Die Kultainer sind da: Vor dem Bahnpark Augsburg stehen seit kurzem vier weiße, mit schwarzen Schriftzügen versehene Container. Sie sollen helfen, hier ein Kulturquartier für den Stadtteil Hochfeld entstehen zu lassen.

Hinter dem Projekt steht der Kulturverein dieKunstBauStelle aus Landsberg am Lech. Er ist seit 2014 als gemeinnützige Organisation international tätig und setzt sich für kulturelle Bildung, Erinnerungskultur, soziokulturelle Projekte und die Jugendarbeit ein. Für den Bahnpark ist dieKunstBauStelle ein bekannter Partner. Der Verein hat dort bereits einige Projekte umgesetzt, wie die „Zukunftswerkstatt Bahnpark“, das Dialogformat „Tisch der Generationen” und einen Europatag der Jugend zum Thema Reisen mit Interrail. Nun erweitere der Verein sein Engagement und bringe vier mobile Kulturstationen in umgebauten Bürocontainern in die Stadtteilarbeit, wie Wolfgang Hauck, Initiator des Projekts und Vorstand des Vereins, erklärt. Ihn erinnerten die schwarz-weißen Container an Eisenbahnwagons, wie sie da aufgereiht vor dem Bahnpark stehen. „Nicht um bewegt zu werden, sondern um Bewegung in den Stadtteil zu bringen“, sagt Hauck.

Diese Kultainer gibt es schon etwas länger. Bereits 2021 hat der Verein vier Baucontainer als „mobile Kulturstationen” ausgebaut. Für jeweils drei Monate kamen sie in den Gemeinden Dießen am Ammersee, Geltendorf, Schondorf zum Einsatz und wurden dort mit verschiedenen Angeboten bespielt. „Dabei waren die ersten Erfahrungen sehr erfolgreich und es bestand ein großer Bedarf und damit eine große Bereitschaft der Gemeinden für diese Form der Zusammenarbeit”, resümiert dieKunstBauStelle auf ihrer Internetseite. Das Projekt brachte dem Verein sogar eine Nominierung für den Engagementpreis 2022 ein.

Doch Mitte 2022 musste der Verein laut eigener Angaben wegen des Hausverkaufs seine Geschäftsräume in Landsberg aufgeben. Der Verein machte das Beste daraus und entwickelte die Kultainer als „dezentrale Kulturarbeit mit mobiler „Kulturstation“ in ausgebauten Baucontainern in Dörfern des Landkreises” weiter. Der nächste Schritt war vom Land in die benachbarte Großstadt hinein.

Offiziell läuft der Augsburger Stadtteil Hochfeld unter der Bezeichnung „Planungsraum IX”. Dominierendes Element ist die Industriebrache des Bahnbetriebsgeländes, an das sich der Bahnpark Augsburg mit seinem Lokschuppen und Hallen anschließt. Auf der Brache sollen in den nächsten Jahren Wohnungen entstehen und sich Gewerbe ansiedeln. Der Bahnpark selbst möchte sich mit seiner Sammlung von historischen Lokomotiven zu einem Lernort für europäische Kultur- und Technikgeschichte entwickeln – und hier setzt der Verein aus Landsberg an. Hauck sieht hier „beste Voraussetzungen für eine Entwicklung zu einem neuen Stadtteil- und Kulturzentrum”.

Ziel des Projekts „Planungsraum IX” sei es, langfristige Partnerschaften und die Vernetzung mit Interessen- und Aktionsgruppen, Künstlern sowie der kommunalen Verwaltung zu fördern. „Der Bahnpark soll zum Kulturquartier im Stadtteil Hochfeld entwickelt werden. Wir wollen den Bewohnerinnen und Bewohner einen Ort für Begegnung und Austausch bieten“, sagt Markus Hehl, Geschäftsführer des Bahnparks. „Damit können wir zusammen mit dem Verein dieKunstBauStelle als Träger und Akteur für das Kulturleben im Stadtgebiet Impulse geben und Ideen realisieren“, so Hehl weiter.

Die Vernetzung und Netzwerkbildung soll ein zentraler Bestandteil der Entwicklung und Verankerung des Vereins dieKunstBauStelle im Stadtteil Hochfeld sein. Der Verein könne an diesem neuen Standort als” Koordinator, Mediator und Akteur wirken, um die Kooperationen und Partizipation unterschiedlicher Akteure zu bündeln”, ist Hauck überzeugt.

Mit dem Projekt „Planungsraum IX” wolle der Verein ein klares Zeichen für die Förderung der Kultur und die Vernetzung im Stadtteil Augsburg-Hochfeld setzen. Um das Kulturquartier mit Leben zu füllen, sucht der Verein noch Mitwirkende, Ideengeber und Neugierige. Es sollen Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Filme und Netzwerktreffen geben, aber auch Informationsveranstaltungen zum Baugebiet geben. Alle Angebote sollen „bürgernah und niederschwellig” sein.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Das ist gerade hier im Bahnpark zu erleben. Was noch als verlassene Industriebrache wahrgenommen wird, kann schon bald ein neues attraktives Quartier in Augsburg werden und in dessen Mittelpunkt der Bahnpark steht”, hofft Wolfgang Hauck.