Ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung gegenüber Flugzeug und Bahn, meint Philipp Hörmann von Hörmann Reisen in Rehling. Nachdem es zuerst hieß, dass in Reisebussen, anders als in Flugzeug und Bahn, ein Abstand von eineinhalb Metern gewährleistet sein müsse und darüber hinaus keine Buchungen ganzer Gruppen möglich seien (für viele Unternehmen gehören Gruppen und Vereinsfahrten zum Hauptgeschäft), hatte Hörmann vor dem Augsburger Verwaltungsgericht Klage eingereicht. „Sicher hat unser Vorstoß mit zu dem politischen Ergebnis geführt”, glaubt Hörmann, denn genau diese beiden bemängelten Ungerechtigkeiten wurden mit den neuen Lockerungen, die seit Montag gelten, abgeschafft. Seither können in Bussen wieder alle Plätze ohne Abstand besetzt werden und Gruppen, Vereine und dergleichen wieder Reisen buchen. Eine Entscheidung des Gerichts hatte es zuvor noch nicht gegeben. Diese wurde nun durch das Umdenken auf politischer Ebene natürlich hinfällig: In der Folge wies das Augsburger Verwaltungsgericht die Klage am vergangenen Dienstag ab. Dennoch ist Hörmann zufrieden: „Unsere Branche wurde von den Fußfesseln befreit.” Ab 1. Juli bietet Hörmann Reisen wieder Tages- und Mehrtagesfahrten an. Durch die Lüftungsanlagen in modernen Reisebussen ist im Übrigen während der gesamten Fahrt eine kontinuierliche Frischluftzufuhr mit Luftaustausch gewährleistet. Ähnlich wie im Flugzeug wird von der Decke be- und über den Boden entlüftet. Dies reduziert das Infektionsrisiko zusätzlich zu den vorgeschriebenen Alltagsmasken auf ein Minimum. Auch das Busunternehmen Spangler aus Pöttmes wird ab Juli wieder Tagesfahrten anbieten. „Wie es angenommen wird, wissen wir noch nicht”, sagt Inge Spangler. Die Entscheidung auf politischer Ebene für die Lockerungen fiel ja sprichwörtlich in letzter Sekunde, somit fehlte vielen Unternehmen die Vorlaufzeit, um neu zu werben und Programme für Tages- und Mehrtagesfahrten zusammenzustellen. Hierbei muss ja meist auch auf die Hygienekonzepte der Zielorte Rücksicht genommen werden. Für Ende Juli ist im Pöttmeser Unternehmen eine Fahrt nach Prag geplant, für August möchte Inge Spangler erst abwarten, „wie es angenommen wird”. Denn: „Wir hatten schon Stornierungen wegen der Maskenpflicht.” Auch bei Fridolin Reisen in Kühbach läuft das Fernreise-Geschäft nach der Corona-Zwangspause schleppend an. „Fakt ist, nach den ganzen Stornos bis rein in den Dezember sind keine Leute da”, erklärt Jürgen Senger die schwierige Situation der Reiseunternehmen. Mit einer Besonderheit, die für Fridolin Reisen schon immer zum Standard gehörte, kann das Kühbacher Unternehmen jetzt möglicherweise besonders punkten: Es wurden auf Reisen schon vor Corona standardmäßig zwei Plätze pro Person reserviert, damit sind im großen Bus statt 50 Passagiere maximal 20 unterwegs. In Zeiten der Pandemie könnte dieser Umstand besonders vorsichtige Kunden anlocken. Fridolin Reisen hat sich auf Albanien als Zielland spezialisiert. Senger ist optimistisch, dass die für Oktober geplante Fahrt dorthin wie vorgesehen stattfinden kann. Josef Ziegler von Efinger Reisen aus Aichach hat von acht Reisebussen derzeit sechs abgemeldet; diese werden „höchstwahrscheinlich dieses Jahr nicht mehr angemeldet”, mutmaßt er und ergänzt: „Die Saison ist gelaufen.” Denn die Hauptsaison für Busunternehmen ist von April bis Oktober. Das heißt de facto, die Unternehmen kamen aus der umsatzarmen Winterzeit direkt in den Corona-Stillstand, und nun sagen die meisten Gruppen auch die Fahrten für die starken Monate September und Oktober ab, somit geht es bald fast nahtlos über in die nächste Winterflaute. Damit sei das Unternehmen „fast ein Jahr ohne Geschäft”, klagt Ziegler. Dabei kann er die Gruppen und Vereine durchaus verstehen, denn im Falle einer Ansteckung der Gruppe unterwegs stellt sich die Frage: „Wer übernimmt beim Verein die Verantwortung, den Schuh zieht sich doch keiner an.” Auch Ankner Reisen aus Sielenbach hat das Jahr 2020 schwer gebeutelt. Zusätzlich zum wochenlangen Stillstand verlor das Traditionsunternehmen aus der Wallfahrtsgemeinde zuletzt ab Dezember 2020 alle vier AVV-Linien, die sie im Landkreis innehatte. Auch die Lockerungen seit vergangenem Montag ändern wenig an der Tatsache, dass die diesjährige Saison wohl im negativen Sinne unvergessen bleibt. „Bis Ende Juli ist alles abgesagt worden”, sagt Christa Ankner-Morice. Die Hoffnung ruht nun auf Vereinen, Pfarreien und Gruppen. Geplant wären im August und September Fahrten in den Europapark sowie nach Kroatien und Ungarn. Die Durchführung hängt aber noch von der Nachfrage ab. „Ich weiß nicht, ob die Kunden mit Maske fortfahren”, zweifelt Ankner-Morice. Viele typische Bustouristen gehören natürlich zur Corona-Risikogruppe und sind daher besonders vorsichtig. Rosa Ankner ist dennoch positiv gestimmt. „Es fragen schon Leute, ob wir fahren”. Im Übrigen ist das letzte Wort über die Saison noch nicht gesprochen, denn nichts ändert sich erfahrungsgemäß während der Corona-Pandemie schneller als die Vorschriften und Lockerungen der Regierung. „Jede Woche kommt eine neue Info”, sagt Christa Ankner-Morice. Also wer weiß schon, ob die Branche der Normalität bald näher kommt als gedacht. „Wer übernimmt beim Verein die Verantwortung, den Schuh zieht sich doch keiner an”.