Können die Menschen in Augsburg und im Rest Schwabens in Würde altern? Dafür sorgen wollen zahlreiche Hilfsorganisationen und Ehrenamtliche. So auch die Malteser, die vor kurzem Vertreter weiterer Organisationen und der Politik zu einer Podiumsdiskussion einluden. Es ging um das Problem der Altersarmut, aber auch um die Schwierigkeiten der Helfer, die betroffenen Menschen mit ihren Angeboten zu erreichen.  Als am 20. Dezember 2016 eine Fliegerbombe in der Augsburger Innenstadt gefunden wurde, mussten über die Feiertage rund 54 000 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Über verschiedene Medien wurden die Anwohner informiert, am ersten Weihnachtsfeiertag wurde die Bombe entschärft. An diesem Tag sei die Polizei zur Nachkontrolle von Wohnung zu Wohnung gegangen, erzählte Bürgermeister Stefan Kiefer während der Podiumsdiskussion. Und dabei sei sie auf „unglaublich viele” ältere Menschen getroffen, die von der Evakuierung teilweise noch gar nichts wussten. Nicht gehfähige Bewohner mussten von den Einsatzkräften in Sicherheit gebracht werden. „Da sah man die Grenzen, manche Menschen noch zu erreichen”, meinte Kiefer. Diese Menschen nähmen nicht mehr am gesellschaftlichen Leben Teil, auch das soziale Netzwerk, ob Familie oder Nachbarschaft, hatte versagt.
In Bayern liegen laut dem Rentenreport 2018 des Deutschen Gewerkschaftsbundes über 70 Prozent der Frauen und rund 37 Prozent der Männer unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle von 1074 Euro. Besonders alleinlebende ältere Frauen sind also von Armut betroffen. Während männliche Rentner in Schwaben durchschnittlich 1035 Euro zur Verfügung haben, bekommen Frauen im Durchschnitt nur 684 Euro.
Irene Götz, Professorin an der LMU München, führte Interviews mit 50 alleinlebenden Rentnerinnen und stellte ihre Erfahrungen auch dem Podium vor. Sie erzählte von besonders schwierigen Fällen, etwa einer 85-Jährigen, die nach Deutschland eingewandert war und deshalb erst sehr spät begonnen hatte, in die Kasse einzuzahlen. 222 Euro Rente habe sie zusätzlich zur Grundsicherung zur Verfügung. Doch die Altersarmut sei kein Randphänomen: Jeder sechste Rentner sei armutsgefährdet. Vor allem verwitwete oder geschiedene Frauen aus dem bürgerlichen Umfeld würden sich aber oft schämen, Hilfe anzunehmen.
Dass die Unterstützung der Hilfsorganisationen dennoch bitter nötig ist, konnten die anderen Teilnehmer der Diskussion bekräftigen. Hannelore Weber, aktives Mitglied der Malteser, versorgt bedürftige Rentner einmal im Monat mit Lebensmittelpaketen. „Wir haben beim Päckchen ausliefern schon Leute mit Mütze und Schal in der Wohnung getroffen, weil sie sich das Heizen nicht leisten können”, erzählte sie. Die Pakete sind 20 Euro wert, und kommen am Ende des Monats, wenn das Geld oft knapp ist. Doch man komme auch in vollkommen verwahrloste Wohnungen, treffe Menschen, die alleine überfordert seien, die wesentlich mehr Hilfe bräuchten als „einmal im Monat ein Lebensmittelpaket und eine halbe Stunde Unterhaltung”, betonte Weber.
Die Podiumsdiskussion sahen die Malteser als Auftakt eines Runden Tisches, an dem Engagierte verschiedener Organisationen über „eine regionale Antwort” auf das Problem Altersarmut nachdenken sollen.
Ein Ehrenamtlicher aus dem Publikum sah die Verantwortung aber auch beim Rest der Gesellschaft. Nur wenn wieder mehr Menschen ihre Nachbarn unterstützen würden, etwa beim wöchentlichen Einkauf für jemanden, der schlecht zu Fuß ist, Lebensmittel mitnehmen würde, könne das Problem gelindert werden, war er sich sicher. (Von Laura Türk)