Während dieser Zeit arbeiten auch die Pädagogen weiter. Der Großteil von zu Hause aus, ein paar wenige an der Schule: Sie betreuen Kinder von Ärzten, Krankenschwestern oder Polizisten. Diejenigen im Homeoffice versorgen Eltern und Kinder auf digitalem Weg mit Arbeitsaufträgen: per E-Mail oder über den sogenannten Schulmanager. Gibt es Unklarheiten, stehen Lehrer mitunter auch telefonisch für Nachfragen zur Verfügung. Ansonsten arbeiten die Schüler ihre Arbeitsblätter am Küchentisch ab, am Ende der Woche melden sich die Eltern bei der Klassenlehrerin, um ein Feedback weiterzugeben - so läuft es zumindest bei den Abc-Schützen. Die neue Situation ist für alle eine Herausforderung. Für die Kinder, denen der Kontakt mit Gleichaltrigen fehlt. Für die Eltern, die plötzlich die Rolle des Lehrers übernehmen - und natürlich auch für die Pädagogen, die schneller als gedacht mit dem Thema E-Learning und virtuelles Klassenzimmer konfrontiert werden. „Es ist für alle noch etwas ungewohnt”, sagt Ingrid Hillenbrand vom Staatlichen Schulamt Aichach-Friedberg. Als Schulamtsdirektorin ist sie für alle Grund- und Mittelschulen im Landkreis verantwortlich. Ebenso wie viele andere erfuhr sie von der Ankündigung, dass alle Schulen im Freistaat schließen, sehr kurzfristig. „Wir konnten uns nicht vorbereiten”, stellt Hillenbrand fest, sagt aber auch: Angesichts der aktuellen Situation laufe der Betrieb erstaunlich gut. Für Kinder von Eltern, die im Bereich der sogenannten kritischen Infrastruktur tätig sind, stehen alle Grund- und Mittelschulen nach wie vor offen, erläutert die Schulamtsdirektorin. Diese Schüler erhalten eine Notfallbetreuung. „Ihre Zahl wechselt beständig, an manchen Schulen sind es vier, an anderen ist es nur ein Schüler”. Die Notfall-Kinder bekommen, wie ihre Schulkameraden zu Hause auch, Aufgaben, dürfen zwischendurch aber auch ganz normal spielen. Denn: „Es ist nur eine Betreuung, kein Unterricht”, betont Hillenbrand. Eltern, die ihre Kinder aktuell zur Schule bringen, müssen nachweisen, dass sie in einem systemrelevanten Beruf arbeiten, und zwar im Normalfall beide Elternteile - im Bereich der Gesundheitsversorgung reicht es aus, wenn nur ein Elternteil in diesem Bereich tätig ist. Die Notfallversorgung gilt aber nicht nur für Beschäftigte in der Medizin, in der Pflege und für Rettungskräfte, sondern auch für Polizei und Justiz. Sie umfasst zudem alle Tätigkeiten, die der Lebensmittelsicherung dienen, sprich den Molkereimitarbeiter ebenso wie die Bäckereiverkäuferin. Die Liste ist lang. Momentan nehmen aber offenbar nur wenige Eltern dieses Angebot in Anspruch, zumindest weniger als von den Kindergärten und Grundschulen gedacht. „Unsere Einrichtungen sind alle offen, aber es werden weniger Kinder betreut als erwartet”, sagt etwa Aichachs Hauptamtsleiterin Aurelija Igel; sie ist für die städtischen Kindergärten zuständig. Probleme gebe es so gut wie keine, stellt Igel erfreut fest, allenfalls erfordere es einen gewissen Aufwand, den Schichtbetrieb zu koordinieren. „Spannend” findet Anika Lauter die derzeitige Situation. Lauter ist Rektorin an der Kissinger Grundschule. Die Stimmung im Kollegium sei trotz allem gut, die Lehrer würden sich gegenseitig viel helfen, etwa in IT- und Computer-Fragen, berichtet sie. Doch nicht immer funktioniere die digitale Übermittlung reibungslos. Die derzeitige Krise ist offenbar nicht nur ein Stresstest für unser Gesundheitswesen, es zeigt sich auch, dass Deutschland in Sachen Digitalisierung und Netzausbau im internationalen Vergleich noch immer etwas hinterherhinkt. „Wir haben das Glück, als Schule digital gut aufgestellt zu sein”, sagt Lauter. „Die Schwierigkeit besteht eher darin, dass aktuell das gesamte Netz in Deutschland überlastet ist, weil viele von zu Hause aus arbeiten oder das Internet zur Kommunikation nutzen”. Im Staatlichen Schulamt in Aichach sei man dennoch zuversichtlich, vor allem ob der vielen kreativen Einfälle der Lehrkräfte, lobt Schulamtsdirektorin Claudia Genswürger und nennt verschiedene Beispiele. An einer Schule etwa sei für das Fach Englisch eigens ein YouTube-Video erstellt worden. Darin werden Schüler motiviert, es wird über die Corona-Krise gesprochen und die Jugendlichen erhalten eine Anleitung, wie der Wochenplan abgearbeitet werden soll. Für andere Klassen wurde eine eigene Homepage erstellt, über die Schüler mit Lernstoff versorgt werden. „Andere Lehrkräfte filmen sich selbst im leeren Klassenzimmer beim Unterrichten an der Tafel. Die Videos und zugehörige Arbeitsblätter stehen den Schülern dann in einer Cloud zur Verfügung”, berichtet die Schulamtsdirektorin und ergänzt: „Das Wichtigste in dieser besonderen Situation ist, dass die Lehrer mit ihren Schülern im Austausch sind und bleiben.” Und das gelinge nach Rücksprache mit den Schulleitungen an den Grund- und Mittelschulen im Moment ausgesprochen gut, freut sich Claudia Genswürger. Das größte Problem ist das überlastete Netz