Unterdessen wird auf Umweltschutz in Deutschland Wert gelegt. Hierzulande jagt eine Gesetzesnovelle die nächste, und die Bauern monieren, Gesellschaft und Politik schöben ihnen dabei den Schwarzen Peter zu. Heute sollte in Berlin über das sogenannte „Aktionspaket Insektenschutz” beraten werden. Das neue Gesetz sieht etwa vor, Gewässerrandstreifen auf zehn Meter festzulegen. Zudem untersagt das Papier die Ausbringung der allermeisten Agrarchemikalien in Schutzgebieten. „Jetzt wird es unanständig”, meinte Reinhard Herb am Montagabend. Auf der Westseite des Dasinger Bauernmarkts oberhalb der A 8 stand der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV) im Landkreis Aichach-Friedberg und sprach über einen Lautsprecher zu etwa hundert Berufsgenossen. Die Bauernschaft hatte spontan zu einer Protestaktion aufgerufen und ein Mahnfeuer entzündet. Der Scheiterhaufen war weithin sichtbar, das Gewerbegebiet erleuchtete die Wiese, und zahlreiche Schlepper umrahmten die Szenerie, die das Anliegen der Bauern wohl nicht besser hätte bebildern können. Wachstum, Verkehr, Flächenverbrauch - Reinhard Herb sieht die ganze Gesellschaft in der Pflicht, etwas für den Erhalt der Artenvielfalt und den Umweltschutz im Allgemeinen zu tun. „Wir Bauern haben die Kulturlandschaft zu der gemacht, die sie ist. Wir pflegen sie seit Jahrhunderten. Naturschutz geht nur mit uns”, sagte Herb und erhielt Applaus. Unverhältnismäßig findet der Sielenbacher Landwirt und Kreispolitiker die zahlreichen neuen oder überarbeiteten Regelungen der vergangenen Monate. Nach einem Green Deal in der EU und der Novellierung der erst 2019 geänderten Düngeverordnung sitzt der Frust unter den Landwirten noch immer tief. Ihr Vertrauen in die Politik sei „missbraucht” worden, meinte Herb in Dasing. „Bereits mehrere Politiker haben in der Vergangenheit zugesichert, dass es in FFH-Gebieten keine Einschränkungen im Hinblick auf die Bewirtschaftung der Flächen geben wird”, erklärte BBV-Kreisgeschäftsführer Wolfgang Gutmann gestern. Mit dem nun vorliegenden Papier werde sich das vermutlich ändern. Ecknach- und Paartal liegen in einem FFH-Gebiet. 2400 Hektar landwirtschaftliche Fläche wären vom neuen Insektenschutzgesetz betroffen. Gutmann spricht von einem Wertverlust der Böden. Hinzu kommt: Vor allem die Flächen an der Ecknach mit ihren ausladenden Mäandern seien wirtschaftlich kaum mehr rentabel, wenn ein verpflichtender Gewässerrandstreifen von zehn Metern einzuhalten wäre. Aktuell sind fünf Meter gesetzlich festgelegt.