Nach dem verheerenden Brand in Sulzemoos am Mittwochabend ist die Betroffenheit in der Gemeinde groß. Annika Mumme und Valerie Arslan aus Sulzemoos hatten unmittelbar nach dem Feuer, bei dem eine Familie ihr Haus verlor, eine Spendenaktion über die Internetplattform Gofundme gestartet. Jeder war aufgerufen, einen symbolischen Euro zu spenden. Allein bis Freitagmittag kamen auf diese Weise über 84 000 Euro zusammen.
„Soforthilfe für die betroffene Familie Keller“ lautete der Titel des Spendenaufrufs für das junge Ehepaar Joanna und Stephan Keller. Die beiden haben bei dem Brand nicht nur ihr Haus, sondern auch Teile des familieneigenen Elektrobetriebs verloren. Die Spenden, so die Idee, sollten der Familie ermöglichen, schnell wichtige Gegenstände beziehungsweise Klamotten zu kaufen. Darüber hinaus profitieren die weiteren Betroffenen. Wenn ein Kind aus der Nachbarschaft bei dem Brand etwa alle Spielsachen verloren hat, werde Geld aus dem Spendentopf sicher auch für solche Ersatzkäufe hergenommen, betonte der Sulzemooser Bürgermeister Johannes Kneidl am Freitagmittag im Gespräch mit unserer Zeitung. Mit einer derart hohen Spendensumme habe er nicht gerechnet. „Die Hilfsbereitschaft ist wirklich überwältigend“, sagte er.
Wie berichtet hat der Großbrand am Mittwochabend einen Schaden in Höhe von mehreren Millionen Euro angerichtet. Das Feuer brach in einer Scheune aus und griff auf das angrenzende Wohnhaus der Familie über. Durch die Hitze wurden Fassaden benachbarter Häuser beschädigt oder ganz zerstört. Teile im Umfeld geparkter Autos schmolzen und Scheiben sprangen. Die Brandursache ist laut einer Sprecherin der zuständigen Polizeiinspektion in Ingolstadt bislang unklar. Auch die genaue Schadenshöhe steht noch nicht fest.
Brandermittler und ein Gutachter sollen Anfang nächster Woche Erkenntnisse zur Ursache und Höhe des Schadens erlangen. Ein Großaufgebot an Feuerwehrkräften rückte am Mittwoch gegen 22.40 Uhr zum Brandort aus und war über mehrere Stunden mit den Löscharbeiten beschäftigt. Ruhe ist am Ort des Geschehens aber auch zwei Tage nach dem Brand nicht so wirklich eingekehrt. Bürgermeister Kneidl berichtete von zahlreichen Schaulustigen, die sich das inzwischen abgesperrte Areal ansähen. „Da kommen ganze Radtouren vorbei“, erklärt Kneidl. Von seinem Fenster im Rathaus unweit des Unglücksorts sehe er immer wieder Autos und Menschen, die er „hier noch nie gesehen“ hat. Der Gemeindechef appelliert an die Schaulustigen, dieses Verhalten zu hinterfragen.
Die Familie, die ihr Haus verloren hat, sei inzwischen in einem anderen Haus untergekommen. Unmittelbar nach dem Brand hatten Sulzemooser um Annika Mumme neben der Online-Aktion auch eine Sachspendensammlung initiiert. Schulsachen und Kleidung etwa waren auf diese Weise schnell beisammen, bestätigt auch Bürgermeister Kneidl.