Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

„Förster hat mir Angst gemacht”: Nun sprach die Prostituierte vor Gericht

Augsburg - Wenig Prozess, viele Unterbrechungen - so verlief der dritte Verhandlungstag im Fall Linus Förster, der sich derzeit wegen Missbrauchs widerstandsunfähiger Frauen und des Besitzes von Kinderpornos vor dem Augsburger Landgericht verantworten muss. Zu Wort kam am Freitag vor allem die Ex-Prostituierte, die den ehemaligen Landtagsabgeordneten im Herbst 2016 angezeigt hatte.
Eigentlich hätte die Frau, ebenso wie eine ihrer früheren Kolleginnen, bereits am Donnerstag vor dem Augsburger Landgericht aussagen sollen. Doch die beiden kamen nicht. Ihre Begründung: Die Fahrt aus dem Taunus sei zu weit und zu teuer. Das Landgericht verhängte daraufhin gegen beide ein Ordnungsgeld von 500 Euro und erließ einen Vorführbefehl. Damit wären die Frauen am Freitag notfalls von der Polizei zur Verhandlung gebracht worden.
Die ehemalige Prostituierte hatte die Ermittlungen gegen Förster mit ihrer Anzeige erst ins Rollen gebracht. Vor dem Landgericht sollte sie am Freitag schildern, was am 9. September 2016 passiert war. Da die Asiatin nur schlecht Deutsch spricht, gestaltete sich ihre Aussage allerdings etwas schwierig. Richter Lenart Hoesch musste beinahe jede Frage mehrfach umformulieren. Im Wesentlichen bestätigte sie jedoch, was bereits in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft steht.
Demnach hat Förster versucht, den Geschlechtsverkehr mit einer Kamera festzuhalten. Die damalige Prostituierte bemerkte dies, nahm die Kamera an sich und lief damit in einen Nebenraum zu ihrer Kollegin. Förster sei das gar nicht recht gewesen, erinnert sich die Asiatin vor Gericht, er habe immer wieder gesagt, wie teuer die Kamera gewesen sei. Sie habe ihm das Gerät zurück gegeben, die Speicherkarte jedoch behalten. Daraufhin sei es zu einem Gerangel um die Karte gekommen, bei dem der Angeklagte die Prostituierte aufs Bett geworfen und am Finger verletzt habe.
„Ich habe gesagt, ich rufe die Polizei und dann hat er sich angezogen und ist gegangen”, sagte die Frau dem Richter. „Aber er wollte am nächsten Tag wieder kommen und die Karte holen.”
Sie habe nach diesem Vorfall zunächst nicht mehr gearbeitet. Der 52-Jährige habe ihr mit seiner lauten Stimme und der Androhung, zurück zu kommen, Angst gemacht. Mittlerweile hat sie die Tätigkeit als Prostituierte aufgegeben und arbeitet in einem Chinarestaurant. Ihre frühere Kollegin, die ähnlich wenig Deutsch spricht, bestätigte ihre Aussage vor Gericht.
Davon abgesehen ergab der dritte Verhandlungstag nicht viel Neues. Linus Förster meldete sich nur einmal zu Wort, als es darum ging, ob die Speichermedien, die die Staatsanwaltschaft beschlagnahmen ließ, im Anschluss an den Prozess vernichtet werden können.
Der 52-Jährige wolle lediglich Bilder und Inhalte zurück haben, die mit seinen Bands in Verbindung stehen. Fotos von Frauen, die einvernehmlich entstanden seien, wolle er jedoch nicht mehr. Er wolle einen Schlussstrich ziehen, erklärte er dem Gericht. „Ich will ein ganz neues Leben anfangen, ohne die ganzen Sachen.”

Die Verhandlung wird am Donnerstag mit den Plädoyers der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung fortgesetzt. Ein Urteil wird voraussichtlich am Freitag fallen. (
Von Kristin Deibl)


Von Kristin Deibl
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