Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 21.01.2022 16:54

„Wir wissen nicht, wie es jetzt weitergehen soll”

Mit Erfolg: Die einzige positiv getestete Bewohnerin im Pöttmeser Heim St. Hildegard, das von der Sozialstation betrieben wird, kam mit dem Virus aus dem Krankenhaus in die Einrichtung. Nach zwei Jahren voller Doppelschichten und Überstunden der Mitarbeiterinnen findet Einrichtungsleiterin Andrea Neukäufer die Entscheidung der Politik „unmöglich”. „Ich kann das einfach nicht verstehen.” Denn die Folgen sind drastisch: 17 der 100 Beschäftigten im Haus St. Hildegard sind nicht geimpft. Mindestens fünf wollen sich in keinem Fall immunisieren lassen. Der Dienstplan kann so ab April nicht mehr wie umgesetzt werden. „Als erstes müssen wir die Kurzzeitpflege schließen”, erklärt Andrea Neukäufer. Aber auch freie Plätze in der regulären Pflege würden dann nicht mehr aufgefüllt. Sie ist wirklich besorgt: „Wir wissen nicht, wie es jetzt weitergehen soll.”Sie hat mit allen Angestellten gesprochen. Radikalisierte Impfgegner hat sie dabei nicht entdeckt. „Die meisten haben einfach Angst, gerade junge Frauen, die noch Kinder bekommen wollen. Oder sie hatten Reaktionen auf frühere Impfungen. Zugleich haben sie wenig Sorge um die Folgen einer Erkrankung für sich selbst.”Etwas gelassener ist der Geschäftsführer der Kliniken an der Paar, Dr. Hubert Mayer. Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beiden Krankenhäuser sind geimpft, sodass keine unüberbrückbaren Lücken entstehen werden, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet. Findet er die Maßnahme grundsätzlich sinnvoll? „Am liebsten wäre mir, alle hätten genügend Einsicht.” Ansonsten könne die einrichtungsbezogene Vorschrift der erste Schritt für eine allgemeine Impflicht sein. Aber die einseitige Belastung einer Berufsgruppe findet er nicht überzeugend. Zwar wünsche er sich eine hohe Immunisierungsquote in der Gesellschaft, aber nur im medizinischen Bereich eine Pflicht zur Impfung einzuführen, widerspreche seinem Gerechtigkeitsgefühl.

Lesen Sie die Sonderseite zu dem Thema in der Samstagsausgabe der Aichacher Zeitung.

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