Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 18.07.2023 23:00

Ein Verein für alle Generationen

<b>Die Plattergruppe</b> des Pöttmeser Heimatvereins. Hier sind die jüngeren Mitglieder aktiv, ältere Herrschaften pflegen den gemütlicheren Volkstanz. (Foto: Trachtenverein)
Die Plattergruppe des Pöttmeser Heimatvereins. Hier sind die jüngeren Mitglieder aktiv, ältere Herrschaften pflegen den gemütlicheren Volkstanz. (Foto: Trachtenverein)
Die Plattergruppe des Pöttmeser Heimatvereins. Hier sind die jüngeren Mitglieder aktiv, ältere Herrschaften pflegen den gemütlicheren Volkstanz. (Foto: Trachtenverein)
Die Plattergruppe des Pöttmeser Heimatvereins. Hier sind die jüngeren Mitglieder aktiv, ältere Herrschaften pflegen den gemütlicheren Volkstanz. (Foto: Trachtenverein)
Die Plattergruppe des Pöttmeser Heimatvereins. Hier sind die jüngeren Mitglieder aktiv, ältere Herrschaften pflegen den gemütlicheren Volkstanz. (Foto: Trachtenverein)

Der Lieblingsplatz von Sebastian Heuser ist seine Lederhose. Die ist reich bestickt mit grünen Blütenranken und an mancher Stelle „speckig“, wie es sich für ein solches Kleidungsstück gehört. Für den 33-Jährigen ist die „Wix“ aber mehr als ein sommerlich leichtes Kleidungsstück. Sie ist Symbol einer Lebenseinstellung: Der Agraringenieur, der sich mit GPS-gesteuerten Landmaschinen beschäftigt, ist Vorsitzender des Heimat- und Volkstrachtenvereins Pöttmes. Seine mehr als 370 Mitglieder wollen „Sitt und Tracht der Alten“ erhalten, sowohl in der äußeren Erscheinung als auch im gesellschaftlichen Leben der Marktgemeinde.

Alt und Jung sollen sich gleichermaßen wohl fühlen bei den Trachtlern. Tatsächlich werden die Pöttmeser von vielen anderen Vereinen beneidet. Denn Nachwuchssorgen kennen sie nicht. Derzeit sind rund 30 Buben und Deandl in der Nachwuchsgruppe aktiv. Ab einem Alter von vier Jahren dürfen sie mitmachen, lernen erste Tänze und heimatliches Kulturgut kennen. Nach dem Grundschulalter proben die Burschen das Schuhplatteln, die „Königsdisziplin“, die Mädchen das „Drahn“, also das fesche Drehen um die schneidigen Lederhosenträger.

Mit Mitte 30 wird`s dann langsam anstrengend, die Siebener und Elfern wie die Schlag- und Springfiguren heißen, auszuführen. Viele Trachtler begeistern sich dann für den etwas gemütlicheren Volkstanz. Sebastian Heuser bezeichnet ihn als „Ausdruckstanz, mit dem man genauso imponieren kann wie beim Platteln.“

Auch beim Jubiläum werden die Plattler und Volkstänzer ihre Figuren zeigen. Es ist gleichermaßen das Gautrachtenfest, zu dem Traditionsbewusste aus dem ganzen Donaugau kommen. Er erstreckt sich von Thierhaupten über Ingolstadt bis in die Oberpfalz und in den Landkreis Pfaffenhofen, knapp 6000 Mitglieder sind aktiv. Viele von ihnen kommen nächstes Wochenende nach Pöttmes, und ihnen wollen die hiesigen Trachtler ein beeindruckendes Fest bereiten. „Wir möchten natürlich was hermachen”, sagt Sebastian Heuser, „und auch die Zuschauer begeistern.” Schon dreimal ist das gelungen: 1934, 1953 und 1983 richteten die Pöttmeser Gautrachtenfeste aus.

Vor 100 Jahren wurde der Pöttmeser Verein als „Gebirgstrachtenerhaltungsverein“ gegründet. Die Urväter ließen sich von den Trachtlern in der Miesbacher Gegend inspirieren und übernahmen auch deren Kleidung: die kurze Lederhose, wie sie die adeligen Wittelsbacher gern trugen, grünes Leiberl, schmissiger Hut, grauer Janker. So wird sie noch heute gepflegt. Seit den 1950er Jahren nimmt sich der Verein aber auch der heute als Aichacher G‘wand bekannten Tracht an – mit Faltenstiefeln, Kutscher-Lederhose und Weste bei den Männern, wadenlangen Röcken mit Fürtuch, Schultertuch und Spencer bei den Frauen.

Wie zeitgemäß das heute noch ist? „Wir merken nichts davon, dass das Interesse nachlässt”, sagt Sebastian Heuser. „Unsere Mitgliederzahlen steigen, die Leute kommen zu uns, um mitzumachen.” Ohnehin erlebe die Tracht ja eine Renaissance. „Vor 30, 40 Jahren ist keiner mit einer Lederhose zu einer Veranstaltung gegangen. Heute sind Lederhose und Dirndl ein Muss in jeden Festzelt”, sagt Heuser. Einfach deswegen, weil diese Kleidung Zeichen von Zugehörigkeit sei und Identität unterstreiche.

Das vierte Gautrachtenfest in Pöttmes


Wolfgang Glas
Wolfgang Glas

Redakteur

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