Als Toni (Name geändert) noch ein Kind war, nannte man ihn Zappelphilipp. Er konnte es schon damals nicht ertragen, berührt zu werden. Heute kann er kaum zum Zahnarzt gehen. Denn der wird ihn ja anfassen. Zug oder Bus fahren? Ein Horror. All diese Menschen, die ihm nahe kommen. „Meine Mutter hat damals schon gemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmt”, berichtet Toni. Sie habe ihm gesagt: „Darunter wirst du dein ganzes Leben leiden.” Und, sagt er, genau so ist es. Drei Lehren hat er begonnen, jeweils die Zwischenprüfung bestanden, doch dann: „Diesen Druck für die Abschlussprüfung habe ich nicht ausgehalten.” Arbeiten kann er schon lange nicht mehr. Toni, der auf die 60 zugeht und nach vielen negativen Erlebnissen lieber anonym bleiben möchte, hat schon Erfahrung mit einer ADHS-Selbsthilfegruppe. Sie hat ihm gut getan. Nur: „Beginn um 20 Uhr in Augsburg, Ende gegen 23 Uhr, bis ich daheim war, war es halb eins.” Toni wurde aktiv. Er ist es, der nun die Selbsthilfegruppe für Erwachsene in Aichach ins Leben gerufen hat. Er nennt sie „Grenzgänger”. Menschen mit ADHS oder ADS sollen sich dort austauschen. Zur Gründungssitzung kamen neben Toni drei Frauen. Das sei ein guter Erfolg, meint Christiane Dehne, die die Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen leitet, die im Gesundheitsamt der Stadt Augsburg angesiedelt ist und auch den Landkreis Aichach-Friedberg betreut. Die Selbsthilfegruppe „Grenzgänger” für Erwachsene mit ADHS oder ADS trifft sich das nächste Mal am Mittwoch, 4. März, ab 19 Uhr im ersten Stock des Caritas-Gebäudes an der Münchner Straße 19. Die Treffen sind jeden ersten Mittwoch im Monat. Die Teilnahme ist kostenlos und auf Wunsch anonym.