Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 11.12.2022 16:19

Die Blauen im roten Kleid

Lady in red in der Wellachmühle: Claudia Pichler (Foto: Thomas Weinmüller)
Lady in red in der Wellachmühle: Claudia Pichler (Foto: Thomas Weinmüller)
Lady in red in der Wellachmühle: Claudia Pichler (Foto: Thomas Weinmüller)
Lady in red in der Wellachmühle: Claudia Pichler (Foto: Thomas Weinmüller)
Lady in red in der Wellachmühle: Claudia Pichler (Foto: Thomas Weinmüller)

Dass ein Lied über eine „Essigessenz“ Zuhörer zu Beifallsstürmen und Lachsalven begeistern können, bewies am vergangenen Wochenende Claudia Pichler in ihrer skurrilen und schrägen Art auf der ausverkauften Kleinkunstbühne der Weilachmühle in Thalhausen. Die Premiere des Liedes, so Claudia Pichler weiter, fand im Frauengefängnis in Aichach statt, „da war die Fluchtgefahr nicht so groß“, aufgrund den grauenvollen Tönen dieses „mitreißenden“ Liedes.
Christian Tesch, der Inhaber der Weilachmühle, war stolz, Claudia Pichler schon zum dritten Mal auf seiner Bühne begrüßen zu dürfen. Äußerst interessant ist der Werdegang des „Multitalents“. Aufgewachsen in der Alto-Straße in Aubing war sie das einzige Kind im Kindergarten, das bayrisch sprach, so Claudia Pichler schmunzelnd zu ihrem Publikum. Erzogen wurde sie „normal katholisch“. Der Spruch „Herr ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach“, habe sie immer nachdenklich gemacht, denn warum sollte Gott gerade zu ihr nach Aubing kommen?

Nach der Schule hat sie dann Germanistik studiert, obwohl sie nie einen deutschen Leistungskurs absolviert hatte. Für ihre Doktorarbeit hat sie sich den „größten bayerischen Philosophen“ ausgesucht – Gerhard Polt. „Ich wollte nicht wie 1000 andere auch eine Doktorarbeit über Thomas Mann schreiben“, so Claudia gegenüber unserer Zeitung. Nachdem Sie als Künstlerin bei der Agentur von Michael Well unter Vertrag ist, ist sie natürlich besonders stolz, nun schon zum dritten Mal im „Wohnzimmer“ von Polt und den Wellbrüdern aufzutreten.
Man musste schon etwas dem „Bayerischen“ mächtig sein, um Claudia Pichler, und ihren Geschichten und Liedern dem ganzen Abend folgen zu können. Obwohl ihr derzeitiges Programm „Eine Frau sieht weiß-blau“ heißt, und sie als ein Münchner-Original natürlich „Löwen-Anhänger“ ist, kam sie in einem knallroten langen Kleid. „I hob einfach gemerkt, dass die rote Farbe, die Zuschauer mehr anzieht, ois wos blaues“, so Claudia.

Die Zuschauer waren aber auch so von ihrer ersten Geschichte an in den Bann gezogen. Claudia fand es immer mehr schade, dass traditionelle Sportarten, wie das „Raffa“, auf Deutsch auch Raufen genannt, in Bayern aussterben. „Du brauchst kein Hightech-Sportgerät, sondern nur a Schmoiz (Kraft) und davon vui.“ Und ohne Rechtsschutzversicherung sei dies Sportart in der dieser Zeit, wo jeder jeden verklagt, auch nicht unbedingt empfehlenswert.
Mit ihren Männern hatte die Künstlerin auch kein so rechtes Glück. Ihr Freund, a Wiener Würstel, oder auch liebevoll von ihr „Schluchten-Schorschi“ genannt, machte erst vor Kurzem Schluss mit den Worten „Geh herst - es is aus“. Und als dieser „Schluchten-Schorschi“ der Metzgerin, dem „Flidscherl“ von nebenan, einmal schöne Augen machte, hat dieser auch erfahren, was es bedeutet, wenn man sich statt Rasierwasser dann Essigessenz in das Gesicht nach der Rasur reibt. „So jodelt net mal der Gabalier“, wie der Schorschi nach dieser Aktion.

Weil mit dem Schorschi nix worden ist, hat sie sich auch dann auf die „Dating-Medien“ verlassen. Als Bayerin durch und durch hat sie sich mit ihrem Date in einem Wirtshaus getroffen statt in einer Cocktailbar. „Was bestellt sich mein Gegenüber“, so Claudia. „A Nackerte (Wollwürste) und als Nachspeise „Auszogne (Kücherl)“, was für Claudia doch etwas sexistisch war. Nach ihre Bestellung von „sauren Zipfeln“ und Presssack habe sie den Chauvinisten nicht mehr gesehen.
Beim Thema Twitter und Shitstorm tat ihr vor allem der Trainer ihrer „ungeliebten“ Road’n leid, Julian Nagelsmann. „Was musste der sich anhören, als er einmal seine Mannschaft mit der Feuerwehr aus „Südgiesing“ verglichen hat. Obwohl es erst mal gar keine Feuerwehr in Südgiesing gibt, musste er doch zum Bittgang mit Geschenken bei der Feuerwehr in Schwabing anrücken. Und wenn man dann die Affäre von König Ludwig I mit Lola Montes wertmäßig aufrechnen würde, so würde schon die Feldherrnhalle rauskommen, wobei es bei ihr, so Claudia Pichler, wohl nicht mehr als das Feuerwehrhaus in Südgiesing reichen würde.
Den Abschluss der 90 kurzweiligen und humorvollen Minuten, bestehend aus schrägen Geschichten und tonlich missratenen Stücken in Mundart, bildete ein Lied über den „Tatort“. Man sollte diesen nie allein schauen, aber sie braucht auch keinen Mann dazu, da „Tatort“ für sie die „Deutsche Antwort auf James Bond“ ist. Mit einer Zugabe über das Herbstfest in Neuaubing und den Worten „Frauen sind besser bezahlt vom Heiratsmarkt als vom Arbeitsmarkt“ verließ sie mit ihrem knallroten Kleid und einem breiten Grinsen im Gesicht die Bühne.

Im Januar 2023 geht es mit dem Kulturprogramm in der Weilachmühle weiter und für folgende Veranstaltungen können noch Karten über die Webseite www.weilachmühle.de gebucht werden: 14. Januar: Auf D’Saitn, 21. Januar: Max Joseph und am 4. Februar: Franziska Wanninger. Auch im März sind noch einige Veranstaltungen buchbar.

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