Das Amt hat nun den genauen Infektionsverlauf im Heim rekonstruiert. Demnach trat der erste Corona-Fall beim Personal auf. Der oder die Mitarbeiter/in (weitere Details zur Person wurden nicht genannt) hätte die typischen Covid-19-Symptome gezeigt und sich auch krank gemeldet. „Schon da hätte die Heimleitung sich an uns wenden müssen”, meint Pürner. Der Verdacht allein sei laut geltendem Infektionsschutzgesetz anzeigepflichtig. Als innerhalb der nächsten Tage weitere symptomatische Fälle in verschiedenen Wohnbereichen auffielen und dokumentiert wurden, „hätten die allgemein bekannten Notfall-Maßnahmen ergriffen werden müssen”. Aber erst am 31. März ging beim Gesundheitsamt eine erste Meldung der Awo ein, am gleichen Tag seien seine Mitarbeiter zur so genannten „Begehung” ins Maria-Simon-Heim gefahren. Dabei, sagt Pürner, hätten sie festgestellt, dass die Patientenzimmer offen standen, die Räume der Infizierten nicht gekennzeichnet und die Erkrankten nicht von anderen Bewohnern isoliert waren. Das Personal habe nicht die vorgeschriebene Schutzausrüstung getragen. „Das ist keine Schuld der Mitarbeiter, sondern der Leitung”, stellt Pürner klar, „die muss ihre Mitarbeiter schulen und kontrollieren, dass Vorschriften angewandt werden.” Seit dem 22. April sind im Awo-Heim keine weiteren Covid-19-Fälle mehr aufgetreten. Die Ausbreitung der Infektion scheint eingedämmt. Pürner führt das auf die vor fünf Wochen ergriffenen Hygiene- und Isolationsmaßnahmen zurück, die „Standard sind, nicht nur bei Sars-CoV-2, sondern beispielsweise auch beim Norovirus”.