Vor gut einem Jahr war im Gemeinderat die Unzufriedenheit mit der bisherigen Leitung immer größer geworden. Zunächst hatte es eine Mehrheit dafür gegeben, dass das Juze nur noch ehrenamtlich von Vertretern der Dasinger Vereine betreut wird. Obwohl die Gemeinde ländlich strukturiert ist, gibt es aber durchaus Bedarf an Jugendsozialarbeit: Neu Zugezogenen fehlt die Bindung an die Dorfgemeinschaft; Jugendliche wollen sich in Vereinen nicht verbindlich engagieren oder das Geld für den Mitgliedsbeitrag aufbringen; mitunter haben junge Leute mit Migrationshintergrund Mühe, sich zu integrieren; es gibt auch Probleme in Familien. Da genügt es nicht, wenn im Juze nur jemand die Aufsicht führt.Julia Meyer hat eine Ausbildung zur Erzieherin absolviert und dann fünf Jahre lang in einer stationären Jugendhilfeeinrichtung im Landkreis München gearbeitet. Dort kümmerte sich die 27-Jährige um Jugendliche, die durch Lebenskrisen einen seelischen Knacks erlitten hatten und in ein normales Leben zurückgeführt werden sollten. Seit eineinhalb Jahren lebt sie in Augsburg und fand es reizvoll, nun in Dasing Jugendlichen in ein geordnetes Erwachsenenleben hineinzuhelfen.Im Juze wird sie weniger Verantwortung für einzelne Besucher haben als bisher, denn das Angebot ist freiwillig und niedrigschwellig. Aber bei Problemen - etwa Gewalt, Drogen oder sexueller Belästigung - ist sie ansprechbar und kann Betroffene an Stellen weiterverweisen, wo es professionelle Hilfe gibt. „In Einzelfällen”, fügt sie hinzu, „biete ich auch Begleitung zum Beratungstermin an, damit dieser Schritt leichter fällt.” Meyer kann auch auf dem Weg in den Beruf Hilfestellung geben. Sie ist für ein Jahr bei der Gemeinde angestellt, mit der Option einer Verlängerung. Meyer stellt sich auf eine längere Tätigkeit in Dasing ein, denn es muss zunächst ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, bevor sich Jugendliche in solchen Fällen an sie wenden. Doch schon jetzt ist ihre Telefonnummer auf der Juze-Seite bei vg-dasing.de zu finden. Sie ist auch bei Instagram. Wer nicht weiter wisse, könne sich an sie wenden.Im Moment ist allerdings das Juze Corona-bedingt gar nicht geöffnet. Meyer hat festgestellt, dass der Parkplatz am Juze ein beliebter Treffpunkt junger Leute ist, und so haben sich schon einige Gespräche ergeben. Sie bekam mit, dass sich die Jugendlichen Sorgen machten, ob das Juze irgendwann wieder geöffnet wird, denn die Leiter waren gegangen, und sie fragten sich: Kommt da noch mal jemand? Entsprechend positiv sei aufgenommen worden, dass sie jetzt da ist. „Sie waren alle sehr freundlich, offen und motiviert”, lobt Meyer.In den ersten Wochen hat sie sich Vorbereitungen für die Zeit nach Corona gewidmet. Der Eingangsbereich ist inzwischen renoviert; der Hauptraum im Juze soll noch geweißelt werden. Eine neue (gebrauchte) Einbauküche wird angeschafft, denn die bisherige Küche war sehr alt und zum Teil nicht mehr funktionsfähig. Es wird gern gekocht im Juze. Der bisherige Zockerraum für Computerspiele soll zu einem Gruppenraum werden, wo an Projekten gearbeitet wird (auch Gruppen von außen, etwa aus der Schule oder von Vereinen, dürfen kommen). Dafür wird im großen Raum eine Zockerecke eingerichtet. Die Bar bleibt, Meyer will dafür einen festen Thekendienst für die angebotenen Snacks und Getränke einrichten. Und verfügbare Spielgeräte sollen künftig gegen Pfand ausgegeben werden: „Damit soll ein Gefühl von Wertschätzung für die Dinge aufkommen.”Wände sollen durch Graffiti verschönert werden.Allmählich kommt die Wiederöffnung des Juze in Sicht. Liegt der Inzidenzwert im Kreis drei Tage lang unter 100, dürfen im Juze gezielte Aktionen stattfinden; sinkt er unter 50, dann darf für maximal zehn Besucher geöffnet werden. „Ich zähle schon die Tage, bis wir hier wieder öffnen können”, gesteht sie.