden

Auch an den aufgrund des guten Wetters sehr gut besuchten Tagen sei die Situation trotz großen Besucheraufkommens auf dem Platz „tiefenentspannt”, dank der neu geschaffenen Lauffläche. Diese ist ein Pfeiler des neuen angepassten Sicherheitskonzeptes, das eingeführt wurde, weil sich im Vorjahr die Besucher auf dem Platz zu Spitzenzeiten so sehr drängten, dass man den Zugang zum Gelände zeitweise regulieren musste. Davon sei in diesem Jahr nichts zu spüren. Laut Diebold gehe das Konzept auf und die Gäste, darunter gerade Familien mit Kinderwagen, könnten sich sicher fühlen. Dazu tragen auch die beiden weiteren Maßnahmen des neuen Konzeptes, die Videoüberwachung des Platzes sowie die zeitweise Sperrung der Langenmantelstraße bei, die von allen Beteiligten positiv aufgenommen und begrüßt wurden.

Für die Rettungskräfte stellt sich die Lage auf dem Volksfest derzeit ähnlich positiv dar. „Das einzige, das wir wirklich viel haben, sind Wespenstiche”, berichtet Thomas Seifert vom Bayerischen Roten Kreuz und auch die Polizei bezeichnet die erste Plärrerhälfte als ruhig. Zu Einsätzen in den Festzelten, wie früher üblich, mussten die Beamten bisher nahezu nicht mehr gerufen werden. Es greife mittlerweile ein gesondertes Sicherheitskonzept mit Kontrollen und Sicherheitsmitarbeitern. Die Ordnungshüter hatten bis zur Halbzeit mit acht einfachen Körperverletzungen, wenigen Diebstahlsdelikten und einer sexuellen Belästigung zu tun, bei der man mittels Videoaufzeichnung den Täter schnell ausfindig machen konnte.

Jugendgruppen treffen sich auf dem Plärrergelände, um untereinander „die Rangfolge auszumachen”

Laut Stefan Meier von der Polizeiinspektion Augsburg-Mitte gibt es allerdings ein Problem, das den Beamten größere Sorge macht. Mittlerweile versammeln sich mehrere rivalisierende Jugendgruppen auf dem Plärrer, was immer wieder zu Körperverletzungen führe. Die etwa 200 bis 300 Jugendlichen treffen sich demnach täglich auf dem Plärrergelände, um untereinander „die Rangfolge auszumachen”, wie Meier es nennt. „Dann fliegen die Fäuste und sobald meine Kollegen einschreiten, wird gegen die Kollegen eingeschritten”, schildert er weiter. Demnach müssen die Beamten die Rädelsführer in diesen Fällen unter gegenseitiger Sicherung auf die Plärrerwache bringen.

Die Rädelsführer „werden beim Verlassen der Plärrerwache von ihren Mitstreitern wie Helden gefeiert. Denen macht es auch nichts aus, dass man sie mitgenommen hat, die kommen dann am nächsten Tag wieder”, beschreibt Meier die Vorfälle. Die aggressiven Jugendlichen sind im Alter von 14 bis 18 Jahren und oft bereits polizeilich bekannt.

Bisher scheinen die Vorkommnisse für andere Besucher kein Problem darzustellen, denn angegriffen wurden bislang Mitglieder anderer Jugendgruppen und Polizeibeamte. Dass man die Angriffe der Jugendlichen jedoch nicht auf die leichte Schulter nehmen darf, belegt die Bilanz der Einlasskontrollen. Dort wurden bisher sieben Messer und eine täuschend echte Spielzeugpistole sichergestellt. Als Maßnahme führt die Polizei nun zusätzlich zu den Kontrollen weitere Personenkontrollen durch. Außerdem werden neben den Platzverweisen, die die Polizei bei Vorfällen erteilt, in Zusammenarbeit mit der Stadt zudem generelle Plärrerverbote ausgesprochen. Aktuell gibt es davon sechs Fälle. Bei Zuwiderhandlung müssen die Personen mit einem Zwangsgeld rechnen.

Angesichts der Wettervorhersage für die restliche Woche und dem bisherigen Besucheraufkommen freuen sich Festwirte und Schausteller auf einen guten Umsatz. Wer den Herbstplärrer noch besuchen will, hat dazu bis einschließlich Sonntag, 10. September, Gelegenheit. Unter anderem findet am Freitag zum letzten Mal in diesem Jahr das Plärrer-Feuerwerk statt. Das gesamt Programm ist online unter augsburger-plaerrer.de zu finden.


Von Maximilian Tauch
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