Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 24.02.2023 18:01

Pfarrhof wird zum Schmuckstück

Mehrere Schichten Leimfarbe   haben die Wände über die vergangenen Jahrhunderte gesehen. Im Erdgeschoss erinnert heute nur noch eine gekonnt mit Stuckleisten eingefasste Zierwand daran.
Mehrere Schichten Leimfarbe haben die Wände über die vergangenen Jahrhunderte gesehen. Im Erdgeschoss erinnert heute nur noch eine gekonnt mit Stuckleisten eingefasste Zierwand daran.
Mehrere Schichten Leimfarbe haben die Wände über die vergangenen Jahrhunderte gesehen. Im Erdgeschoss erinnert heute nur noch eine gekonnt mit Stuckleisten eingefasste Zierwand daran.
Mehrere Schichten Leimfarbe haben die Wände über die vergangenen Jahrhunderte gesehen. Im Erdgeschoss erinnert heute nur noch eine gekonnt mit Stuckleisten eingefasste Zierwand daran.
Mehrere Schichten Leimfarbe haben die Wände über die vergangenen Jahrhunderte gesehen. Im Erdgeschoss erinnert heute nur noch eine gekonnt mit Stuckleisten eingefasste Zierwand daran.

Für den pensionierten Stuckateurmeister Robert Held und seinen Sohn Peter, ebenfalls Stuckateur und Bauexperte, den Vater der Besitzerin, war klar: Das geht. Und wie. Das Haus aus dem Jahr 1709 glänzt in der Sonne. Die Fassade im Barockstil und der Dachstuhl sind 2020 erneuert worden. Die grünen Fensterläden, die schon 1969 am Haus angebracht waren - damals bewohnte es noch ein Pfarrer - sind sogenannten Faschen gewichen, weißen Umrandungen, die unter neuerem Putz verschwunden waren. Ein Gutachter hatte sie bei der Untersuchung der Fassade entdeckt. Der neue Pfarrhof kommt inzwischen dem historischen Original wieder näher. Bereits ab März soll dort wieder Leben einziehen.

Dafür war aber viel Arbeit nötig, erklärt Robert Held. Der 75-Jährige hat für einen Besuch unserer Zeitung die Pforten des Pfarrhofs geöffnet. Fragt man ihn, wie lange am Haus gearbeitet werden musste, weiß er schnell: „Alle, die mitgeholfen haben, kommen zusammen auf 7000 bis 8000 Stunden Arbeit.” Immerhin war die Renovierung nicht mit ein paar Spachtel- und Malerarbeiten getan.

Neu ist so ziemlich alles an dem Gebäude mit Ausnahme der Ziegel, der uralten Dachbalken und einiger Elemente der Treppe. In einem Zimmer im ersten Stock ist noch der alte Holzboden zu finden. Und das älteste Fenster des Hauses ist als Dekorationselement im Treppenhaus erhalten geblieben.

Im Rest des Hauses wurde gehämmert, gesägt, angepackt. Die Baumeister und -meisterinnen entkernten das ganze Gebäude. Die Leimfarbe, die in mehreren Schichten auf dem alten Gemäuer haftete, wurde abgewaschen oder gleich samt Putz entfernt. Neue Strom- und Wasserleitungen mussten verlegt werden. Große Teile des Stucks an der Decke im Erdgeschoss waren nicht mehr vorhanden. In Handarbeit hat Robert Held die Verzierungen erneuert - originalgetreu, wie er betont.

Eher weniger original ist hingegen die Pelletheizung, die den Fußboden und die Wände im Erdgeschoss erwärmt. Und die Raumhöhe im Erdgeschoss lässt sich auch nicht mehr mit jener von vor 50 Jahren vergleichen.

„So hoch war der Boden damals”, sagt Robert Held und deutet auf das untere Ende eines Türstocks. Knapp 30 Zentimeter ist der nach unten verlängert worden.

Auch die erste Stufe der ursprünglichen Treppe beginnt ungewöhnlich weit oben. Selbst eine neue Stufe aus Eiche direkt darunter kann darüber nicht hinwegtäuschen.

Den alten Boden hatten die Arbeiter mit Hilfe eines Minibaggers abgegraben, gut einen halben Meter tief, im Haus wohlgemerkt. Schwer vorstellbar ist das, wenn Robert Held während des Rundgangs keine Straßenschuhe trägt. Blitzblank ist der Pfarrhof, vor allem die Fenster. „Das sind bei den normal großen zwölf Scheiben pro Stück”, sagt Held und lacht. Über 30 Fenster hat das Haus. Da wird das Putzen zur Herausforderung. Im Vergleich zur Restaurierung aber dürfte sich diese Arbeit in Grenzen halten.

„Es hat mir Spaß gemacht”, resümiert Robert Held. Das geschichtsträchtige Gebäude abzureißen wäre ein Frevel gewesen. So sieht das auch der Handwerker, wie im Gespräch deutlich wird. Inzwischen steht er im Bad im ersten Stockwerk. Hier wird deutlich, was er und seine Familie aus dem Pfarrhof gezaubert haben. Hinter ihm ist das Mauerwerk zu sehen, aus dem sich eine mit Stein geflieste Wand senkrecht in den Raum zieht, links daneben ist die ebenerdige Dusche. An der Decke ist auch hier Stuck zu finden, im Bad modern ergänzt durch indirektes Licht. Ein Neubau, so das Fazit, wäre wohl kaum so charmant. Da haben sich die 8000 Stunden für das neue Leben in den alten Mauern sicher rentiert. Minibagger trägt über einen halben Meter Boden im Inneren ab

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