Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 29.06.2023 05:58

Familienstützpunkt kann durchstarten

<b>Julia Baur</b> freut sich schon, wenn der Anbau für den Familienstützpunkt an das bestehende Gebäude „Caritas am Bahnhof“ seine Türen bald öffnen kann.  (Foto: Caritas Augsburg/Bernhard Gattner)
Julia Baur freut sich schon, wenn der Anbau für den Familienstützpunkt an das bestehende Gebäude „Caritas am Bahnhof“ seine Türen bald öffnen kann. (Foto: Caritas Augsburg/Bernhard Gattner)
Julia Baur freut sich schon, wenn der Anbau für den Familienstützpunkt an das bestehende Gebäude „Caritas am Bahnhof“ seine Türen bald öffnen kann. (Foto: Caritas Augsburg/Bernhard Gattner)
Julia Baur freut sich schon, wenn der Anbau für den Familienstützpunkt an das bestehende Gebäude „Caritas am Bahnhof“ seine Türen bald öffnen kann. (Foto: Caritas Augsburg/Bernhard Gattner)
Julia Baur freut sich schon, wenn der Anbau für den Familienstützpunkt an das bestehende Gebäude „Caritas am Bahnhof“ seine Türen bald öffnen kann. (Foto: Caritas Augsburg/Bernhard Gattner)

Seit 2020 gibt es in Aichach den Familienstützpunkt. Die Kontakt- und Anlaufstelle für Eltern ist von Anfang an im Caritas-Haus an der Aichacher Bahnhofstraße untergebracht. Nun scheint nicht nur die „Anlaufzeit”, die ein solches Angebot braucht, vorbei, auch der Anbau, in dem neue Räume für das „Haus der Familie” entstehen, wird im Juli fertig. Dann kann der Familienstützpunkt Aichach richtig durchstarten. „Das ist unser Ziel”, sagen Julia Baur, die Leiterin der Beratungsstelle, und Caritas-Geschäftsführer Robert Winzer.

Baur freut sich über zahlreiche positive Rückmeldungen: „Wir werden mit unserem Angebot hier in Aichach sehr gut angenommen.“ 2020 begann alles sehr bescheiden in einem kleinen Begegnungsraum der Caritas in der Aichacher Bahnhofstraße. „Das hat auch gepasst, weil wir erst einmal bekannt werden mussten und man uns anfangs noch beschnupperte“, erinnert sich die Sozialpädagogin. Nun errichtet die Caritas für den Familienstützpunkt einen eigenen Anbau mit fast 170 Quadratmetern mit Küche, Gruppen- und Rückzugsräumen sowie Sanitäranlagen auch für Menschen mit Behinderungen (wir berichteten).

„Heute kommen viel mehr Personen zu uns, auch ältere Frauen und Männer, die sich hier ehrenamtlich einbringen”, sagt Baur und spricht damit Gründe an, warum die öffentliche Hand die Familienstützpunkte finanziell unterstützt und warum die Caritas sich in Aichach an dem Projekt beteiligt.

Denn manchmal sind die Liebsten nur schwer zu ertragen. Wenn das Schrei-Baby nervt oder das „Pubertier“ spinnt, bietet der Familienstützpunkt kostenlos Hilfe an. Er will eine niederschwellige Kontakt- und Anlaufstelle sein. Denn Konflikte kommen in den besten Familien vor und Erziehung ist kein Kinderspiel und gelingt nicht immer so, wie Eltern oder Großeltern sich das vorstellen. Belasten Probleme mit dem Nachwuchs den Alltag über einen längeren Zeitraum hinweg, nutzt es oft wenig, mit seinen Sorgen nur im eigenen Saft zu schmoren. Wer an seine Grenzen kommt und selbst nicht mehr weiter weiß, dem kann der Austausch mit Fachleuten helfen. Baur lädt zu verschiedensten Themen Fachreferenten ein und auch Workshops werden angeboten. Da geht es etwa um Mutter-Kind-Beziehungen, um den Umgang mit sozialen Medien oder dem Smartphone.

Julia Baur erinnert sich noch an die Anfänge des Familienstützpunkts in Aichach: Sie bot gemeinsam mit Ehrenamtlichen ein „Baby-Café“ an. Junge Mütter kamen mit ihren Babys, sie konnten sich unverbindlich miteinander unterhalten. Je vertrauter man sich fühlte, umso mehr wagten die Mütter sich gegenseitig zu fragen: „Wie machst du das?“, „Wie geht es dir damit?“ oder „Weißt du, wer mir dabei helfen könnte?“ So ergaben sich weitere Gespräche mit Julia Baur. Oft hieß es: „Frag' doch sie, sie weiß Bescheid.“

Der Familienstützpunkt ist bei der Caritas angesiedelt. Deren Beratungs- und Hilfe-Netzwerk ist so schnell greifbar. Ein großer Vorteil. Insbesondere bei sozialen Nöten könne die Beratung „im Haus“ bleiben. Das war schon dem früheren Geschäftsführer des Caritasverbandes für den Landkreis Aichach-Friedberg, Andreas Reimann, ein Anliegen. Sein Nachfolger, Robert Winzer, setzte den Weg fort und kann nun mit der baulichen Erweiterung an der Bahnhofstraße für den Familienstützpunkt die Bedeutung dieses Angebots stärken.

Netzwerk hilft bei vielfältigen Themen

Beratung und Bildung gehen im Familienstützpunkt Hand in Hand. „Und das allein schon dadurch, dass sich hier Mütter und Väter mit ihren Kindern begegnen“, freut sich Julia Baur. Die Begegnung ist für sie der eigentliche Kern des Familienstützpunkts. Eltern geben sich gegenseitig Tipps, stärken sich dadurch, dass sie ihre positiven und negativen Erfahrungen austauschen und sich auch gegenseitig eingestehen, dass auch sie einmal eine Beratung gebraucht hätten.

Davon profitiere auch die Programmgestaltung. Immer wieder schlagen Eltern Themen vor, die ihnen unter den Nägeln brennen. So lud Baur auf Wunsch der Eltern zum Beispiel einen Experten zum Thema „Beikost für Babys“ ein. Im Allgemeinen sind die Angebote kostenlos, bei externen Referenten müsste hin und wieder eine Teilnahmegebühr erhoben werden. Dann kümmert sich Baur um einen Kostenzuschuss oder eine Kostenübernahme.

Dass der Familienstützpunkt heute, nach drei Jahren, von einem lebendigen Miteinander geprägt ist, zeigt sich etwa beim „Baby-Café“, bei dem sich regelmäßig zwölf Mütter mit ihren Kindern treffen. Ab und zu sind auch Väter dabei. Beim „Café für alle“ treffen Geflüchtete und Einheimische zusammen.

30 Frauen und Männer, auch Ältere darunter, engagieren sich ehrenamtlich. Darunter sind auch alteingesessene Mitbürgerinnen und Mitbürger aus dem Einzugsbereich des Caritas-Hauses. Der umfasst neben Aichach Obergriesbach, Schiltberg, Sielenbach und Kühbach.

In diesem „Haus der Familie” sind Deutschkurse für Flüchtlinge, Hausaufgabenbetreuungen, Bastelangebote und Familienpatenschaften zu finden. „Ältere Damen und Herren ersetzen fehlende Großeltern“, so Baur. Winzer gab einmal als Ziel aus, die ganze Woche über ein Programm anbieten zu können.

Im Landkreis Aichach-Friedberg gibt es vier Familienstützpunkte: Neben dem in Aichach einen in Pöttmes für den nördlichen Landkreis, einen in Friedberg (West) und einen für den Landkreis-Süden in Kissing.

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