Die Krieger- und Soldatenkameradschaft Kühbach und Umgebung feiert am Sonntag, 12. Mai, im Rahmen des Brauereifestes ihr 150-jähriges Bestehen. Um 8.30 Uhr versammeln sich die Vereine und Abordnungen am Kriegerdenkmal. Um 8.45 Uhr findet die Ehrung der Gefallenen und Vermissten statt, die Kranzniederlegung und Ehrenbezeugung sowie die Übergabe der zurückerhaltenen Fahne, der einstigen Kriegsbeute der Amerikaner, durch Gemeindevertreter. Um 9.20 Uhr ist Aufstellung und Marsch zum Festzelt, wo um 10 Uhr der Gottesdienst mit Segnung der Fahne von 1929 beginnt. Es schließen sich Festreden und Mittagessen an.
Die Krieger- und Soldatenkameradschaft Kühbach und Umgebung wurde am 12. Juni 1874 gegründet. Feldzugteilnehmer von 1870/71 haben sich dazu im ehemaligen Gasthof „zum Leyden“, der in späteren Jahren Vereinslokal war, zusammengefunden. Zum Vorstand muss damals der besonders rührige Kühbacher Schuhmachermeister Josef Schnitzler gewählt worden sein. Als Aufnahmegebühr wurden als Monatsbeitrag 6 Kreuzer festgelegt. 72 Männer aus Kühbach und Umgebung traten nach der noch erhaltenen Mitgliederliste sofort oder in den nächsten Monaten bei. 33 davon gehörten dem Verein als Ehrenmitglieder an. Sie zahlten einen erhöhten Jahresbeitrag. Die meisten dieser Ehrenmitglieder waren Kriegsteilnehmer. Wegen ihrer Stellung in der Öffentlichkeit sind einige, wie etwa Benefiziat Jakob Kugler von Haslangkreit und der Arzt Dr. Ulrich Amann gerne aufgenommen worden.
Schon bald nach der Gründung veranstaltete der Verein ein Gründungsfest. Dies ist durch eine Abrechnung von 1874/75 belegt. Flaggen zierten den Ort, eine Musikkapelle spielte auf und Böller erdröhnten. Ebenso wurden Vereinsabzeichen ausgegeben. Neun Tage später nahm der Kühbacher Veteranen- und Kriegerverein an der Fahnenweihe des Aichacher Veteranen- und Kriegervereins teil. Man fuhr mit geschmückten Festwagen nach Aichach. in Begleitung einer Abordnung der Musikkapelle.
In der wirtschaftlichen Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Marktgemeinde Kühbach unter dem damaligen Bürgermeister Miller den Entschluss gefasst, ein Kriegerdenkmal auf dem Marktplatz zu errichten. Dazu wurde ein eigener Ausschuss gebildet, dem auch der Veteranen- und Kriegerverein angehörte. Der Plan und die Idee zu diesem Denkmal stammten von Oberlehrer Otto Brand, der auch maßgeblichen Anteil an der Gestaltung der Einweihungsfeierlichkeit hatte, die durch Pfarrer Simon Schoder im Juli 1923 erfolgte. Die Patrona Bavaria auf der Säule, die heute noch den Marktplatz ziert, war damals schon errichtet. Unter den vier Seiten des Sockels, auf dem die Patrona Bavaria steht, waren unter der Widmung „Die Marktgemeinde Kühbach ihren Helden“ die Namen der Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkriegs geschrieben. Heute sind innerhalb des Kirchenportals die neu angefertigten Gedächtnistafeln angebracht, die die Namen der Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege tragen. 1953 wurde das Kriegerdenkmal unter Bürgermeister Huber renoviert und trägt seitdem die in Stein gehauene Inschrift: „Ihren lieben Toten der Weltkriege 1914-18 und 1939-45 die Pfarrgemeinde Kühbach. Ehre ihrem Andenken!“ Pfarrer Swoboda segnete das Denkmal. Noch heute trifft sich der Kriegerverein zweimal im Jahr beim Kriegergedenktag im Juli und am Volkstrauertag im November zur Ehrung und zum Gebet für die gefallenen Soldaten am Kriegerdenkmal.
Die 1929 neu beschaffte Fahne der Kriegerkameradschaft Kühbach wurde von den ersten Besatzungstruppen im April 1945 aus dem Fahnenschrank des Vereinslokals entwendet und mitgenommen. Kameradschaftsführer Flunk legte bei der Generalversammlung von 1952 seinen Kameraden den Plan vor, die alte 1874er Fahne soll in Hohenwart ein neues Gewand und Gesicht bekommen. Die Restaurierungskosten der Fahne von 1113 DM konnten durch Spenden beglichen werden. Im Oktober 1952 wurde die Fahne von Pfarrer Swoboda geweiht. Sie dient der Krieger- und Soldatenkameradschaft Kühbach und Umgebung bis heute als äußeres Zeichen.
Die verschwundene Fahne ist seit Dezember 2020 wieder in Kühbach. Die unglaubliche Geschichte der Rückführung der Fahne beginnt am 10. November 2020, als in der Verwaltungsgemeinschaft Kühbach eine E-Mail der Deutschen Botschaft in Washington einging. Der dortige Kulturreferent Jacob Commenetz informierte über den Fund einer historischen, deutschen Fahne in den USA. Er war bemüht, den rechtmäßigen Besitzer dieses „Banners“ ausfindig zu machen. Über viele Wege und Recherchen wurde das auf der Fahne eingestickte Ortswappen des Marktes Kühbach erkannt. So konnte die Fahne schließlich identifiziert werden. Durch die Story des damals 74-jährigen amerikanischen Staatsbürgers Dr. Richard Fleming konnte der Fund der Fahne sowie ihr Verbleib nahezu lückenlos dokumentiert werden. Durch Lisa Kerscher, der Tochter von Bürgermeister Karl-Heinz Kerscher, die zwei Jahre in den USA als Ergotherapeutin arbeitete und nur „wenige“ Kilometer vom Wohnort von Mr. Fleming entfernt lebte, konnte die verschwundene Fahne im Dezember 2020 nach fast 76 Jahren wieder in ihre Heimat überführt werden.
Wer mehr erfahren will, kann in der überarbeiteten Vereinschronik einen interessanten Abschnitt Kühbacher Geschichte nachlesen. Durch den Kauf des gebundenen Buchs im Festzelt wird der älteste Verein Kühbachs unterstützt.