Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 21.02.2023 18:33

125 Jahre Brecht: Stadt und Kurator ziehen Bilanz des Brechtfestivals

Kurator Julian Warner bei der Eröffnungsgala des diesjährigen Brechtfestivals. (Foto: Bruno Tenschert)
Kurator Julian Warner bei der Eröffnungsgala des diesjährigen Brechtfestivals. (Foto: Bruno Tenschert)
Kurator Julian Warner bei der Eröffnungsgala des diesjährigen Brechtfestivals. (Foto: Bruno Tenschert)
Kurator Julian Warner bei der Eröffnungsgala des diesjährigen Brechtfestivals. (Foto: Bruno Tenschert)
Kurator Julian Warner bei der Eröffnungsgala des diesjährigen Brechtfestivals. (Foto: Bruno Tenschert)

Wo findet sich in Augsburg das Erbe des vor 125 Jahren dort geborenen Dichters Bertolt Brecht? Diese Frage stand im Mittelpunkt des diesjährigen Brechtfestivals zum 125. Geburtstag des vielleicht berühmtesten Sohns der Stadt. Das Festival 2023 war auch die erste Ausgabe von Julian Warner. Der Kurator und die Stadt haben nun Bilanz gezogen.

Warner hatte neben den klassischen Spielorten, etwa die Bühnen des Augsburger Staatstheaters, auch neue Orte gewählt, um sich mit Bertolt Brecht auseinanderzusetzen. So ging es etwa in den Saalbau Krone im Stadtteil Lechhausen, der das Vereinsheim des Oberbayrischen Volkstrachtenvereins ist, und in die Räume der Alevitischen Gemeinde. Das Programm umfasste 31 „gut bis sehr gut” besuchte Einzelveranstaltungen, resümiert die Stadt Augsburg. Der städtische Kulturreferent Jürgen Enninger lobt die neuen Spielorte. Das Brechtfestival habe „durch die besondere Gastfreundschaft der Alevitischen Gemeinde und des Trachtenvereins im Saalbau Krone dieses Jahr eine neue Heimstatt bekommen”. Auch dieser Gastfreundschaft sei es zu verdanken, dass das Brechtfestival „die ganze Vielfalt kultureller Zugänge unserer Stadt abbildet”, so Enninger. „Kultur ist der Puls einer Stadt. So kraftvoll und energetisch war er bisher selten zu spüren.”

Das Festival erhielt bundesweit mediale Aufmerksamkeit, beispielsweise berichteten das ZDF, 3Sat, ARTE, der Deutschlandfunk und die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Das Ringen um unterschiedliche Standpunkte und das Aushalten von Widersprüchen war ein zentrales Motiv im diesjährigen Brechtfestival. „Zusammenleben in der Stadt heißt Aufeinandertreffen, verschiedene Interessen, heißt Reibung, heißt Konflikt! Und nur im Raum des Streits können die Ausgegrenzten gegen das Unrecht protestieren”, rief Hanna Binder in der Wrestlingshow „Kampf um Augsburg”, die Teil des Festivals war. Die Showkämpfer stellten dabei politisches Theater auf der Wrestling-Bühne dar.

„Wir haben gemeinsam gewebt, getanzt, gelauscht, diskutiert, musiziert, gekämpft, paradiert, reflektiert, geschwitzt, gelacht und geweint”, sagt Festivalleiter Warner. „Zehn Tage lang haben wir die Brecht‘sche Welt erforscht. Und wir fanden die Zukunft des dialektischen Theaters nicht auf der Guckkastenbühne, sondern in selbstorganisierten Kulturräumen in Lechhausen.” Er und sein Team hätten nun „Lust auf mehr”. Im kommenden Jahr soll es nach Augsburg-Oberhausen gehen.

Einige der im Festival angestoßenen Prozesse laufen bis 2025 weiter, also die gesamten drei Jahre, in denen Warner die künstlerische Festivalleitung innehat. Ein Beispiel ist die „anwachsende Ausstellung” im Brechthaus „The History of Brecht’s People”. Präsentiert werden dort Zeugnisse der Auseinandersetzung der Augsburger Stadtgesellschaft mit Brecht im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte. Zudem ist die Gastkünstlerin im Brechthaus, Anastasia Patlay, zehn Monate vor Ort und arbeitet unter anderem an einer Produktion für das kommende Brechtfestival, das 2024 vom 23. Februar bis 3. März stattfinden wird. (jaf)


Von Janina Funk

Redakteurin Augsburg-Redaktion

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