Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 26.10.2022 13:57

Es bleibt bei steigenden Ticketpreisen

Um rund zehn Prozent sollen die Preise für Fahrten im Augsburger Verkehrsverbund (AVV) zum 1. Januar steigen (wir berichteten). Um eine Aussetzung hatten sich bereits die Grünen mit einem Antrag vergeblich bemüht, nun legt die SPD nach. Allerdings kann der Landkreis Aichach-Friedberg über diese Fragen nicht alleine entscheiden. Beschlüsse des Kreistags nimmt der Landrat mit zur AVV-Gesellschafterversammlung, wo die Stadt und der Landkreis Augsburg ebenso wie der Landkreis Dillingen zusammenkommen. Ein zuletzt in Aichach beschlossener Vorschlag fand dort keine Mehrheit.

Seit 2016 werden die Preise im AVV jährlich nach einem bestimmten Rechenverfahren erhöht. Die sogenannte indexbasierte Tariferhöhung wird auf Basis von Daten des statistischen Bundesamts für Personal-, Material-, Fahrzeug-, Strom- und Treibstoffkosten errechnet. Dadurch ist die Entscheidung nicht vom politischen Tagesgeschehen wie etwa Wahlen abhängig.

Im Juli wurde der Antrag der Grünen auf Aussetzung der Tariferhöhung im Kreisentwicklungsausschuss diskutiert. Die dadurch entstehenden Mindereinnahmen bezifferte AVV-Geschäftsführerin Dr. Linda Kisabaka damals auf zwei Millionen Euro jährlich. In Aichach einigte man sich auf einen Kompromiss. Demnach sollten die Preise zum 1. Januar 2023 zunächst um 4,9 Prozent, zum 1. Juli 2023 dann um weitere 4,78 Prozent erhöht werden. Die Gesellschafterversammlung lehnte dies aber ab, vermutlich auch deshalb weil die anderen Städte und Landkreise ohnehin schon höhere Defizitkosten durch den AVV haben als der Landkreis Aichach-Friedberg.

49-Euro-Ticket würde das ganze Tarifsystem "über den Haufen werfen"

Während die Verwaltung damit argumentiert, dass die Tarifanpassung wegen einer möglichen Einführung eines Nachfolgeangebots für das 9-Euro-Ticket nicht aufgeschoben werden sollte, argumentiert die SPD genau anders herum: Eine Tariferhöhung soll um mindestens sechs Monate verschoben werden, damit klar ist, wie das Nachfolgeprodukt konkret aussehen wird. Aus Sicht der Genossen geht von einer Erhöhung um zehn Prozent ein falsches verkehrspolitisches Signal aus. Außerdem würde das aktuell diskutierte 49-Euro-Ticket das Tarifsystem im AVV komplett auf den Kopf stellen. In der Begründung zum Antrag legt Hans-Dieter Kandler dar, dass ein Monatsticket für Fahrten von Mering nach Augsburg 120,90 Euro kostet, eines von Friedberg nach Augsburg 74,10 Euro. "Ein dauerhaft subventioniertes bundesweites Tarifangebot wirft das bisherige AVV-Tarifsystem völlig über den Haufen; es müsste weitgehend neu konzipiert werden", heißt es weiter.

Der Antrag der SPD fiel im Kreisentwicklungsausschuss allerdings durch. Es gab dafür neben der eigenen Stimmen lediglich die der Grünen und der ÖDP. Das wird dem Antrag der SPD in der Stadt Augsburg nicht helfen, der gestern verschickt wurde. Die Stadtratsfraktion SPD/Die Linke beantragt darin, dass diese indexbasierte Preiserhöhung bei den Tickets nicht an die Kunden weitergegeben wird, sondern für bis zu sechs Monate im kommenden Jahr aus Steuermitteln der Stadt Augsburg finanziert wird. Aber selbst wenn der Antrag durchginge, müsste ihn zwar Augsburgs Oberbürgermeisterin unterstützen, Landrat Klaus Metzger in der Gesellschafterversammlung hingegen gemäß der Entscheidung des Kreisentwicklungsausschusses ablehnen.

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