Seit mehr als drei Jahren wird ihre Geschichte erforscht. Initiiert hat die Beschäftigung mit den Opfern das Frauenforum Aichach-Friedberg. Der Historiker Dr. Franz-Josef Merkl arbeitet die Schicksale und die historischen Hintergründe wissenschaftlich auf, hält Vorträge und hat einen Teil seiner Ergebnisse in einem ausführlichen Aufsatz in dem Jahrbuch „Altbayern in Schwaben” veröffentlicht. Seine Arbeit und die gesamte Initiative werden schon längere Zeit von Stadt und Landkreis unterstützt, die Sparkasse Aichach-Schrobenhausen hilft ebenfalls finanziell. Auch das Stadtmuseum Aichach mit Leiter Christoph Lang ist involviert. Das Beispiel eines bisher praktisch nicht bekannten Kapitels der lokalen NS-Geschichte zeigt, dass es eben nicht „genug” ist, im Gegenteil: Es ist weiter notwendig zu erinnern, und noch mehr: zu forschen und zu lernen, weil wir eben immer noch nicht genug über die Zeit wissen. Was bei der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses des Kreistags einmal mehr deutlich wurde: Wie Grünen-Kreisrätin Marion Brülls, eine der Initiatorinnen der Beschäftigung mit den vergessenen Frauen, berichtete, hat Merkl vor Kurzem im Jüdischen Museum Augsburg neue Forschungsergebnisse präsentiert und sich nochmal intensiver mit den jüdischen Frauen beschäftigt. Unter den aus Aichach deportierten Frauen waren 52 Jüdinnen, 49 wurden ermordet. Die meisten der vergessenen Frauen saßen wegen kleiner Delikte, galten im Nazi-Jargon als „Gewohnheitsverbrecher” oder „Asoziale”, die sich oftmals mit Diebstählen oder Betrügereien über Wasser hielten. Andere wurden in den Tod geschickt, weil sie Beziehungen zu Kriegsgefangenen hatten, „Kommunistinnen” oder Sozialdemokratinnen waren, „Feindsender” gehört oder unerlaubte Abtreibungen vorgenommen hatten. Für die Kreisräte war es - ebenso wie für die Aichacher Stadträte vor einigen Wochen - keine Frage, das Vorhaben zu unterstützen und wie die Stadt 7500 Euro für die Errichtung eines Denkmals zur Verfügung zu stellen. Mehrfach wurde dabei betont, dass es gerade in Zeiten zunehmenden Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus bedeutsam wie nie sei, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Landrat Dr. Klaus Metzger betonte, dass es „wichtig ist, das auch in die Zukunft zu transportieren”, Rupert Reitberger (CSU) sekundierte, dass es „für nachfolgende Generationen ganz wichtig ist, dass das nicht in Vergessenheit gerät”. Er war als früherer Bezirksrat schon an der Einrichtung eines Erinnerungsortes für die Euthanasieopfer in dem früheren Kloster Irsee bei Kaufbeuren beteiligt. Auch für Marion Brülls ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, „um Zeichen zu setzen”. Das Frauenforum hat im Übrigen nicht nur die wissenschaftliche Aufarbeitung angestoßen, sondern auch internationale Kontakte geknüpft. So waren beispielsweise im Sommer die Töchter und Enkelinnen zweier Überlebenden aus Österreich nach Aichach gekommen und hatten die heutige Justizvollzugsanstalt (JVA) besucht (wir berichteten). In diesem Zusammenhang betonte Brülls einmal mehr, dass die heutige JVA selbstverständlich nichts mit der früheren Strafanstalt zu tun hat. Wo das Denkmal stehen wird, ist noch offen. Für die Gestaltung wird es einen künstlerischen Wettbewerb geben, der Kunstverein Aichach wird Stadt und Landkreis dabei unterstützen. Die richtige Zeit, um Zeichen zu setzen