Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Kostbarkeiten und Kuriositäten: Neuzugänge im Maximilianmuseum in Augsburg

Die Studioausstellung „Kostbarer als Gold“ präsentiert im Felicitassaal Beispiele Augsburger Goldschmiedekunst der Sammlung Fritz Dennerlein, darunter zwei außergewöhnliche Terrinen aus dem Tafelservice des Großherzogs Georg von Mecklenburg-Strelitz von Johann Alois Seethaler (1821/1822). (Foto: KMA)
Die Studioausstellung „Kostbarer als Gold“ präsentiert im Felicitassaal Beispiele Augsburger Goldschmiedekunst der Sammlung Fritz Dennerlein, darunter zwei außergewöhnliche Terrinen aus dem Tafelservice des Großherzogs Georg von Mecklenburg-Strelitz von Johann Alois Seethaler (1821/1822). (Foto: KMA)
Die Studioausstellung „Kostbarer als Gold“ präsentiert im Felicitassaal Beispiele Augsburger Goldschmiedekunst der Sammlung Fritz Dennerlein, darunter zwei außergewöhnliche Terrinen aus dem Tafelservice des Großherzogs Georg von Mecklenburg-Strelitz von Johann Alois Seethaler (1821/1822). (Foto: KMA)
Die Studioausstellung „Kostbarer als Gold“ präsentiert im Felicitassaal Beispiele Augsburger Goldschmiedekunst der Sammlung Fritz Dennerlein, darunter zwei außergewöhnliche Terrinen aus dem Tafelservice des Großherzogs Georg von Mecklenburg-Strelitz von Johann Alois Seethaler (1821/1822). (Foto: KMA)
Die Studioausstellung „Kostbarer als Gold“ präsentiert im Felicitassaal Beispiele Augsburger Goldschmiedekunst der Sammlung Fritz Dennerlein, darunter zwei außergewöhnliche Terrinen aus dem Tafelservice des Großherzogs Georg von Mecklenburg-Strelitz von Johann Alois Seethaler (1821/1822). (Foto: KMA)

Es ist das älteste kommunale Museum Bayerns und immer einen Besuch wert: Das Maximilianmuseum in Augsburg hat aktuell seine Ausstellung „Kleine Welten” verlängert, in der Studioausstellung „Kostbarer als Gold” sind prächtige Gold- und Silberschmiedearbeiten zu sehen und selbst in der Dauerausstellung gibt es einige neue Stücke zu bestaunen.

1855 richtete die Stadt Augsburg in dem Gebäudekomplex am Fuggerplatz – ehemals die Stadtpaläste Augsburger Kaufleutedynastien – ihr erstes städtisches Museum ein. Benannt wurde es nach dem bayerischen König Maximilian II. Seitdem sammelt das „Stammhaus der Kunstsammlungen und Museen Augsburg”, wie die Stadt es selbst formuliert, vor allem Zeugnisse der Handwerks- und Ingenieurkunst aus Augsburg. Zu entdecken gibt es Goldschmiedearbeiten, Bronzegüsse, wissenschaftliche Instrumente, Uhren und Automaten, historische Modelle und weitere stadtgeschichtliche und kunstgewerbliche Objekte. „Sie alle stammen aus reichsstädtischer Zeit, als Augsburg die Kunstmetropole Deutschlands war”, beschreibt die Stadt Augsburg. Im Jahr 2007 wurde das Maximilianmuseum mit dem Bayerischen Museumspreis ausgezeichnet, nachdem ein Jahr zuvor das Haus fertig saniert war.

Vermutlich der größte Schatz, den das Maximilianmuseum beherbergt, sind die Original-Bronzefiguren der Prachtbrunnen in der Innenstadt – mittlerweile Unesco-Weltkulturerbe. Schätze aus noch edlerem Metall zeigt die kleine Studioausstellung „Kostbarer als Gold”, die noch bis Ende November zu sehen ist. Präsentiert werden im Felicitas-Saal des Maximilianmuseums Werke Augsburger Gold- und Silberschmiedekunst. Die kostbaren Objekte hat das Museum dem 2018 verstorbenen Augsburger Fritz Dennerlein zu verdanken – oder vielmehr dessen Frau. Dennerlein war „ein begeisterter Kunstliebhaber und großer Bewunderer der Augsburger Gold- und Silberschmiedekunst”, beschreibt die Stadt. Nach seinem Tod habe seine Frau beschlossen, aus seinem Nachlass das Maximilianmuseum beim Ankauf Augsburger Goldschmiedearbeiten zu unterstützen – zum Andenken an ihn. „Ihr Wunsch ist es, bedeutende Kunstwerke an den Ort ihrer Entstehung zurückzuholen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen”, so die Stadt. Die Stücke bleiben dem Maximilianmuseum als Dauerleihgaben erhalten. Die „Sammlung Fritz Dennerlein“ bewahre das Andenken an einen geliebten Menschen.

