Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 19.12.2022 15:46

Geschenkpapier muss gebügelt werden. Das weiß doch jedes Kind, oder etwa nicht? Der Kollege aus dem Hinterland ist zwar noch keine 100 Jahre alt und kommt auch nicht aus der Generation, die ihm fortwährend von der Zeit berichtet, in der es "bloß drei Programme im Fernsehen", die kreativer Weise das Erste, das Zweite und das Dritte genannt wurden. Klar ist ihm aber zumindest seit seine beinahe 100 Jahre alte Urgroßmutter ihm einmal ein Weihnachtsgeschenk überreicht hat, dass das Prinzip der Nachhaltigkeit nicht neu ist.

Wenn das Geschenk überhaupt in farbiges oder wie auch immer anders als Zeitungspapier geartetes Papier gehüllt war, dann war klar: Weggeschmissen wird das nicht. Die moralische Rückhandschelle erwartend, den Blick der Oma beim Auspacken des Geschenks im Nacken, bemühte sich der Kollege als kleiner Pimpf stets, das Papier so vom Geschenk zu trennen, damit es erneut verwendet werden konnte. Und es wurde erneut verwendet, so viel steht fest. Hätten die Großeltern und vor allem deren Eltern, die so oft von Zeiten sprachen, in denen man nicht "alle zehn Jahre ein neues Paar Schuhe" gekauft und alle 20 Jahre die Küche erneuert hat, doch nur bei einer essenziellen Weihnachtstradition ebenso fortschrittlich gedacht. Der Kollege würde sie umso mehr bewundern. Natürlich geht es um den Christbaum. Der Schreiberling wohnt unweit einer Plantage, an der jeden Tag Hochbetrieb herrscht. Heerscharen an Münchnern pilgern ins Hinterland, um Tannen zu kaufen. Super Sache. Aber ist Nachhaltigkeit nicht ein ur-bayerischer Gedanke? Sogar von einem bayerischen Förster erschaffen? "Fälle nie mehr, als in einer Generation nachwächst"? Nun ja. Der Kollege wird den Frevel beenden. Ab sofort klebt er sich vor dem Eingang zur Plantage fest.

Rettet die Bäume!

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