Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 17.10.2023 12:00

Die Welt von morgen

Ein Baustein der Engergiewende: große Freiflächen-Solaranlagen zum Beispiel entlang von Autobahnen. (Foto: Stock Adobe)
Ein Baustein der Engergiewende: große Freiflächen-Solaranlagen zum Beispiel entlang von Autobahnen. (Foto: Stock Adobe)
Ein Baustein der Engergiewende: große Freiflächen-Solaranlagen zum Beispiel entlang von Autobahnen. (Foto: Stock Adobe)
Ein Baustein der Engergiewende: große Freiflächen-Solaranlagen zum Beispiel entlang von Autobahnen. (Foto: Stock Adobe)
Ein Baustein der Engergiewende: große Freiflächen-Solaranlagen zum Beispiel entlang von Autobahnen. (Foto: Stock Adobe)

Wie kann die Welt von morgen aussehen? Mit dieser Frage beschäftigten sich alle 630 Schüler des Aichacher Deutschherren-Gymnasiums am Donnerstag. An jenem Tag war „die Multivision”, ein gemeinnütziger Verein aus Hamburg, zu Gast. Die Teilnahme an der bundesweiten Bildungsveranstaltung „Energievision – Wie wollen wir leben?” ermöglichte den Schülern die Sparkasse Aichach-Schrobenhausen, die 1325 Euro beisteuerte, damit die Veranstaltung über die Bühne gehen kann. Themen waren Nachhaltigkeit, Energie und vor allem eine strombasierte Energiewende. Die Schüler zeigten sich interessiert und ohne Scheu, sich mit Fragen, Antworten und Meinungen einzubringen.

Für je zwei Jahrgangsstufen war eine Doppelstunde reserviert, damit sie sich mit der „Energievision” auseinandersetzen konnten. Referent Stefan Simonis klopfte zunächst ein wenig den Wissensstand seiner jungen Zuhörer ab, er wanderte mit seinem Mikrofon auch in die Stuhlreihen und ließ vielfach Schülerinnen und Schüler zu Wort kommen. Er klärte Fragen wie: Was ist eigentlich Energie und woher kommt sie? Was ist der Treibhauseffekt? Und ist es ehrgeizig, ausreichend oder ungenügend, bis 2050 den Ausstoß der Treibhausgase um 95 Prozent zu senken?

Die Mehrheit der Siebt- und Achtklässler übrigens hält das Ziel für ehrgeizig und nicht ausreichend.

Zu einer ähnlichen Einschätzung kam auch das Bundesverfassungsgericht. Nach dem Urteil steckte die Bundesregierung sich ein neues Ziel: Deutschland soll klimaneutral werden bis 2045. Wie im Zeitraffer fasste das der Referent für die Schüler zusammen.

„Coole Idee”, aber Zweifel an der Umsetzung

Wie es gehen kann, dass „Erneuerbare” den Energiebedarf komplett decken, das zeigte ein Film, der ein Bild vom Deutschland im Jahr 2045 zeichnete. Die Vision: Das Ziel wird mit einer strombasierten Energiewende erreicht. Der Verkehr auf der Straße läuft autonom und elektrisch, entlang der Autobahnen gibt es große Solarfelder, versiegelte Flächen werden mit Photovoltaik überdacht. Große Windparks liefern drei Mal so viel Strom wie bisher, und intelligente Kameras auf den Windrädern sorgen für Vogelschutz. Häuser brauchen weniger Energie als bisher, sie sind mit Wärmepumpen versehen und an Wärmenetze angeschlossen, die Abwärme aus Kanalisation oder U-Bahn-Tunnel nutzen.

Die Industrie gestaltet ihre Produktion und ihren Energiebedarf flexibel und richtet sich zum Beispiel nach dem Angebot des Stroms vom eigenen Dach. Bei „Dunkelflaute” springt grüner Wasserstoff als Energielieferant ein, der beispielsweise in ehemaligen Erdgas-Löchern gespeichert ist. In den Städten gibt es zusätzlich leistungsfähige Blockheizkraftwerke. Über ein europaweit ausgebautes Stromnetz fließt immer Strom von Offshore-Parks. „An der Küste weht immer irgendwo Wind”, so der Referent. Ein grünes Wasserstoffnetz, das sich bis Südeuropa und Nordafrika ausdehnt, deckt 20 Prozent des Energiebedarfs und ist eine „Chance für den Industriestandort Deutschland”.

Auf den Film aus der Denkfabrik Agora Energiewende und der Fraunhofer Gesellschaft reagierten die Schüler interessiert und mit Fragen. Aus den Reihen der Siebt- und Achtklässler kamen Äußerungen wie: „Das ist eine coole Idee, aber ich halte die Umsetzung für sehr schwierig.” Die Technik sei noch nicht so weit, die Umsetzung koste viel zu viel Geld, waren Bedenken. „Wie soll man die Menschen dazu bringen, dass sie aufhören Auto zu fahren?”, war eine weitere Frage. „Wie steht's um Akkus und Lithium in so großer Menge und wie soll man die Batterien all dieser Elektrofahrzeuge entsorgen?”, wollte ein weiterer Schüler wissen.

Der Referent legte sich ins Zeug, die Zweifel auszuräumen. Er sagte: „Das Geld ist eigentlich da.” Und: „Akkus kann man gut recyclen und über 90 Prozent der Bestandteile wieder verwerten.”

Vielleicht ist es ihm gelungen, den einen oder die andere zu überzeugen. Von Schülerinnen der fünften Klassen jedenfalls wurde dem Schulleiter Frank Schweizer direkt nach der Veranstaltung ein Umweltprojekt vorgeschlagen.


Ines Speck
Ines Speck

Redakteurin

north