Mit Erinnerungen setzt sich auch ein absoluter Dauerbrenner unter den Ausstellungen des Maximilianmuseums auseinander: „Kleine Welten”. Jedes Jahr, rund um Weihnachten, zeigt das Museum Spielzeuge und Freizeitbeschäftigungen aus längst vergangenen Tagen. Aufgrund der Beliebtheit der aktuellen Ausstellung bleibt der Schauraum im 2. Stock des Maximilianmuseums 14 Tage länger als geplant ein „historisches Kinderzimmer”. Die Spielsachen sind noch bis Sonntag, 18. Februar, zu sehen. Brettspiele, Dampfmaschinen, Puppen, Plüschbären, Kinderbücher, Blech- und Zinnspielzeug: Thematisch geordnete Vitrinen zeigen, „was einst die Herzen von Mädchen und Buben höherschlagen ließ und auch Erwachsenen vergnüglichen Zeitvertreib bereitete”, so das Museum in seiner Ausstellungsbeschreibung.

Dabei geht es durchaus nicht nur um Spielereien. Wie die Präsentation herausarbeitet, steckte hinter den meisten Objekten der Gedanke, die nächste Generation auf ihre jeweilige Rolle in Familie und Gesellschaft vorzubereiten. Die ausgestellten Barockpuppen mit den entsprechenden Kostümen etwa sollten „jungen Mädchen eine zeitgemäße Damengarderobe vorführen”, erklärt das Museum. Auch hinter viel bespielten Mini-Küchen, Dampfmaschinen und Zinnsoldaten habe die „genderkonforme Vorbereitung der Kinder auf ihre Rollen als Erwachsene gesteckt” – als Hausfrau, Mutter, Dame von Stand oder als Familienvorstand, Techniker und Soldat. Dabei habe das militärische Spielzeug den Schrecken des Krieges verharmlost. Die Ausstellung „Kleine Welten” will das historische Spielzeug vorurteilsfrei zeigen, „nimmt aber dennoch Bezug auf das aktuelle Zeitgeschehen”, so das Museum.

Narrenzepter seit dem 16. Jahrhundert Teil des Karnevalsbrauchs

Freilich muss sich auch in einer Dauerausstellung immer wieder mal etwas ändern, um für Besucher attraktiv zu bleiben. So vermeldet das Maximilianmuseum, dass es nun ein Alabasterrelief eines unbekannten Bildhauers aus dem Jahr 1580 mit der Anbetung der Könige zu bestaunen gibt. Ein Winkelmessinstrument aus der Sammlung des Innsbrucker Gelehrten Josef Peter von Zallinger (1730 bis 1805) ist ebenfalls neu. Und noch ein Stück von absolutem Weltrang hat das Museum vorzuzeigen: Ein sehr gut erhaltenes, wohl in Augsburg um 1765 gefertigtes Perlmutt-Necessaire, geschmückt mit Feingoldverzierungen nach Ornamentvorlagen des Augsburger Kupferstechers und führenden „Rokoko-Designers” Johann Esaias Nilson (1721 bis 1788), wie das Museum ausführt. Vergleichbare Necessaires befänden sich im Metropolitan Museum of Art in New York und im Cleveland Museum of Art.

Ein Neuzugang scheint perfekt in die Faschingszeit zu passen: Narrenzepter, sogenannte Marotten, aus dem späten 18. Jahrhundert. Diese nur selten erhaltenen Stücke sind seit dem 16. Jahrhundert als Teil des Karnevalsbrauchs überliefert. Sie sollen spöttische Gegenstücke eines Herrschaftsstabes sein, deren Enden als groteske Köpfe gestaltet waren, so das Museum. Und noch mehr neue Kuriositäten sind zu sehen: zwei Türgriffe, die als weibliche Fabelwesen gestaltet und um das Jahr 1570 entstanden sind, eine Taufmedaille für Regina Hainhofer aus dem Jahr 1608, ein Stangenzirkel, zwei sechsflammige Girandolen aus einem Tafelservice für Katharina die Große aus dem Jahr 1780 und das restaurierte Modell der Reichenbachschen Wassermaschine von 1819.

Info: Geöffnet ist das Maximilianmuseum dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, montags und auch am Faschingsdienstag, 13. Februar, bleibt das Museum geschlossen. Mehr dazu gibt es um Internet unter kunstsammlungen-museen.augsburg.de.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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