Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 07.06.2023 15:38

Hilfe für Geflüchtete

<b>Mohammad Sulaiman</b> (links) mit Karina Samoilenko, Maryna Sorokina und Seref Demirtas im in der Unterkunft in der Oskar-von-Miller-Straße.  (Foto: Elena Barth)
Mohammad Sulaiman (links) mit Karina Samoilenko, Maryna Sorokina und Seref Demirtas im in der Unterkunft in der Oskar-von-Miller-Straße. (Foto: Elena Barth)
Mohammad Sulaiman (links) mit Karina Samoilenko, Maryna Sorokina und Seref Demirtas im in der Unterkunft in der Oskar-von-Miller-Straße. (Foto: Elena Barth)
Mohammad Sulaiman (links) mit Karina Samoilenko, Maryna Sorokina und Seref Demirtas im in der Unterkunft in der Oskar-von-Miller-Straße. (Foto: Elena Barth)
Mohammad Sulaiman (links) mit Karina Samoilenko, Maryna Sorokina und Seref Demirtas im in der Unterkunft in der Oskar-von-Miller-Straße. (Foto: Elena Barth)

An der Oskar-von-Miller-Straße in Aichach gibt es seit dem vergangenen Jahr eine dezentrale Flüchtlings-Unterkunft. Eingerichtet wurde sie im Frühjahr 2022, als kurz nach Kriegsbeginn zahlreiche Geflüchtete aus der Ukraine kamen. Mit Mohammad Sulaiman berät erstmals auch ein Diakoniemitarbeiter in der Stadt Aichach. Der Flüchtlings- und Integrationsberater ist seit gut einem halben Jahr in der dezentralen Unterkunft tätig. Neben Ukrainern leben dort auch Asylbewerber und Geduldete aus anderen Herkunftsländern.

Einer von ihnen ist Seref Demirtas. Er wurde 1975 in Deutschland geboren und zog im Alter von neun Jahren mit seinen Eltern in die Türkei. Anfang 2021 verließ Seref Demirtas aus politischen Gründen das Land wieder. In Deutschland stellte er einen Asylantrag. Seit Dezember 2022 lebt er mit seiner Frau in der Unterkunft an der Oskar-von-Miller-Straße. Da seine Frau aktuell eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin macht, haben beide den Status der Duldung. In der Türkei war Demirtas als Anwalt tätig. Ein Beruf, den er in Deutschland nicht ausüben kann, da seine Ausbildung hier nicht anerkannt wird. Demirtas ist von Geburt an blind und wird ab Herbst eine zwölfmonatige Schulausbildung an einer Blindenschule in Würzburg beginnen. Dort wird er im Internat leben und an den Wochenenden zu seiner Frau nach Aichach pendeln.

Um den Platz an der Schule hat er sich selbst gekümmert, bei vielen anderen Fragen wie etwa der Beantragung von Sozialleistungen hat ihn Mohammad Sulaiman unterstützt: „Er ist sehr hilfsbereit, alles hat 100-prozentig gestimmt“, berichtet Demirtas, der bedauert, dass Sulaiman nur an zwei Tagen in der Woche in der Unterkunft berät. Außer in Aichach ist der Flüchtlings- und Integrationsberater im Beratungsbüro in Kissing tätig. Dort gibt es mit der Flüchtlings- und Integrationsberatung, der Migrationsberatung für Erwachsene und dem Jugendmigrationsdienst gleich drei Angebote der Diakonie unter einem Dach. Der Jugendmigrationsdienst hat zudem ein Büro im Bahnhofsgebäude in Friedberg. Und auch in der Ankerdependance in Mering bietet die Diakonie Flüchtlings- und Integrationsberatung an.

In Aichach besucht Seref Demirtas immer dienstags das Begegnungscafé der Caritas, um dort Deutsch sprechen zu können. Seine guten Sprachkenntnisse nutzt der Jurist auch, um sich ehrenamtlich zu engagieren und anderen Menschen aus der Türkei mit Übersetzungen zu helfen - etwa beim Jobcenter, im Krankenhaus, in Arztpraxen oder Schulen. Aktuell begleitet er 14 Personen.

Diakonie

Das Diakonische Werk Augsburg ist Träger sozialer Angebote der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern. 1895 gegründet, bietet der Verein Leistungen in rund 35 Einrichtungen an, vorrangig im Dekanatsbezirk Augsburg sowie im Allgäu. Mit Angeboten in der Altenhilfe, Sozialpsychiatrie, Jugendhilfe, Migration sowie Hilfen in besonderen Notlagen wie etwa Wohnungslosigkeit oder Überschuldung unterstützt die Diakonie Menschen jeden Alters unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit oder Nationalität gemäß des Leitsatzes: Stark für Menschlichkeit. Infos unter www.diakonie-augsburg.de.

    Geflüchtete aus der Ukraine haben durch die rechtlichen Gegebenheiten bereits einige Erleichterungen in Anspruch nehmen können. „Sie erledigen daher viele Angelegenheiten selbstständig“, so Mohammad Sulaiman. Beratungsbedarf gebe es aber zum Beispiel bei Themen wie Schwangerschaft, der Feststellung des Schwerbehinderungsgrades oder der Übersetzung amtlicher Dokumente. Auch die sprachliche und berufliche Integration spiele eine große Rolle und werde in der Beratung thematisiert. Sulaiman unterstützt bei der Suche nach einer Kinderbetreuung, damit die Mutter einen Sprachkurs besuchen kann.

    Zwei seiner Klientinnen sind Karina Samoilenko und Maryna Sorokina. Beide Frauen kennen sich bereits aus der Ukraine und haben ihre Heimat Anfang April 2023 verlassen. Auch wenn Mohammad Sulaiman ihre Sprache nicht spricht, sei er „sehr geduldig“ und sie könne „mit jeder Frage zu ihm kommen“, berichtet Karina Samoilenko. Auch beim Kontakt zur Schule, die ihre 14-jährige Tochter hier besucht, habe der Diakoniemitarbeiter sie unterstützt. Maryna Sorokina ist mit ihrem achtjährigen Sohn nach Deutschland geflohen. Beide Frauen haben sich bereits zum Sprachkurs angemeldet; nicht immer ist jedoch zeitnah ein Platz frei.

    Unterstützung bekommen die Geflüchteten aus der Ukraine auch von Elena Barth, die ehrenamtlich übersetzt. Sie stammt selbst aus Kiew und lebt seit 2015 in Aichach. Sie begleitet ihre früheren Landsleute – sie selbst hat inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft – seitdem die Unterkunft in Aichach eröffnet wurde. Inzwischen unterstützten sich die Geflüchteten aus der Ukraine auch gegenseitig, berichtet Elena Barth: Neuankömmlinge erhalten von ihren Mitbewohnerinnen Anleitungen, etwa zur Nutzung von WLAN oder zum Umgang mit Behörden.

    north