Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Muscheln, Wind und alte Freunde

<b>Am neuen Maibaum</b> der französischen Freunde gab es ein Gruppenbild - auf dem sieht man kaum, dass der Maibaum eine umwickelte Straßenlaterne ist.  (Foto: Helmut Friedl)
Am neuen Maibaum der französischen Freunde gab es ein Gruppenbild - auf dem sieht man kaum, dass der Maibaum eine umwickelte Straßenlaterne ist. (Foto: Helmut Friedl)
Am neuen Maibaum der französischen Freunde gab es ein Gruppenbild - auf dem sieht man kaum, dass der Maibaum eine umwickelte Straßenlaterne ist. (Foto: Helmut Friedl)
Am neuen Maibaum der französischen Freunde gab es ein Gruppenbild - auf dem sieht man kaum, dass der Maibaum eine umwickelte Straßenlaterne ist. (Foto: Helmut Friedl)
Am neuen Maibaum der französischen Freunde gab es ein Gruppenbild - auf dem sieht man kaum, dass der Maibaum eine umwickelte Straßenlaterne ist. (Foto: Helmut Friedl)

Groß war die Freude auf beiden Seiten, dass das Partnerschaftskomitee Sielenbach endlich wieder eine Reise mit einem Bus in die Partnergemeinde St. Fraimbault antreten konnte. Immerhin lag die letzte Frankreichfahrt aufgrund der Pandemie schon vier Jahre zurück. Ein Highlight des diesjährigen Besuchs war die Besichtigung einer Muschelaufzucht in der Bretagne. Das regnerische, kühle und windige Wetter an den meisten Tagen des Aufenthalts tat der Freude und der guten Stimmung keinen Abbruch.

Nach rund 14 Stunden Fahrt und etwas mehr als 1100 Kilometern traf der Reisebus mit zahlreichen Erwachsenen und Jugendlichen am Samstag gegen 18 Uhr in St. Fraimbault ein. Wie üblich erfolgte zunächst die Aufteilung auf die französischen Gastfamilien, wo auch der erste Abend verbracht wurde. Der Sonntag startete mit einem Gottesdienst. Danach ging es zum neuen Maibaum.

Franzosen haben für ihre Besucher ein spannendes Programm auf die Beine gestellt

Da der alte morsch geworden ist, wurde kurzerhand eine Straßenlaterne zweckentfremdet und mit weißblauer Bänderung und Tafeln versehen, was dem Original aber sehr ähnlich kam. Dort überreichte der Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Sielenbach, Michael Ritter, als Gastgeschenk einen prächtigen Bildband, gestaltet von Helmut Friedl, in dem die Geschichte der Partnerschaft in den vergangenen zehn Jahren dokumentiert ist. Am Sportplatz gab es dann ein gemeinsames Mittagessen und dort fand auch eine lustige Spiele-Olympiade mit gemischten Teams aus beiden Gemeinden statt. Den Abend ließ man bei einem kalten Buffet, musikalisch begleitet von einer jungen Sängerin aus St. Fraimbault, ausklingen.

Am Montagmorgen machten sich die Mitglieder beider Vereine auf ans Meer in die Bretagne. Nach einer zweieinhalbstündigen Fahrt erreichten sie die Herberge, die auf einer felsigen Landzunge in Pléneuf-Val-André liegt. Gestärkt durch ein Mittagspicknick ging die Reise weiter zum Fort La Latte über der Steilküste des Ärmelkanals. Bedauerlicherweise verleidete ein bretonischer Regenschauer den Genuss des Besuches und der geplante Aufenthalt am Cap Fréhel musste verschoben werden. Zurück in der Herberge wurden die für die Region berühmten „Moules Frites”, eine Spezialität mit Miesmuscheln und Pommes, serviert.

Am dritten Tag ging es zunächst auf den Wochenmarkt von Pléneuf, wo es vielerlei regionale Köstlichkeiten von Austern und Krabben über würzigen Käse und knackige Würste bis hin zu Crêpes und Galettes gab. Anschließend stand die Besichtigung einer Muschelaufzucht auf dem Programm. Auf einem Gefährt der Marke Eigenbau tuckerten die Angehörigen der beiden Partnerschaftsgemeinden bei Niedrigwasser hinaus zu den Tausenden von Holzpfählen, an denen die Muscheln im ständigen Wechsel von Ebbe und Flut heranwachsen. Alle Teilnehmer waren begeistert von der höchst interessanten Führung, in der Zucht, Ernte und Vertrieb der kleinen Schalentiere erklärt wurden. Zurück am Strand wurde nun auch die ausgefallene Tour zum Cap Fréhel nachgeholt.

Der Wind blies dabei kräftig, sodass die Steilküste mit dem anbrandenden Meer noch eindrucksvoller wirkte. Trotz erneut heftiger Regenfälle spazierten danach noch einige wetterfeste Mitglieder beider Vereine noch an der Strandpromenade von Val-André entlang. Nach dem Abendessen in der Herberge packte Simon Wagner aus Tödtenried sein Akkordeon aus. Neben einigen gemeinsam gesungenen Liedern konnten die französischen Freunde dabei auch noch einen bayerischen Volkstanz lernen.

Am Donnerstag wurde in dem Hafenstädtchen Erquy Halt gemacht. Glücklicherweise schien gerade in diesen wenigen Stunden die Sonne, sodass atemberaubende Panoramablicke auf die bretonische Nordküste zu genießen waren. Abenteuerlich war der Spaziergang auch deswegen, weil der Wind Geschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern erreichte, weshalb man kaum auf den Beinen bleiben konnte.
Auch der letzte Tag in der französischen Partnergemeinde war wieder sehr verregnet. Gott sei Dank fand die Führung in einer Papiermühle in Sainte-Suzanne, in der die manuelle Herstellung von Büttenpapier vorgeführt wurde, im Trockenen statt. Die anschließende Besichtigung des hübschen Ortes, der zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählt, sowie der Burgruine war durch den Dauerregen erneut stark getrübt, und so fuhr man schon etwas früher als geplant zurück nach St. Fraimbault. Dort hatte das Partnerschaftskomitee des Gastgebers schon Vorbereitungen für den traditionellen Abschiedsabend im Gemeindesaal getroffen. Zum Essen gab es ein leckeres Spanferkel vom Grill und andere Spezialitäten.
In ihren Reden brachten Bürgermeister Thierry Moutel sowie die beiden Komiteevorsitzenden Marion Davoust und Michael Ritter ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass weder die Coronapause, noch Regen, Wind und niedrige Temperaturen die Freundschaft zwischen den beiden Gemeinden schmälern konnten. Erst weit nach Mitternacht ging der Abend mit Musik, Tanz und unterhaltsamen Gesprächen zu Ende.
Am nächsten Morgen ging es dann für den Bus aus Sielenbach wieder zurück in die Heimat. Am Nachmittag wurde noch ein kurzer Stopp in der französischen Hauptstadt für eine Schiffstour auf der Seine vom Eiffelturm bis zur Kathedrale Notre Dame eingelegt, ehe man am Samstagmorgen gegen 3 Uhr etwas müde aber glücklich über die gelungene Reise wieder in Sielenbach eintraf. Die Teilnahme der Jugendlichen aus Sielenbach wird vom Bezirk Schwaben und vom Deutsch-Französischen Jugendwerk gefördert.

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