Die heilige Corona oder auch Stephana soll um 160 in Ägypten oder Syrien gelebt haben. Der Legende nach war sie eine frühchristliche Märtyrin. Sie starb mit nur 17 Jahren und gilt bei den Katholiken als Patronin des Geldes, der Fleischer und Schatzgräber. Insofern passte der gestrige verkaufsoffene Corona-Sonntag ganz gut. Von 12.30 bis 17.30 Uhr konnte man in der Innenstadt sowie der Oberen und Unteren Vorstadt bummeln. Oder sollte man sagen, man hätte bummeln können? Einkaufen macht zur Zeit ohnehin vielen Menschen nicht sonderlich Freude. Zum einen ist da die Maskenpflicht, zum anderen können die Vorschriften, dass nur eine bestimmte Anzahl Kunden in ein Geschäft darf, ein wenig anstrengend sein und zu Wartezeiten führen. Der verkaufsoffene Sonntag hätte also eine zusätzliche Möglichkeit zum Shoppen geboten. Aber wer mochte bei diesem Regenwetter gestern schon vor die Tür? Fast verlassen liegt das Milchwerk da. Nur wenige Autos parken dort, die Fahrer und anderen Insassen holen sich etwas beim Ihle, wo die Kunden teils noch draußen Schlange stehen, oder in Babas Kebaphaus. Das einzige Geschäft, das im Zuge der Sonntagsaktion geöffnet hat, ist Spielwaren Krömer. Viel zu tun hat die ordnungsgemäß maskierte Verkäuferin nicht. Sie wundert sich und bedauert es, dass weder die Kundenmagneten C&A noch das Dekogeschäft Depot auf haben. Doch diese Läden sind nicht die einzigen, die gestern geschlossen hatten oder wenn, dann später als eigentlich vorgesehen 12.30 Uhr öffneten. Obi und das Dänische Bettenlager daneben: Fehlanzeige. Eine Verkäuferin am Stadtplatz glaubt, bei Obi habe man eventuell gefürchtet, einem Ansturm nicht Herr werden zu können und deshalb gleich nicht auf gemacht. In der Innenstadt hingegen trotzen immerhin die meisten Einzelhändler allen Widrigkeiten, auch in den Randzonen. Ob Reno an der Werlberger Straße, Rupprecht am Stadtplatz oder Heimatsport am Schlossplatz: Offene Türen laden zum Shopping ein. Sogar der Kik hat auf. Am Oberbernbacher Weg bittet Zenker, wie an jedem verkaufsoffenen Sonntag, zum Schnäppchenmarkt. Es herrscht ein reges Kommen und Gehen. Im IF Fey Outlet am Stadtplatz hat Verkäuferin Bragica Rajc alle Hände voll zu tun. Nur fünf Kunden gleichzeitig dürfen in den Mode-Marken-Shop. „Aichach hätte viel Potenzial”, sagt sie. Nur habe sie den Eindruck: „Viele Aichacher müssen es noch lernen, ihre Stadt zu lieben.” Sie findet es „unmöglich”, dass an einem verkaufsoffenen Sonntag nicht alle mitmachen, und die vielen verschiedenen Öffnungszeiten seien auch nicht gut. „Man muss doch zusammenhalten”, sagt Bragica Rajc. Dass man selbstverständlich öffnet, das war auch bei Mode Burkhard kein Thema. „Gerade die Männer kommen gern an einem Sonntag”, sagt Irmgard Pfaffenhuber. Sie verkauft aber, man ist ja immer up to date, auch Masken. Im Luis-Trenker-Stil würden die gern genommen. Wenn Markt sei, sei natürlich deutlich mehr los in der Stadt, allerdings mache es für das Herrenmodegeschäft nicht so viel Unterschied. Beim Schuhprofi ist einiges los. Verkäuferin Evelyn Schmaus trägt Kartons hin und her, räumt ein und aus, berät. „Wenn Markt ist, geht es sonst aber noch viel mehr zu”, berichtet sie. Der Juniorchef steht gleich am Eingang. Nicolas Weber drückt jedem Kunden einen in Plastik verpackten, langen roten Schuhlöffel in die Hand. 20 davon hat er in dem Sammelgefäß, denn nur 20 Kunden gleichzeitig dürfen in die Räume. Sind sie alle ausgegeben, müssen die nächsten Kunden warten. Bei der Rückgabe desinfiziert er die Schuhlöffel. Er wie alle Kunden müssen Masken tragen. „Lästig”!”, ruft ein älterer Herr verzweifelt, der nach dem Aussteigen aus seinem Auto versucht, mit dem Schirm in der einen und dem Schlüsselbund in der anderen Hand die Maske über Mund und Nase zu schubsen und die Gummizüge hinter die Ohren zu pfriemeln. Seine Brille ist derweil nassgeregnet und beschlagen. „Wir holen schnell einen Kuchen, dann gehen wir wieder heim”, tröstet ihn seine Frau. Und so hielten es gestern wohl viele: Lieber auf der Couch im warmen Wohnzimmer ein bisserl faulenzen, als bei dem Wetter länger vor die Tür gehen.