Damit hat jeder der knapp 135 000 Bewohner des Wittelsbacher Landes die Möglichkeit, innerhalb weniger Autominuten und mit Hilfe von geschultem Personal seine Wertstoffe loszuwerden. Welche Gegenstände wie und wo entsorgt werden können, erfährt der interessierte Müllproduzent zum Beispiel im „Abfall-Abc”, das die Kommunale Abfallwirtschaft auf ihrer Homepage veröffentlicht hat. Das nutzt auch Erhard Walter, der in einem Aichacher Stadtteil lebt. Er fühlt sich „gut bedient” mit den vorhandenen Tonnen und dem Angebot an Wertstoffsammelstellen. Eines aber fehlt ihm: eine Abgabestelle für Kunststoffgegenstände aus dem Haushalt. Was etwas sperrig klingt, umschreibt  in seinem Fall eine Wandschlauchbox aus Hartplastik. Die wollte er auf dem Wertstoffhof in Ecknach entsorgen. Allerdings teilten ihm Mitarbeiter dort mit, dass sie die Box nicht annehmen dürfen. „Eigentlich richtig”, kommentiert dies der Abfall-Experte Haas, der weiter ausführt, früher habe man solche Sachen bei Remondis, 500 Meter vom Wertstoffhof entfernt, abgeben können. Doch diese Stelle in Ecknach ist geschlossen. Nun müsste die Box nach Schrobenhausen zur Firma Gigler gefahren werden. Dass das nicht ganz praktisch ist, darin sind sich Walter, Haas und auch Tobias Frerick, Niederlassungsleiter bei Remondis, einig. Ja, so etwas würde man eigentlich schon gern anbieten, meint Haas; dafür seien aber eben Unternehmen zuständig. Frerick, der Remondis-Niederlassungsleiter in Gersthofen, der auch für den Landkreis Aichach-Friedberg zuständig ist, sagt: Es sei richtig, dass Aichach derzeit geschlossen sei. Aber es werde aktuell intern diskutiert, ob man Plastikmüll von Privatleuten in Aichach wieder annehmen könne. Eine Entscheidung gebe es heuer keinesfalls mehr, im nächsten Jahr werde man sehen. Der Landkreis sei bemüht, Bürgerwünsche zu berücksichtigen, fügt Michael Haas an. Schon ab nächstem Jahr werde es möglich sein, auf Wertstoffsammelstellen Gartenmöbel aus Holz abzugeben. Denn mehrfach seien Bürger schon damit aufgeschlagen. Haas weiß auch, dass sich Menschen im Landkreis wünschten, Wandfarben oder Fensterglas auf den Wertstoffhöfen loswerden zu können. Derzeit sei das „noch nicht umsetzbar”, sagte er. „Man kann nicht alles anbieten”, aber man sei bemüht, das Angebot „nach Bedarf anzupassen”. So weit die Voraussetzungen. In der Praxis zeigt sich, dass fehlendes Wissen in Sachen Mülltrennung Folgen hat: Laut „Mülltrennung wirkt”, einer Initiative der dualen Systeme sind etwa 30 Prozent des Inhaltes der Gelben Tonnen Materialien, die dort eigentlich nicht hineingehören: Windeln, Feuerlöscher, Batterien, Video- und Audiokassetten sowie Planschbecken seien dabei häufig. Tatsächlich gehören in die Gelbe Tonne, die es im Landkreis Aichach-Friedberg seit fast drei Jahren gibt, ausschließlich Kunststoffverpackungen, wie Becher, Hohlkörper, Getränkekartons und Folien, aber auch Verpackungen aus Alu-Weißblech oder Styropor. Werden solche Verpackungen konsequent in der Gelben Tonne entsorgt, können sie recycelt und zu neuen Produkten werden. Anders ist es mit Abfällen, die in der schwarzen Restmülltonne landen. Die werden verbrannt und sind damit unwiderruflich verloren. Den Restmüll aus dem Landkreis Aichach-Friedberg macht die AVA in Augsburg zu Energie. Ein „verbreiteter Fehlwurf mit Folgen” ist laut Haas Plastik in der Biotonne. Dieses Thema brennt ihm unter den Nägeln: „Biomüll in Tüten ist gar nicht gut.” Denn auch wenn die Stärke-Tüten, die für Biomüll verkauft werden, sich irgendwann zersetzen, sie brauchen länger als der eigentliche Bioabfall. Der sei in sechs bis acht Wochen durch die Anlage. Was bleibt, ist laut Haas Mikroplastik im Kompost, im Dünger und damit in der Natur. Freilich wäre es am besten, Abfälle würden gar nicht erst entstehen. Das ist idealistisch. Eine ordnungsgemäße Mülltrennung hat in Sachen Klimabilanz allerdings eine nicht zu vernachlässigende Wirkung: Das Öko-Institut in Freiburg hat errechnet, dass durch Recycling von Verpackungen aus der Gelben Tonne, aus Glas, Papier, Pappe und Karton in Deutschland jährlich rund 3,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Das entspreche den jährlichen Treibhausemissionen einer Stadt wie Bonn. Damit Müll gar nicht erst entsteht, hat die Kommunale Abfallwirtschaft einen „Ideenkatalog” mit dem Titel „Wir haben es in der Hand” zusammengestellt, er ist online zu finden. Denn noch immer nimmt die Müll-Menge zu (siehe Kasten).