14 Jahre lang leitete Bernhard Gruber das Friedberger Gymnasium. Montagabend wurde er in den Ruhestand verabschiedet. Von seiner Ära bleiben famose Schüler-Leistungen und ein neuer Ausbildungszweig, aber auch der Streit um den Schulnamen und ein Firmenfahrzeug mit Toiletten-Aufdruck.
„Geradlinig” hieß das Wort, das wohl das meist verwendete in der Turnhalle des Friedberger Gymnasiums war. Das Adjektiv benutzten sämtliche Redner, um den scheidenden Leiter der Schule zu charakterisieren, einen, der klare Werte vermittelt - und diese stets vorgelebt habe. „Disziplin, Fleiß, Mitmenschlichkeit und Humanismus”, zählte Giulia Gritsch auf. Die ehemalige Gymnasiastin sprach von einer „harten Schule” unter Direktor Gruber. „Aber ich habe eine gute Ausbildung erhalten und bin immer gerne zur Schule gegangen.”
Bernhard Gruber selbst wirkte an diesem Abend gut gelaunt, beinahe gelöst. Er umarmte jeden Redner und lachte viel.
„Wir verlieren einen grundehrlichen Menschen”, konstatierte Grubers Stellvertreter Johann Schmid. Einen, der „immer freundlich war, aber bestimmt”. Zu Grubers Amtsantritt 2003 sei es zunächst „sehr schwer gewesen, dessen Vertrauen zu erlangen”, räumte Schmid ein. Das habe sich freilich im Lauf der Jahre geändert.
Landtagsabgeordneter Peter Tomaschko würdigte in seiner Ansprache vor allem, wie Gruber vor vier Jahren mit dem Streit um den Namen der Schule umgegangen sei. Damals war der öffentliche Druck auf das Gymnasium gewachsen, sich von seinem Namensgeber Wernher von Braun zu distanzieren. Der Wissenschaftler hatte während des Zweiten Weltkriegs im Konzentrationslager Mittelbau-Dora Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen für seine Vernichtungsrakete V2 schuften lassen. Gruber entschied sich zunächst dagegen, sich von dem Namen zu trennen. Er wolle, dass sich seine Schüler mit Brauns Vita auseinandersetzen. Als der Zwist um den Namen bundesweit zum Thema wurde und prominente Politiker sich einschalteten, gab Gruber schließlich gezwungenermaßen nach.
„Bei all den unterschiedlichen Sichtweisen haben Sie die Problematik mit den Schülern pädagogisch sehr gut aufgearbeitet”, lobte Tomaschko. Ohnehin schneide die Schule nicht nur in Jahrgangsstufentests stets hervorragend ab. Gruber habe seinen Schülern auch Werte vermittelt, sie zu Persönlichkeiten entwickelt. Doch auch das Gymnasium veränderte sich unter der Ägide von Gruber. So wurde die neue Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Ausbildungsrichtung mit sozialwissenschaftlichem Profil zum Schuljahr 2015/16 eingerichtet.
Auch Landrat Klaus Metzger würdigte Gruber als „leidenschaftlichen Pädagogen, der sich in seinem Denken und Handeln immer dem Menschen zugewandt zeigte”. Sehr vieles an der Schule trage seine Handschrift: „Man wird Sie hier ganz sicher nicht vergessen.”
Auch nicht die letzte Anekdote aus Grubers Amtszeit. Jene, mit dem Auto einer Dasinger Sanitärfirma, dessen Aufdruck andeutet, der Fahrer säße auf der Toilette. Gruber verbannte das Fahrzeug vom Schulhof und erntete erneut ein ungewolltes überregionales Medienecho. Aber wieder stand Gruber zu seinen Werten - dieses Auto widerspreche dem Bildungsauftrag eines Gymnasiums. Geradlinig eben.
(von David Libossek)