Ursprünglich im 19. Jahrhundert wurde dieses besondere Gebet als Kontrast zum Fasching und als Einstimmung auf die bevorstehende Fastenzeit ins Leben gerufen. Zu Beginn wurde tatsächlich drei Tage und zwei Nächte lang 40 Stunden durchgebetet. Dies wird aber schon seit vielen Jahren nicht mehr so praktiziert. Allerdings gab es heuer einen ersten Schritt zu den Ursprüngen zurück: In der ersten Nacht, von Sonntag auf Montag, ist es gelungen, dass die Kirche und die ausgesetzte Monstranz, das Allerheiligste - eine konsekrierte Hostie, welche die Anwesenheit Jesu symbolisiert - keine Minute alleine war. Zur durchgehenden Anbetung haben sich zahlreiche Gläubige aus der Region bereit erklärt, auch nachts Wache zu halten, denn die Monstranz darf nie alleine bleiben. Organisiert wurde die Anbetung von Magdalena Hahn aus Altomünster, welche auf Nachfrage unserer Zeitung erzählt, dass sie 16 Leute gefragt habe, die zu ihrer Freude alle gerne bereit waren, diese Idee in die Tat umzusetzen. Aus Inchenhofen kam nachts von 1 bis 4 Uhr eine Gläubige extra zum „Wachdienst” nach Sielenbach. So waren zumeist mehr betende Person anwesend als eingeteilt waren, erklärt Hahn, teilweise waren es bis zu 15 Personen. Die Atmosphäre in der nächtlichen Kirche, fast allein, sei natürlich eine ganz andere als während eines Gottesdienstes. Wie sie selbst, haben auch andere Wache während der Nacht voller Friede und Freude erlebt. Schließlich ist es sehr still und „ein bisschen dunkel, die Monstranz leuchtet” und die vielen Kerzen sorgen für eine besondere Stimmung, berichtet Hahn. Nachdem dieser erste Versuch in diesem Jahr so gut geklappt hat, will sie nächstes Jahr versuchen, während beider Nächte für eine durchgehende Anbetung zu sorgen. Pater Bonifatius Heidel, Wallfahrtsseelsorger in Maria Birnbaum, zeigt sich hocherfreut, dass es gelungen ist, dieses Jahr immerhin knapp 36 Stunden durchzubeten. In seinen Predigten während der drei Messen jeweils vormittags und den Andachten am Nachmittag sprach er von Sünden, dann von den sieben Hauptsünden und von der Tatsache, dass der Begriff Todsünde eigentlich irreführend ist, um dann aber zu guter Letzt auch auf das Thema Vergebung einzugehen. Er bediente sich dabei des Gleichnisses um den verlorenen Sohn, welcher nach dem Verprassen seines Erbteils reumütig zu seinem Vater zurückkehrt, obwohl er weiß, dass er keine Vergebung verdient hat. Der Vater nimmt ihn aber dennoch wieder auf, verzeiht ihm und feiert seine Rückkehr mit einem Fest. Pater Bonifatius überträgt dieses Gleichnis auf alle gläubigen Sünder und sagt: „Wie schön ist es zu wissen: Es gibt immer noch den Vater, der auf uns wartet und der uns verzeiht.” Das 40-stündige Gebet zieht jedes Jahr zahlreiche Gläubige nicht nur aus Sielenbach, sondern auch aus dem Umland an. Die Kirche war bei allen Messen und Andachten voll besetzt. Untermalt wurden die Gottesdienste von den wunderschönen Stimmen des Sielenbacher Kirchenchors. Zum Ende des Gebets, während der letzten Andacht am Dienstagnachmittag, findet traditionell eine Prozession mit dem Allerheiligsten im Kirchenschiff, begleitet von den Mitgliedern des Blauen Bundes, statt. Im Anschluss lädt der Wallfahrtsseelsorger die Gläubigen zu Kaffee und Krapfen in den Klosterladen zum gemütlichen Ausklang ein.