Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 04.10.2021 10:57

Der Tanz des VfL: Ecknach siegt in Hollenbach

Der Rausschmeißer:   Tobias Jusczak trifft gegen zehn Hollenbacher zum 3:0. Angelo Jakob kommt zu spät, der kraftvolle Abschluss schlägt neben Torhüter Jozo Derek im kurzen Eck ein. 	Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Der Rausschmeißer: Tobias Jusczak trifft gegen zehn Hollenbacher zum 3:0. Angelo Jakob kommt zu spät, der kraftvolle Abschluss schlägt neben Torhüter Jozo Derek im kurzen Eck ein. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Der Rausschmeißer: Tobias Jusczak trifft gegen zehn Hollenbacher zum 3:0. Angelo Jakob kommt zu spät, der kraftvolle Abschluss schlägt neben Torhüter Jozo Derek im kurzen Eck ein. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Der Rausschmeißer: Tobias Jusczak trifft gegen zehn Hollenbacher zum 3:0. Angelo Jakob kommt zu spät, der kraftvolle Abschluss schlägt neben Torhüter Jozo Derek im kurzen Eck ein. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Der Rausschmeißer: Tobias Jusczak trifft gegen zehn Hollenbacher zum 3:0. Angelo Jakob kommt zu spät, der kraftvolle Abschluss schlägt neben Torhüter Jozo Derek im kurzen Eck ein. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)

Für die aufsehenerregendste Veranstaltung am Wochenende bedurfte es gar keiner Öffnung von Clubs und Diskotheken. Mehr als 800 Zuschauer hatte das Duell Zweiter gegen Erster der nordschwäbischen Eliteklasse mobilisiert. Teilweise standen sie in vierter Reihe hinter den Werbebanden rund um das Spielfeld, streckten die Hälse, um die Partie zu sehen, die ohne große Kennenlernrunde auskam. Ein, zweimal kam in der Anfangsphase ein Spieler aus dem Takt - ist halt auch nicht ohne, unter derart vielen Blicken die Tanzfläche zu eröffnen.

Nach etwa acht Minuten machte zunächst der TSV dem 1:0 erste ernsthafte Avancen: Georg Witzenberger eroberte den Ball, nahm auf der rechten Seite Patrick Högg mit, der Niko Pitsias in Szene setzte. Dessen Abschluss verwehrte David Selig den Zutritt. Der Vertreter des verletzten Hannes Helfer im VfL-Tor war schnell abgetaucht. „Wenn wir da in Führung gehen, hätte das Spiel eine andere Richtung genommen”, mutmaßte hernach Hollenbachs Trainer Daniel Zweckbronner. „Wir waren am Anfang gut drin im Spiel.”

Frambergers 1:0 ist eine Augenweide

Dann aber fand der VfL seinen Rhythmus und stahl dem Platzhirsch zunehmend die Show. Womöglich wirkten die Geschehnisse rund um Spielertrainer Daniel Framberger unter der Woche (siehe Artikel rechts) wie drei Energy-Drinks. Vor allem für Framberger selbst, der nach 13 Minuten ins Rampenlicht sprintete, mitten hindurch zwischen Christoph Burkhard und Martin Knauer in Hollenbachs Innenverteidigung. Der äußerst auffällige Linksverteidiger Manfred Glas flankte präzise in den Lauf des 31-Jährigen, dessen fließende Bewegung aus technisch feiner Ballmitnahme und anschließendem Abschluss eine Augenweide war: das 1:0 für den VfL.

„Ecknach hat es dann brutal gut gemacht, hat uns im Spielaufbau zugestellt. Wir haben uns schwer getan, die Bälle hinter die Kette zu bringen”, erkannte Zweckbronner an. Die Leichtigkeit des Führungstores stand dabei im krassen Kontrast zur Schwerstarbeit, die der VfL verrichtete. „Es war ein brutal intensives Spiel, das mit Abstand härteste der Saison”, befand Framberger später.

In seiner Mannschaft war sich aber keiner zu schade dafür, den Job des Türstehers zu verrichten. Der TSV fand keine Lücke, kein offen stehendes Fenster, um durch die Wand aus schwarzen Trikots zu gelangen. Er kassierte eine Abfuhr nach der nächsten, seine Versuche wirkten zunehmend verzweifelter. Immer wieder segelten lange Pässe ins Niemandsland des Spielfeldes oder darüber hinaus.

