Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 21.09.2023 11:47

„Betroffene zeigen Gesicht“: Ausstellung über Missbrauch in der Kirche

Die Fotoausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ ist bis zum 20. Oktober im Foyer des Hauses Sankt Ulrich in Augsburg zu sehen.  (Foto: Annette Zoepf/pba)
Die Fotoausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ ist bis zum 20. Oktober im Foyer des Hauses Sankt Ulrich in Augsburg zu sehen. (Foto: Annette Zoepf/pba)
Die Fotoausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ ist bis zum 20. Oktober im Foyer des Hauses Sankt Ulrich in Augsburg zu sehen. (Foto: Annette Zoepf/pba)
Die Fotoausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ ist bis zum 20. Oktober im Foyer des Hauses Sankt Ulrich in Augsburg zu sehen. (Foto: Annette Zoepf/pba)
Die Fotoausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ ist bis zum 20. Oktober im Foyer des Hauses Sankt Ulrich in Augsburg zu sehen. (Foto: Annette Zoepf/pba)

Die Fotoausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“, die im vergangenen Jahr zum Katholikentag in Stuttgart erstmals präsentiert wurde, ist für einen Monat im Haus Sankt Ulrich in Augsburg zu sehen. Die Ausstellung zeigt Fotos von Menschen, die als Kinder und Jugendliche von Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche betroffen waren. In der Schau kommen sie nun als Erwachsene zu Wort.

Die Unabhängige Aufarbeitungskommission und der Unabhängige Betroffenenbeirat im Bistum Augsburg sehen diese Ausstellung, die sie in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung und dem Bischöflichen St.-Ulrich-Komitee nach Augsburg geholt haben, als einen wichtigen Beitrag zum aktuellen Ulrichsjubiläum. Für den ehemaligen Richter Hubert Paul, Vorsitzender der Aufarbeitungskommission, sei diese Schau ein Herzensanliegen: „Es sind mutige Bilder. Sie sind nicht eingebettet in nüchterne Zahlen und Statistiken. Die Betroffenen schauen uns an, ihre Fotos und Texte sagen uns: Öffne dein Herz und höre mir zu.“

Kuratorin Ilonka Czerny von der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart sprach in ihrem Einführungsvortrag über die Konzeption der Ausstellung. Von gebrochenen Biografien, gescheiterten Lebensplänen, Leid bei fast allen Betroffenen – bis heute. Diese Ausstellung möchte hinter die schockierenden Zahlen von Studien blicken und ganz anonym den Opfern von einst mit deren Kinderfotos ein Antlitz verleihen. „Mich persönlich hat noch nie eine Ausstellung so berührt wie diese“, so Czerny.

Bischof Bertram Meier bezeichnete es in seiner kurzen Begrüßung als „innovative Idee“, dass Aufarbeitungskommission und Betroffenenbeirat diese Fotoausstellung gerade während des Ulrichsjubiläums in das Bistum geholt haben. Denn das Leitwort des Gedenkjahres beziehe sich vor allem auf die Nöte und das Leid der Menschen, welche ganzheitlich wahrgenommen werden wollten, so der Bischof. Für ihn sei es kaum vorstellbar, wie schwer es für jede und jeden Einzelnen von ihnen gewesen sein muss, sich an diesem Ausstellungsprojekt zu beteiligen. „Sich mit Erlebnissen, die den intimsten und persönlichsten Bereich betreffen, die bei jedem Nachdenken oder gar Reden darüber eine Fülle an schmerzlichen Gefühlen auslösen, anderen zu zeigen, dazu gehört großer Mut.“ Gleichzeitig dankte der Bischof den Betroffenen, die diese Ausstellung überhaupt erst möglich gemacht haben: „Auf eine Weise, die nicht nur den Kopf anspricht, sondern direkt ins Herz geht, konfrontieren Sie jeden, der sich darauf einlässt, mit einer Wirklichkeit, die – leider auch in kirchlichem Kontext – zu viele noch immer verdrängen oder ignorieren möchten.“

Info: Die Fotoausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ wird bis zum 20. Oktober im Foyer des Hauses Sankt Ulrich, Kappelberg 1, in Augsburg zu sehen sein. An jedem Donnerstag stehen für Interessierte von 16 bis 18 Uhr je eine qualifizierte Gesprächspartnerin oder ein Gesprächspartner zur Verfügung. (pm)

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