Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Ida Paulin im Schaezlerpalais: Lebensgefühl der 1920er auf Glas

Ida Paulin ist vor allem durch ihre farbenfroh dekorierten Gebrauchsgläser bekannt. (Foto: Kunstsammlungen & Museen Augsburg)
Ida Paulin ist vor allem durch ihre farbenfroh dekorierten Gebrauchsgläser bekannt. (Foto: Kunstsammlungen & Museen Augsburg)
Ida Paulin ist vor allem durch ihre farbenfroh dekorierten Gebrauchsgläser bekannt. (Foto: Kunstsammlungen & Museen Augsburg)
Ida Paulin ist vor allem durch ihre farbenfroh dekorierten Gebrauchsgläser bekannt. (Foto: Kunstsammlungen & Museen Augsburg)
Ida Paulin ist vor allem durch ihre farbenfroh dekorierten Gebrauchsgläser bekannt. (Foto: Kunstsammlungen & Museen Augsburg)

Drei Jahre lang haben die Kuratoren die Ausstellung vorbereitet, aus über 1000 Objekten verschiedener Privatsammlungen und dem Bestand der Augsburger Kunstsammlungen wählten sie rund 450 Stücke: Herausgekommen ist eine umfassende Werkschau der in Augsburg geborenen Künstlerin Ida Paulin. Die Ausstellung ist noch bis 31. März im Schaezlerpalais zu sehen. Neben Glaskunst, die im Mittelpunkt der Schau steht, werden unter anderem auch Skizzen, Gemälde, Batiken und Stickereien gezeigt.

Paulin, geboren 1880 in Augsburg, verstorben 1955 in Rheinland-Pfalz, ist vor allem durch ihre farbenfroh dekorierten Gebrauchsgläser bekannt. Die Augsburgerin zählt zu den bedeutenden Vertreterinnen ihres Kunsthandwerks zu Beginn des frühen 20. Jahrhunderts. Zunächst studierte sie Malerei an der Münchner „Damenakademie” bei Adolf Münzer und Angelo Jank. Zu ihren Lehrerinnen zählten aber auch die Landschaftsmalerin und Lithografin Ellen Tornquist sowie die Malerin Caroline Kempter. Stilistisch spannte sie den Bogen vom Jugendstil, über Art Déco, hin zum Bauhaus und dem Konstruktivismus. Ihre Glasobjekte verkaufte sie auf Messen, Ausstellungen und sogar auf Kreuzfahrtschiffen in alle Welt. Im Jahre 1915 wurde Paulin als erste Frau in der Künstlervereinigung „Die Ecke“ in Augsburg aufgenommen. 1924 heiratete sie den Maler Arnold Haag. Zusammen mit ihm eröffnete sie im Künstlerhof im Augsburger Domviertel eine Glaskunstwerkstatt.

Ida Paulin entwarf zudem Postkarten, schuf Batiken sowie Stickereien und arbeitete in Holzbrenntechnik. Der heute eher in Vergessenheit geratenen Künstlerin werde durch die große Ausstellung, ein „gebührender Platz” eingeräumt, sagt Augsburgs Kulturreferent Jürgen Enninger.

Paulin entsprach „in den 1920er Jahren voll dem damaligen Zeitgeist”

„Mit den Dekoren ihrer Gläser entsprach Ida Paulin in den 1920er Jahren voll dem damaligen Zeitgeist”, erklären die Ausstellungsmacher. Marlene Dietrich, Josephine Baker, Tänzerinnen und Tänzer, Jazzmusiker, Paare in Abendgarderobe beim Tanz oder an der Bar bildeten beliebte Motive. Auch Frauen im Sportdress oder Schwimmanzug, beim Wandern, Skifahren oder beim Flanieren sind wiederkehrende Sujets.

Paulins Schaffen wurde auch von fernöstlichen Druckgrafiken gestalterisch und motivisch beeinflusst. So zeigen ihre Naturdarstellungen mitunter ausschnitthaft wiedergegebene, stilisierte Vögel, Fische, Insekten und Pflanzen wie etwa Zweige mit Kirschblüten.

Blumen und Trachtenmotive dominieren vor allem in der Zeit nach 1933. „Konservative Zeugnisse eines retrospektiven Blickes, der sich kollisionsfrei zum nationalsozialistischen Weltbild verhielt”, seien dies. Wie Hauptkurator Christof Trepesch erklärt, kommen Andenkengläser, unter anderem mit Augsburger Motiven, und Gläser, die als Werbegeschenke dienten, hinzu. Im Herbst 2023 erschien im Zuge der Ausstellung zudem eine Monographie mit verschiedenen Beiträgen von Fachleuten und Wissenschaftlern. Mit einer Auflistung ihrer Ausstellungen und einem Markenverzeichnis könne dieses neue Standardwerk auch als Handbuch für Sammler dienen”, sagt Herausgeber Trepesch. Paulins Glasobjekte sind häufig bei Auktionen vertreten und gelten als beliebte Sammlerstücke. (pm/jaf)

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