Trotz der Massen an Holz im Forst bemerken jene, die es verarbeiten, eine regelrechte Preisexplosion. Wenn man von Bauholz spricht, ist im Regelfall von der Fichte die Rede. Die ist laut Breitsameter „richtig zach”, oder, um es wissenschaftlicher zu formulieren, das Verhältnis zwischen Zähigkeit und Dichte der Fasern eignet sich hervorragend für den Bau von Häusern oder Dachstühlen. Das ist längst auf der ganzen Welt bekannt. So bauen Nepalesen erdbebensichere Häuser aus bayerischer Fichte und US-Amerikaner Car Ports oder Dachstühle. Und seit den von Ex-Präsident Donald Trump erhobenen Strafzöllen auf kanadische Fichte importieren die Vereinigten Staaten eben die deutsche. Die hohe Nachfrage in Übersee treibt hierzulande die Preise in die Höhe - ebenso wie die Nachfrage in Deutschland selbst. „So etwas hat es in der Geschichte noch nicht gegeben”, sagt Breitsameter. Das Resultat: Rund 100 Euro bringt der Festmeter Fichte derzeit. Vor einem Jahr mussten Waldbesitzer froh sein, wenn sie 60 Euro bekamen. Weniger die Häuslebauer als die Zimmerer bemerken das: Franz Achter von der gleichnamigen Zimmerei in Ecknach etwa registriert zudem die mangelnde Verfügbarkeit von Fichtenholz. „Wenn wir früher eine Woche Wartezeit hatten, sind es jetzt vier, oder wir bekommen das Material gar nicht”, berichtet Achter. Profiteure dieser Entwicklung seien laut Achter nicht die Waldbauern, also die Erzeuger des Holzes, sondern vielmehr die großen Industriesägewerke. „Die machen richtig Geld.” Das sieht WBV-Chef Breitsameter anders. „Wir haben gerade die Chance, den immensen Holzvorrat gewinnbringend abzubauen”, sagt der Diplom-Forstwirt. Damit meint er vor allem die Privatwaldbesitzer, die von der WBV betreut werden, aber auch die kleinen Säger. Die wurden in der Vergangenheit durch große Konzerne, vor allem aus Österreich, stark zurückgedrängt. Diese Entwicklung kommt laut Breitsameter derzeit zum Erliegen. „Seit Beginn der Pandemie bemerken wir eine Rückbesinnung auf Regionalität”, ist er sich sicher. So scheint sich in kleinen Teilen eine Wirtschaftsweise wie vor einem halben Jahrhundert neu zu etablieren. Die Gemeinde Hollenbach baut nun etwa ein Kinderhaus aus Holz. Im Großhandel ist das schwer zu bekommen - also geht die Kommune auf die WBV zu, die Holz aus dem Privatwald an kleine Sägewerke abgibt, die es dann für den Bau des Kinderhauses weiter verarbeiten. So lautet die Idee, wie Hollenbachs Bürgermeister Xaver Ziegler bestätigt. Aktuell müsse noch geprüft werden, ob dieser Weg vergaberechtlich funktioniert. „Wenn es aber juristisch standhält, werden wir diesen Weg auf jeden Fall gehen”, meint der Gemeindechef, der selbst Waldbesitzer ist. Dass allerdings nicht nur kleine Säger profitieren, weiß Marian Freiherr von Gravenreuth. Der Affinger Baron ist Ehrenpräsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes und sitzt dort heute noch im Ausschuss. Den Preisverfall des Fichtenholzes im vergangenen Jahr, ausgelöst durch starken Käferbefall vor allem im Osten und verstärkt durch Stürme wie Sabine, die tausende Festmeter Fichte umriss, verfolgte er ebenso wie den dann wachsenden Export. „Wenn man so günstig einkaufen kann, fällt der Transport kaum noch ins Gewicht”, erklärt von Gravenreuth. Gleichzeitig war die Nachfrage in den USA groß, das extrem günstig eingekaufte Holz wurde gut bezahlt, lautet die Einschätzung des Affinger Barons. Der ist übrigens selbst von der Holzknappheit betroffen. Marian von Gravenreuth will den Schlossberg in Obergriesbach neu bebauen. Eigentlich gerne aus Holz. Ob das aber so bald überhaupt möglich ist, ist noch nicht klar. Denn zur aktuellen Holzknappheit aufgrund der lukrativen Exporte kommt auch noch das Forstschädenausgleichsgesetz, das die Einschlagmenge begrenzt. „Da kommen gerade ein paar ganz verquere Dinge zusammen”, sagt von Gravenreuth. Dass aus einer derartigen Holzschwemme nun so eine extreme Knappheit entstanden ist, hat den Holzexperten überrascht. Aber: „Der Markt wird es schon richten, er braucht nur ein paar Monate.”