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Aichacher Zeitung Logo90. Jahrestag der NS-Bücherverbrennungen: Unibibliothek zeigt Ausstellung über die verbrannten Bücher | Aichacher Zeitung

Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

90. Jahrestag der NS-Bücherverbrennungen: Unibibliothek zeigt Ausstellung über die verbrannten Bücher

Die Augsburger Unibibliothek zeigt eine Ausstellung über die verbrannten Bücher. (Foto: Maximilian Tauch)
Die Augsburger Unibibliothek zeigt eine Ausstellung über die verbrannten Bücher. (Foto: Maximilian Tauch)
Die Augsburger Unibibliothek zeigt eine Ausstellung über die verbrannten Bücher. (Foto: Maximilian Tauch)
Die Augsburger Unibibliothek zeigt eine Ausstellung über die verbrannten Bücher. (Foto: Maximilian Tauch)
Die Augsburger Unibibliothek zeigt eine Ausstellung über die verbrannten Bücher. (Foto: Maximilian Tauch)

Im Mai 1933 brannten in ganz Deutschland Bücher. Es waren Romane und Gedichte, Dramen und Essays – geschrieben von Autorinnen und Autoren, die von den Nazis zum Feind erklärt wurden. Eine Ausstellung in der Universitätsbibliothek Augsburg rückt anlässlich des 90. Jahrestages die NS-Bücherverbrennungen und ihre Folgen in den Fokus.

Ein Kooperationsnetz von Hamburg bis Augsburg und Beiträge von zahlreichen Studierenden haben die Ausstellung „Bücher. Namen. Orte. 1933” in der Unibibliothek möglich gemacht. Die Schau besteht aus physischen und digitalen Präsentationen. Alle Teile unterstreichen mit ihren eigenen Zugängen, wie wichtig es auch Jahrzehnte nach der NS-Diktatur ist, fragen zu stellen, zu erinnern und zu forschen.

Nur wenige Wochen nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten hetzten im Frühjahr 1933 deutsche Studenten gegen jüdische, linke und andersdenkende Autorinnen und Autoren. In ganz Deutschland sollten „undeutsche” Schriften aus Buchhandlungen, Leihbüchereien und Bibliotheken entfernt und am 10. Mai 1933 öffentlich verbrannt werden. In 22 Universitätsstädten geschah dies schließlich. Bis zum Jahresende 1933 fanden über 160 nationalsozialistisch begründete Bücherverbrennungen statt.

Obwohl die Augsburger Universitätsbibliothek zu dieser Zeit noch nicht existierte, beherbergt sie seit 2009 doch eine wichtige Sammlung zu diesen Gewaltakten gegen Schriften und Ideen: die Bibliothek der verbrannten Bücher von Georg Salzmann. Die Sammlung führt die Fülle verbrannter und verbannter Literatur in Originalausgaben an einem Ort zusammen. Auf dem Campus steht sie in einem eigenen Bibliotheksleseraum allen Interessierten offen – online kann sie zudem in einer Dauerausstellung jederzeit besichtigt werden. Ihren Kern bilden Werke jener Autorinnen und Autoren, die seit 1933 auf den Schwarzen Listen der Nationalsozialisten standen, darunter zum Beispiel Lion Feuchtwanger, Irmgard Keun, Hermann Kesten, Anna Seghers und Stefan Zweig. Ein kleiner Ausschnitt aus dieser vielfältigen, rund 9700 Titel umfassenden Büchersammlung wird vor Ort in fünf Vitrinen ausgestellt: Exilliteratur und Antikriegsromane, bekannte Kinder- und Jugendlbücher sowie einzelne, besonders seltene Erstausgaben.

Die Ausstellung umfasst zudem eine Wanderausstellung mit dem Titel „Verbrannte Orte”. Die Plakatausstellung zu den NS-Bücherverbrennungen 1933 ist 2023 in über 20 deutschen Städten zu sehen. Darüber hinaus haben Illustrationsstudenten der Hochschule Hamburg kleine Magazine erstellt. Visualisiert sind darin Lektüren der verbrannten Werke, Begegnungen mit fast vergessenen Autorinnen und Autoren und Erinnerungen an historische Ereignisse. Ein großformatiger Touchscreen lädt ferner in die virtuelle Literaturausstellung „aktuell, poetisch, selbstbestimmt” ein. Karin Michaëlis, Gertrud Kolmar und Adrienne Thomas sind Autorinnen, die ab 1933 um Leib und Leben, Arbeit und Heimat fürchten mussten. Die Digital-Ausstellung holt ihre Werke aus dem Regal.

Die Künstlerinnen Eda Aslan und Nurgül Dursun fragten 2022 in ihrem Kunstprojekt, welche Spuren frühere Leser in den Büchern der Sammlung Georg Salzmann hinterlassen haben. Sie fanden unzählige Widmungen, Anstreichungen und Notizen, vielfältige Objekte und vergessene Lesezeichen – sammelten und digitalisierten diese. „What Was Left” dokumentiert hunderte der materiellen Überreste und geht als Re-Archivierung selbst in die Sammlung ein. Drei Vitrinen präsentieren einen Ausschnitt der gefundenen Objekte, die den regen Umlauf der Bücher auf vielfältige Art bezeugen.

Die Gesamtausstellung kann noch bis Freitag, 14. Juli, zu den Öffnungszeiten der Bibliothek besucht werden. Diese sind: Montag bis Freitag, 8.30 bis 24 Uhr, samstags von 9.30 bis 24 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen online unter www.uni-augsburg.de/bibliothek/buecher-namen-orte-1933. (pm)

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