Der Plan des VfL ging indes voll auf. Dafür nicht unerheblich war die Platzwahl: Ecknach ließ die Hausherren zunächst gegen die tief stehende Sonne spielen. Ausgangspunkt vieler Angriffe war dann Innenverteidiger Benedikt Huber. Sein Auftrag: langer Pass, mit Unterschnitt hinter Hollenbachs letzte Linie gespielt. Zuerst legte Framberger eines dieser Zuspiele per Kopf clever ab auf Mittelstürmer Tobias Jusczak, der an TSV-Torwart Jozo Derek scheiterte. Wenig später verzog Framberger selbst aus zwölf Metern.

Das 2:0 durch Jusczak (31.) überraschte keinen mehr. Der Angreifer wetzte einem hohen Ball hinterher, hatte bei einem Pressschlag mit Knauer die größere Durchschlagskraft und Glück, dass seinen Querpass auf Lukas Wagner zwar Raoul Leser blockte, der Ball aber direkt zu ihm zurücksprang, so dass er nur noch einschießen musste. Hollenbach antwortete mit einem Dropkick von Burkhard aus fast 30 Metern, den Selig herausragend parierte. Vor ihm im Sechzehner herrschte schließlich mehr Verkehr als bei Freibier an der Theke. Bis auf ein Tackling von Lukas Piller gegen Högg aus der Grauzone des Erlaubten direkt vor Ecknachs Bank blieb es bis zur Pause aber beinahe gespenstisch ruhig. Ecknachs zweites Tor hatte im Derby endgültig die Lautstärke heruntergedreht.

David Burghart versuchte mit krachender Zweikampfführung gegen Mario Schmidt direkt nach Wiederbeginn die Pegel wieder nach oben zu bewegen. Doch die Gäste ließen sich davon nicht erschüttern, ihre diszipliniert agierende Defensive wirkte weiter wie ein Schalldämpfer. „Wir haben keinen Druck mehr nach vorne gebracht”, konstatierte Zweckbronner. Und wenn Hollenbach doch mal aufmuckte, sprang der vielleicht lässigste Typ auf dem Platz dazwischen: David Selig, die Baseball-Kappe tief ins Gesicht gezogen, agierte stets mit einer Ruhe, als würde er gerade gemütlich an der Bar lehnend ein Weizen trinken. Er konnte aber auch spektakulär: So drehte er einen Freistoß von Burkhard stark um den Pfosten.

David Selig hechtet, David Burghart fliegt

Als er in der Schlussphase gegen Konstantinos Morfakis eine reaktionsschnelle Fußabwehr zeigte, war der Rausschmeißer schon längst gespielt. Burghart hatte Thomas Birkl vermutlich aus Frust in die Bande gestoßen und musste das Fußballfest mit „Gelb-Rot” vorzeitig verlassen (78.). Jusczak schloss eine Stafette über Aykut Atay und Framberger mit einem satten Schuss ins kurze Eck zum 3:0 ab (83.).

„Ich trinke heute sicher ein Bier. Vielleicht auch zwei”, kündigte Framberger grinsend an. „Das ist einfach megageil heute.” Aber so ganz vermiesen ließen sich die Gastgeber ihren Abend auch nicht. „Irgendwann musste es mal passieren”, ordnete Zweckbronner die erste Saisonniederlage ein. „Und die Erfahrung, vor so einer Kulisse zu spielen, kann unseren vielen jungen Spielern keiner mehr nehmen.”

TSV Hollenbach: Derek - Leser, Burkhard, Knauer (46. Simon Ruisinger), Burghart - Högg, Bichlmeier, Witzenberger (75. Morfakis), Jakob, Pitsias (58. Jonas Ruisinger) - Meyer.

VfL Ecknach: Selig - Piller, Huber (51. Sponer), Mühlberger, Glas - Wagner (68. Birkl/80. Jung), Zakari (86. Hörl), Framberger, Schmidt (58. Erhard), Atay - Juszcak.

Tore: 1:0 Framberger (13), 2:0, 3:0 Jusczak (31., 83.) - Gelb-Rot: Burghart (78./Foulspiel und Unsportlichkeit) - Zuschauer: 828 (zahlende) - Schiedsrichter: Stadlmayr (Donaumünster). „Das härteste Spiel der Saison”


Von David Libossek
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