Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 19.01.2023 11:10

Platz für zehn Windräder

In Sachen Windenergie ist Todtenweis den umliegenden Gemeinden einige Schritte voraus: Schon im März vorigen Jahres haben die Gemeinderäte ein Energie-Gesamtpaket mit der Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG) auf den Weg gebracht. Die Windanalyse ist jetzt fertig und auch für die Solartechnik liegen einige Ergebnisse vor. Bis das Gesamtkonzept vorgestellt werden kann, dauert es noch eine Weile.
Wie es mit der Windenergie in Todtenweis aussieht, darüber informierten am Mittwochabend im Gemeinderat die BEG-Vorstände Alfred Seitz und Peter Mießl. „Das passt wie die Faust aufs Auge“, freute sich Konrad Carl, weil in der Sitzung auch das neue „Wind-an-Land-Gesetz“ behandelt wurde, das nach Carls Ansicht „mit heißer Nadel“ gestrickt wurde.

Seitz und Mießl nahmen sich viel Zeit und stießen mit ihren Ausführungen auf großes Interesse bei den Gemeinderäten. Ausführlich wurden die Möglichkeiten für Windkraft vorgestellt, von Gesetzeslage bis praktische Alternativen. Nach Abzug aller Kriterien wie Trinkwasserschutz, Biotop oder Naturschutzgebiet blieb im nordwestlichen Gemeindegebiet eine Fläche von etwa 200 Hektar übrig, auf der bequem zehn Windräder Platz haben.

„Wir haben dabei einen Abstand von 1000 Meter zur Wohnbebauung zugrunde gelegt“, informierte Seitz. „Schon mit sechs Windrädern haben Sie Ihren kompletten Energiebedarf gedeckt“, ergänzte Mießl. Die Gemeinde hat einen jährlichen Gesamt-Energiebedarf von rund 60 Gigawattstunden. Allein mit Windrädern könnte die Gemeinde doppelt so viel Energie produzieren, wie sie benötigt. Das sei eine großartige Sache, weil sich der überschüssige Strom hervorragend an Städte in Bayern verkaufen ließe, weil diese aus Platzmangel selber keine Windräder aufstellen könnten.

„0,2 Cent bringt eine Kilowattstunde. Ein Windrad produziert 100 Gigawatt, das macht im Jahr 20▎000 Euro pro Windrad“, rechneten Seitz und Mießl vor. Aber damit nicht genug. Die gesamte Wertschöpfung bliebe vor Ort. „Es werden Arbeitsplätze geschaffen, der Anteil an der Gewerbesteuer steigt ebenso wie der Anteil an der Einkommenssteuer.“ Zudem könnten eventuell auch Erlöse aus Pachtverträgen oder Unternehmungsbeteiligungen erzielt werden. „Macht es mit Bürgerenergie“, empfahl Mießl nachdrücklich. „Damit die Gewinne vor Ort bleiben und nicht irgendwo hingehen.“
Jetzt will die Gemeinde das Beste daraus machen. Die Räte mussten nicht lange überlegen, um den Flächennutzungsplan zu ändern. Schließlich wolle man sich die Planungshoheit nicht aus der Hand nehmen lassen. Allerdings warnte Bauamtsleiterin Beate Pußl vor zwei Gefahren: Zum einen dränge die Zeit, zum anderen gelte die Konzentrationsflächenausweisung nur fünf Jahre. „Die Flächennutzungsplan-Änderung muss innerhalb eines Jahres komplett über die Bühne gehen“, erläuterte Pußl, was knapp werden könne. Man rechnet mit zahlreichen Einwendungen bei der öffentlichen Auslegung. Durch die zeitlich begrenzte Konzentrationsflächenausweisung wollen sich die Gemeinderäte nicht bremsen lassen. Bernhard Riß (Zukunft für Todtenweis, ZfT) wollte sofort Gas geben, um keine Zeit zu verlieren, und Ulrich Siegmund machte deutlich, dass er ein „glühender Befürworter“ sei. Allerdings wollte der Bürgermeister auch nichts überstürzen. Auf seine Anregung hin, soll der Beschluss zur Flächennutzungsplanänderung daher in der Februar-Sitzung gefasst werden.

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