Ende März 1922 wurde in der Filialkirche St. Emmeram in Unterschneitbach die Orgel aufgestellt. Bis heute tut sie ihren Dienst. Am Samstag, 3. Dezember, wird der Orgelgeburtstag gefeiert. Los geht es um 18 Uhr mit einem Festgottesdienst, den Stadtpfarrer Herbert Gugler zelebriert. Im Anschluss gibt es für Interessierte die Möglichkeit, an einer Orgelführung teilzunehmen.
Die Feier setzt sich mit einem gemütlichen adventlichen Beisammensein auf dem Dorfplatz vor der Kirche mit Glühwein und Bratwurstsemmeln fort, zu dem Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung einladen.
Die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten mit Orgelmusik ist ein wesentlicher Teil der Liturgie. Dies war aber nicht immer so. Gerade in den kleinen Dorfkirchen gab es lange kein solches Instrument. Im Jahr 1867 gibt es die erste Nachricht von einer Orgel in Unterschneitbach. Ihr Zustand wird 1885 als mittelmäßig beschrieben. Schon im Jahr 1913 hatte es daher ernsthafte Bemühungen gegeben, das Instrument zu ersetzen. Hierzu holte die Kirchenverwaltung ein Angebot der Münchner Orgelbaufirma März ein. Die Firma bot ein Werk mit zehn Registern zum Preis von 3025 Mark an.
Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs konnten diese Pläne jedoch nicht verwirklicht werden. Bald nach Kriegsende griff der seit 1916 amtierende Aichacher Stadtpfarrer Joseph Ammersinn das Vorhaben wieder auf. Doch die Folgen des Krieges waren heftig; in den Jahren 1921 und 1922 kam es zu einem weltweiten Konjunktureinbruch. Trotzdem gelang es - auch wenn es zu erheblichen Preissteigerungen kam - den Neubau der Orgel in Unterschneitbach zu verwirklichen.
Die Orgel baute die Firma Steinmeyer aus Oettingen im Ries, die damals zu den großen Orgelbaufirmen zählte. Die Firma Steinmeyer beschäftigte etwa 70 Personen und stellte im industriellen Umfang Orgeln her. Steinmeyer lieferte etwa 2400 Instrumente in die ganze Welt. Neben kleinen Werken, wie in Unterschneitbach, baute das Unternehmen im Jahr 1924 eine Orgel für den Passauer Dom, die damals als größte Orgel der Welt galt. Im Werkverzeichnis der Firma Steinmeyer wird Unterschneitbach als Opus 1321 verzeichnet.
Grundlage des Auftrags war eine Disposition und Kostenberechnung vom 12. Oktober 1921, die für eine Orgel mit sechs Registern und zwei Manualen einen Preis von 31▎930 Mark kalkulierte. Es war vorgesehen die Orgel bis zum Josefstag, dem 19. März 1922, fertigzustellen.
Die einzelnen in Oettingen angefertigten Teile der Orgel wurden mit der Eisenbahn nach Aichach transportiert. Für den Transport nach Unterschneitbach hatte die örtliche Kirchenverwaltung zu sorgen. Wegen der erheblichen Inflation und dem daraus folgenden Anstieg der Arbeitslöhne und der Materialkosten kostete die Orgel schließlich 48▎000 Mark.
Bevor die Orgel bezahlt wurde, unterzog der Aichacher Chorregent Alexander Klais das Instrument einer eingehenden fachlichen Prüfung. Er beurteilte die neue Orgel in seinem schriftlichen Gutachten, das im Pfarrarchiv erhalten ist, als ein Instrument, das alle Anforderungen gut erfüllt, die der kleine und relativ niedrige Kirchenraum in Unterschneitbach mit sich bringt.
Gespielt wurde die Orgel zunächst vom Lehrer der Unterschneitbacher Schule. Nach dem Zweiten Weltkrieg führt die Reihe der Kirchenmusiker die Familie Lenz an. Auf Josef Lenz folgte sein Sohn Pius. Zur Aushilfe spielte auch der Enkel Wolfgang und dessen Onkel Peter auf dem Instrument. Langjähriger Organist war dann Gustl Fuchs aus Algertshausen. Ihm folgte der noch heute aktive Markus Pettinger, der von Niclas Raßhofer vertreten wird. Neben den Organisten ist schon seit über 40 Jahren Georg Huber als Kantor in der Filialgemeinde tätig und leistet einen wichtigen Beitrag für die Kirchenmusik.